Meine Spülmaschine klingt komisch

Die Spülmaschine klingt nicht gut. Nicht, dass eine Spülmaschine wie Pavarotti oder Adele klingen müsste, ganz und gar nicht. Eine Spülmaschine sollte spülen. Im Idealfall Geschirr. Deshalb ist Spülmaschine auch nur die Kurzform, komplett heißt das Geschirrspülmaschine, aber wer hat schon immer die Zeit „Geschirrspülmaschine“ zu sagen (geschweige denn zu schreiben), wenn man in den Mühlen des Alltags steckt. Da ist ein keckes „Spülmaschine“ doch weitaus schneller platziert als dieses umständliche und voluminöse „Geschirrspülmaschine“.
Dieses Problem gab es schon immer, weshalb sich im achtzehnten Jahrhundert die Kurzform „Spülmaschine“ für „Geschirrspülmaschine“ eingebürgert hat. Wie die Maschinen damals klangen, weiß ich allerdings nicht. Wahrscheinlich auch nicht nach Pavarotti oder Adele, aber ganz bestimmt auch nicht wie meine. Die klingt nämlich gerade wie kotzende Teenies nach einem Flatratesaufabend.
Das ist kein schönes Geräusch. Ich sollte es aufnehmen und bei Youtube als „LeFloid zeigts Euch jetzt allen mal!“ oder „DagiBee schminkt sich wie nie“ hochladen, damit die Kids in Erwartung neuester Machwerke ihrer Youtube-Stars draufklicken und endlich mal hören, wie Flatrateabendkotzgeräusche klingen – nämlich ziemlich eklig. Und bei meiner Maschine ist (hoffentlich) hinterher wenigstens das Geschirr sauber, was man bei kotzenden Teenies nicht behaupten kann. Ganz im Gegenteil: was die dank billigem Fusel und untrainierten Mägen von sich geben, hat mit Sauberkeit soviel zu tun wie normales Geschirrspülmittel mit den neuen, sich selbstauflösenden Gelkapseln, die von einem Heer exzellenter Wissenschaftler in jahrelanger Forschungsarbeit entwickelt wurden. Sagen zumindest die Hersteller. Vielleicht sollte man den Teenies bei ihren Flatratesauftouren ab und an mal so eine Gelkapsel ins Glas werfen – eventuell blinken die Toilettenschüsseln danach so weiß wie schon lange nicht mehr? Und der Mundgeruch ist am nächsten Tag sicher auch erträglicher.
Dass die Geschirrspülmaschine, die ich der Einfachheit halber nur „Spülmaschine“ nenne, nun solche Geräusche von sich gibt, gefällt mir trotz des sauberen Geschirrs überhaupt nicht. Ich wüsste nur nicht, wie ich das ändern könnte. Saufende Teenies kann man mit Hausarrest bestrafen. Das macht bei einer Spülmaschine wenig Sinn: die steht schon seit Jahr und Tag an der gleichen Stelle und die ist im Haus. Da bringt Hausarrest nicht viel. Ich könnte ihr aber drohen, dass sie raus muss, wenn sie das mit dem komischen Geräusch nicht bald sein lässt. Ich habe allerdings keine Lust, die doofe Maschine rauszutragen, nur damit ich nicht als jemand dastehe, der zwar mit Strafe droht, aber das dann doch nicht durchzieht. Außerdem gefällt es der Maschine womöglich da draußen und sie will gar nicht mehr rein. Das würde die ganze Sache noch mehr verkomplizieren: Beschwerden der Nachbarn wegen der ekligen Geräusche meiner Spülmaschine wären sicher unausweichlich. Verstände ich sogar. Nervt mich ja selbst. Also das Geräusch, nicht die Nachbarn.
Ich denke, ich warte einfach mal ab. Vielleicht ist das auch nur ein vorübergehendes Phänomen, das so schnell wieder verschwindet, wie es aufgetaucht ist. Vielleicht hat die Spülmaschine ja auch nur sowas wie ein Kratzen im Hals. Beim nächsten Spülgang spendiere ich neben der High-Tech-Gelkapsel auch noch eine Ricola. Wer weiß: vielleicht ist das Problem damit schon gelöst. Man wird sehen.

