Erdbeermörder

Früher waren es Ratten, die die Pest in die Welt trugen und unzählige Menschen dahinrafften. Heute ist Ehec die Pest und übertragen wird sie durch Gülle aus Holland und den Erdbeerverkäufern, die allerorten am Straßenrand oder vor Supermärkten stehen und ihre ungewaschenen, von holländischer Gülle gedünkten Rotfrüchte in höchst viraler Form an die Leute verteilen. Man sollte die Verkäufer mal fragen, ob ihnen eigentlich klar ist, was sie da tun.

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Sie Schwein! Mörder! Ja, genau! Ein Erdbeermörder sind Sie!

Was?

Ich habe Sie durchschaut! Sie stehen bei den Holländern in Lohn und Brot und ihr Ziel ist es, uns alle zu verseuchen mit ihren fröhlich-frisch leuchtenden Erdbeeren, aber mich kriegen Sie nicht! Mich nicht!

Wie bitte?

Ja klar, leugnen Sie ruhig, wie man es Ihnen in den holländischen Geheimtraininscamps für Erdbeerterroristen beigebracht hat.

* Erstaunter Blick. Alles eingeübt! *

Auf dem Schild sollte Ehec-Beeren statt Erdbeeren stehen!

* Noch erstauntere Blicke. Der Mann ist gut *

Jetzt tun Sie doch nicht so. Sie wissen doch genau, dass diese Dinger voller Ehec-Erreger sind. Sie wollen uns vergiften, verseuchen und meucheln. Sie sind erst zufrieden, wenn wir mit Bauchkrämpfen und blutigem Stuhl vor Ihnen liegen. Wahrscheinlich würden Sie mir noch kurz den Puls messen und wenn der weg ist, schicken Sie eine SMS an Ihre holländischen Schergen, damit die Ihnen die Kopfprämie auf Ihr Konto in Luxemburg überweisen.

* Es ist unglaublich, wie erstaunt manche Leute schauen können *

Da staunen Sie, was? Ich weiß alles! Hah!

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Ich will keine Paranoia schüren, aber die Holländer mit ihren Wohnwagengespannen, die man auf der Autobahn so überholt, haben in letzter Zeit schon ein komisch-wissendes Lächeln auf den Lippen, wenn man an ihnen vorbeizieht. Vielleicht sollte man jeden Erdbeerverkäufer zwingen selbst eine seine Erdbeeren zu probieren, bevor man sich ein Schälchen kauft. Wenn er das verweigert oder darauf beharrt, die Erdbeere vorher in heißes Wasser zu tauchen, sollte einem das zu denken geben…

Es reicht! Die armen Kinder!

Jeden verdammten Montag ist immer wieder auf der gleichen verdammten Strecke ein Unfall. Immer. Jedesmal. Und jeden verdammten Montag fahre ich von der Autobahn ab und tuckere durch Ortschaften, denen es gar nicht so recht ist, dass man durch sie hindurch tuckert. Zumindest sind in jeder zweiten große Plakate an Häuserwänden angebracht, auf denen “10000 Autos am Tag!” und “Es reicht” steht. In manchen Ortschaften wird auch noch die allseits beliebte Kinderkeule ausgepackt: “Smog und Lärm tut Kindern nicht gut” oder ähnliches. Teilweise sind die Plakate in gefühlten 10 Punkt Arial beschriftet. Insofern braucht man sich nicht wundern, wenn zu Smog und Lärm auch noch Auffahrunfälle aufgrund von plötzlichen Bremsaktionen Lesefreudiger, aber an der Schriftgröße Verzeifelnder den Kindern nicht nur nicht gut tun, sondern sie auch noch verängstigt zurücklassen.

Ich sollte da außen vor sein. Nachdem ich jeden verdammten Montag durch diese Käffer tuckere, kenne ich die meisten Plakate schon auswendig und wenn vor mir einer in die Eisen steigt, um genauer nachzulesen, um was es da geht, kann ich ihm den Text mittlerweile zubrüllen. “Idiot! Da steht, dass es den Leuten nicht recht ist, dass wir hier sind. Also mach hin, damit wir schnell wieder wegkommen. Damit tun wir den Leuten und auch mir einen Mördergefallen!” Und bei Nichteinsichtigkeit kommt die Kinderkeule: “Und die Kinder! Denk doch mal an die Kinder, Mann!”

Herr Rach, kommen Sie! Schnell!