Stille Kämmerchen, Denkkappen und Wundermaschinen

Es gibt ja wirklich alle möglichen Arten von Maschinen. Waschmaschinen, Brotbackmaschinen, Spülmaschinen, Betonmischmaschinen, Bierflaschenabfüllmaschinen und bestimmt gibt es auch Maschinenreinigungsmaschinen (wenn die das gegenseitig machen können, die Maschinen, dann brauchen die uns bald nicht mehr).

Der übliche Weg – so stelle ich mir das zumindest vor – ist der, dass es eine Tätigkeit gibt, die entweder sehr zeitintensiv, sehr diffizil oder einfach tierisch nervig ist. Also wird ein Ingenieur gerufen, der sich mal anschaut, was da genau zu tun ist. Danach geht er in ein stilles Kämmerchen, setzt seine Denkkappe auf und denkt nach. Nach Stunden, Tagen oder gar Monaten kommt er wieder aus dem Kämmerchen, die Denkkappe ist ganz schwarz vom Ruß des vor lauter Nachdenken qualmenden Kopfes, und präsentiert die Pläne für eine Wundermaschine, die besagte Tätigkeit schneller, genauer oder weniger genervt erledigen kann, als ihr menschliches Pendant. Die Maschine wird entsprechend der Pläne gebaut, an die Steckdose angeschlossen und schon sind alle glücklich. Vielleicht bis auf das nun arbeitslose menschliche Pendant, aber immerhin ist es vorbei mit dem Genervtsein ob der blöden Tätigkeit, denn die macht ja ab sofort die Wundermaschine.

Vor einiger Zeit saß einer dieser Ingenieure in seinem stillen Kämmerlein, die Denkkappe zeigte schon erste Zersetzungsspuren, denn es gab viel zu grübeln, aber er hat es geschafft und so durfte ich letztens die von ihm entworfene Maschine im Einsatz erleben. Ein wahrlich erhebender Moment.
Im ersten Moment macht sie einen eher unscheinbaren Eindruck: etwa mannshoch, im typischen Maschinenblau (Maschinen sind entweder einheitlich grün, blau, seltener rot), gibt es unten eine Zufuhr für Papier, das von einer breiten Rolle kommt. Bedient wird die Maschine mittels eines Fußschalters oder über eine Lichtschranke, die an einem Arbeitstisch angebracht ist. Aktiviert man die Maschine auf die eine oder andere Art passiert folgendes: das Papier wird in die Maschine gezogen, es kruschelt darin und aus der Maschine kommt oben (bei Betätigung des Fußschalters) oder direkt am Arbeitstisch (bei Aktivierung via Lichtschranke)…zerknülltes Papier! Genau! Das ist eine Papierzerknüllmaschine! Ist das nicht großartig? Die Maschine schnappt sich Papier und zerknüllt es! Nicht zu fassen. Wenn ich wüsste, wo der Erfinder dieser unglaublichen Maschine wohnt… ich würde glatt mal vorbeifahren und ihm einen selbstgebackenen Marmorkuchen bringen, als Würdigung für diese Erfindung.

…Und draußen vor der Halle in der die Maschine steht, sitzt ein trauriger, alter Mann, wirft kleine Steinchen auf den Parkplatz und murmelt etwas von „…ich habe das mindestens genauso schnell und gut gemacht und genervt war ich auch nie…“

PS: Das zerknüllte Papier wird übrigens zum Schutz in Versandkartons gelegt, damit der Ware nichts passiert.

Gemeinsame Interessen

Paare sollten gemeinsame Interessen haben. Das ist essentiell und extrem wichtig, damit die Beziehung funktioniert. Welche Interessen das sind, ist zweitrangig. Einfach irgendwelche Dinge, die man gemeinsam tut, unternimmt, macht. Briefmarken sammeln zum Beispiel. Oder einen Nutzgarten anlegen. Sex! Es gibt Paare, die schwören auf Sex als gemeinsames Interesse. Habe ich gehört. Manche fahren auch gemeinsam Rad. Das ist auch toll. Man unternimmt was in der freien Natur, hat Bewegung und ist unter Leuten. Gut, je nach Vorlieben, ist es beim Sex ähnlich, aber gemeinsames Radfahren ist gesellschaftlich eher akzeptiert.
Grundsätzlich ist da ja auch nichts dagegen einzuwenden, nur: muss es soweit gehen, dass man als Paar dann auch wirklich die ganze Zeit nebeneinander fährt? Wenn man mit dem Rad auf einer Autobahn unterwegs ist, macht das nichts – da ist genug Platz – aber auf einem schmalen Radweg wird es schon ein bisschen eng. Vor allem, wenn der männliche Part des Radelduos an seinem Lenker zwei Außenspiegel befestigt hat, die jede Harley neidisch werden lassen und die Dame über ein Hinterteil verfügt, auf dem fünf Pokestopps und zwei Arenen Platz hätten. Zusammen ergibt das eine „Gesamtfahrzeugbreite“, die sich nur im Millimeterbereich unter der tatsächlichen Breite des Fahrradwegs bewegt.

Mathematik war nie mein Lieblingsfach. Diese dämlichen Züge, die an verschiedenen Bahnhöfen losfahren und sich irgendwann an einer bestimmten Stelle treffen werden (was man berechnen soll)… wenn interessiert denn sowas? Ok, den Sachverständigen, der den genauen Hergang des Zugunglücks rekonstruieren soll wahrscheinlich schon. Aber seien wir doch mal ehrlich: wieviele Zugunglückssachverständige gibt es in Deutschland? Allzu viele dürften es nicht sein und trotzdem werden schon seit Generationen Kinder genötigt, so einen Mist auszurechnen. Vielleicht hätte Mathematik einen besseren Ruf, wenn es auch mal um realitätsbezogene Rechenaufgaben ginge. Sowas wie:

Breite des Fahrradwegs – (Lenker + Harleyaußenspiegel) – Breite des Hinterns ≠ mein Fahrrad und ich

Meinetwegen kann dann noch ein Sachverständiger nachforschen, wo wann wer losgefahren ist – ausgehend von der Stelle des Zusammenstoßes, aber das ist einem selbst wahrscheinlich relativ egal, wenn einem ein Harley-Außenspiegel im Kopf steckt und man unter einem Hintern von der Größe des Saarlands nach Luft schnappt.

Bei manchen Pärchen wäre es besser, wenn sie gemeinsam Briefmarken sammeln würden. Oder einen Nutzgarten anlegen. Von mir aus können sie es auch mal mit Sex probieren – solange sie dabei kein Faible für Harley-Außenspiegel haben und das Ganze weit weg von Fahrradwegen stattfindet.

Passiver Enthusiasmus

Es stimmt schon: die schnellsten sind sie nicht, die Schweizer. Merkt man jetzt gerade, da immer wieder vereinzelte Böller explodieren. Der Nationalfeiertag war gestern, aber bei manchen dauert es halt länger, bis sie das Feuerzeug parat, den Böller ausgepackt, die Lunte in Position gebracht und diese schließlich entfacht haben und schwupp ist man einen Tag zu spät dran. Ich mache den Leuten da gar keinen Vorwurf. Geht mir ja oft nicht anders. Wie oft stand ich schon im Garten und dachte daran, dass ich den Rasen doch endlich mal mähen sollte und hastenichtgesehen ist das Gras schon so hoch, dass man den Rasenmäher darin nicht mehr findet und eigentlich lohnt es sich auch gar nicht mehr, weil es laut Wettervorhersage ja eh in den nächsten Tagen anfängt zu schneien. Wieso sollte ich also auf die Idee kommen, den Schweizern ob ihres massiv ausgebremsten Aktionismus Vorwürfe zu machen.

Wenn man längere Zeit in der Schweiz ist, muss man übrigens aufpassen. Es kann passieren, dass man assimiliert wird. So berichtete heute ein Deutscher, der schon seit längerer Zeit in der Schweiz wohnhaft ist, von seinem „passiven Enthusiasmus“ (dies in Bezug auf Twitter und Co.). In welchem anderen Land auf der Erde könnte es zu einem Phänomen wie „passivem Enthusiasmus“ kommen, wenn nicht in der Schweiz? Ich muss gestehen, dass mir als Liebhaber schöner Worte immer noch ein klitzekleines Tränchen im hintersten Augenwinkel hängt, ob dieser grandiosen Wortschöpfung: Passiver Enthusiasmus. Hach, wie schön.
Wenn sich das mit dem Assimilieren auf alle Bereiche auswirkt, hätte der Begriff „passiver Enthusiasmus“ gestern schon das Licht der Wortwelt erblicken sollen – aber manches dauert hier halt einfach länger.