Vor vielen Jahren war dieser beschauliche Ort eine Hochburg der Pizzaszene. Zeitweise hatten wir drei Pizzerien in einer Straße. Irgendwann flaute das Ganze ab und der Hype um die italienische Teigwaren war dahin. Außerdem gab es mehr und mehr pakistanische Italiener, die in ihren hygienisch grenzwertigen Lokalitäten neben Burgern (amerikanisch), Tortillas (mexikanisch), Hühnchen Bombay (indisch), Nasi Goreng (chinesisch) auch Pasta und Pizza (italienisch) zum Verzehr anboten und auch noch frei Haus lieferten (ab 20 Euro eine 2-Liter-Flasche Rostentferner aka Lambrusco kostenlos). Immerhin hielten sich noch zwei der alteingesessenen Pizzerien einigermaßen über Wasser (San Pellegrino, nehme ich an). Die Wirtin in dem einen Laden schaute immer wie die Korsen bei Asterix in Korsika, so als hätte man sie irgendwann mal schwer beleidigt, so schwer, dass sie das bis ans Ende ihrer Tage nie mehr vergessen könnte und um einem klarzumachen, wie tief diese Beleidigung sitzt, wie tief dieser giftige Stachel sich in sie gebohrt hat, bestrafte sie einem mit diesem korsischen “Du hast mich beleidigt”-Blick. Was für eine Beleidigung das auch immer gewesen sein könnte: sie bezog sich sicher nicht auf die Pizzen, denn die waren äußerst lecker. Das wären sie heute bestimmt immer noch, hätte es da nicht einen bösen Streit zwischen Vater und Sohn gegeben – mit einem für hiesige Verhältnisse dramatischen Finale: der Sohn erschlug den Vater und zündete ihn anschließend auch noch an. Somit war die Küche verwaist, da Senior-Koch tot und Junior-Koch im Knast. Eine Küche ohne Köche ist aber wie ein Kondomautomat im Vatikan: ziemlich nutzlos. Außerdem war die italienisch-korsische Witwe natürlich geschockt ob der Ereignisse und nicht gewillt den Laden weiter zu führen. Mittlerweile ist in den Räumlichkeiten eine 24-Std-DVD-Ausleihstation. Grundsätzlich super, nur leider wenig lecker. Bei manchen DVDs sogar eher geschmacklos.

Somit haben wir also von ehemals drei Pizzerien in dieser Straße nur noch eine. Die war all die Jahre auch nicht die schlechteste und man konnte da guten Gewissens jemanden hinschicken oder auch selber mal hingehen. Das Konzept “Lieferservice” hat man dort zwar auch irgendwann übernommen, aber mit 40 Minuten Lieferzeit im Optimalfall für die paar Meter anscheinend nie verinnerlicht. In 40 Minuten verköstigen die pakistanischen Italiener sämtliche Fußballmannschaften im Umkreis von zehn Kilometer. Aber egal, die Pizzen sind immer noch ziemlich gut.

Gestern habe ich dort etwas bestellt: zwei nicht sonderlich komplizierte Pizzen, ein gemischter Salat, keine Sonderwünsche. Bei der telefonischen Bestellannahme kein pakistanischer Akzent (Esra ksese? Mit schaf?) und alles kam richtig an. Alles fertig in 30 Minuten hieß es (insofern kommt es mit 40 Minuten Lieferzeit eigentlich auch hin. Müssen die Fußballmannschaften eben weiterhin bei den anderen bestellen) und somit war ich 30 Minuten später vor Ort. Leider auch diverse Gäste eines hier stattfindenden Trike-Treffens plus ein paar anderen Gästen. Das Restaurant war zu 70 Prozent belegt, würde ich mal sagen. Trotzdem hatte die Herrin des Hauses, die eine andere ist, als ich in Erinnerung habe, wie sie sagte “Stress bis zum Abwinken” und somit war auch meine Bestellung weder fertig noch überhaupt in der Mache. Nicht schön, aber auch kein Beinbruch (wurde aber geistig dennoch notiert für weitere anstehende Geschäftsverbindungen. Wenn sich solche Aktionen häufen, haben die pakistanischen Italiener bald mehr zu tun). Man steht dann eben rum, wartet und hat Zeit sich mal umzuschauen. Selbstgemachtes Eis gibt es dort anscheinend nicht mehr. Dafür viel Chaos hinter der Theke mit leeren Flaschenkartons, herumstehenden Flaschen, diversem Krimskrams und Spinnweben an den Ziegeln, des mediterran wirkend sollenden Ambiente. Wen man das so sieht, überlegt man sich zweimal, ob man eine Pizza Funghi bestellt, weil man sich nicht sicher sein kann, ob da nicht eine Margherita einfach nur einmal über die Theke gezogen und quer durch den Raum gewedelt wird.

Deshalb: Kommen Sie mal vorbei, Herr Rach! Schauen Sie sich um, trauen Sie sich in die Küche und helfen Sie! Aber bloß kein Streit vom Zaun brechen: da leben Pizzabäcker hier am Ort nicht mehr lange und wenn der Laden auch noch zumacht, haben die pakistanischen Italiener das Monopol. Die Preise werden in exorbitante Höhen klettern; genau wie die Lieferzeiten. Das wollen wir natürlich auch nicht.