Gelber Staub

Trotz des Regens gestern und teilweise auch heute ist er noch da: der gelbe Staub. Nicht mehr so offensichtlich wie die Tage davor, aber dennoch: alles hat einen leichten Gelbschimmer. Sieht scheiße aus und nervt. Dank diesem Artikel weiß ich nun auch, dass dieses Zeug “eine Mischung aus Blütenpollen und Ausscheidungen von Insekten” ist. Blütenpollen wäre ja noch ok. Zartes Gewese üppig blühender Blümchen. Das hat ja schon fast was Lyrisches (auch wenn die gelbe Farbe vom Raps kommt und der ja nun einem ganz anderen Revier enspringt als Lyrik, aber seis drum). Dass da aber noch Ausscheidungen von Insekten mitwabern… Pfui bäh! Muss das sein? Da ziehen gelbe Wolken aus Rapsausdünstungen, durchmischt mit Insektenscheiße durchs Land? Na super.
Ich werde den Mist nicht auch noch unterstützen! Das Rapsöl fliegt raus und was ich mit den freikackenden Insekten anfange überlege ich mir noch. Aus biblischer Sicht müsste ich ja …Auge um Auge und so …aber nee, das lass ich denn lieber mal.

Grillen Teil II

Grillen ist ganz einfach, sollte man meinen, wenn man sich die Kandidaten so anschaut, die das können. Mit Müh und Not den Alkoholpegel auf ein Niveau gebracht, damit sie nicht schon beim Grillaufstellen auf den Rost kotzen aber am Ende sieht das Zeug dann doch ganz manierlich aus. Grillen kann also jeder.

Stimmt so nicht: ich habe jetzt schon zum zweiten Mal das Problem, dass die Kohle nicht heiß genug wird bzw. bleibt. Vielleicht liegt es an der billigen Kohle, vielleicht nehme ich zuwenig davon. Immerhin glühen sie jetzt, was einzig und allein diesem großartigen Anzündkamin zu verdanken ist …wobei es mir ein Rätsel ist, warum besagte Herren mit dem Alkoholspiegel einer ganzen Horde flatratesaufender Teenies das auch ohne hinkriegen. Das Glühen meiner Kohlen hält aber nicht wirklich lange vor und so richtig heiß ist es auch nicht lange. Zumindest nicht lange genug. Und irgendwann gefrustet dann doch noch die Pfanne aus dem Schrank zu holen und das Grillgut zum Pfannengut umzufunktionieren kann ja auch nicht die Lösung sein.

Beim Anzündkamin (Der übrigens großartig ist. Erwähnte ich das bereits?) ist ein 2-Kilo-Sack beste Weber-Kohle dabei. Die kommt beim nächsten Mal zum Einsatz und zwar die komplette Tüte. Ich bin gespannt, wie das wird. Sicherheitshalber besorge ich schon mal Unmengen an Fleisch. Wenn die Kohle nämlich wirklich bis zu vier Stunden powert, muss genug Grillmaterial da sein. Was übrig ist wird eingefroren. Machen die im Laden ja auch nicht anders.

Die Schweizer nennen es übrigens grillieren

…aber die Schweizer sind in vielem seltsam. Die werden ja schon pampig, wenn irgendwelche andere Länder behaupten, sie hätten eine bestimmte Bonbon-Sorte erfunden. Dann schicken sie einen kleinen Bürokraten los, der die Sache klarstellt. Schon alleine um dem Kerl nicht begegnen zu müssen, werde ich niemals nie behaupten, dass ich es war, der Ricola erfunden hat.

Bei uns nennt man es nicht grillieren, sondern einfach nur grillen. Das ist an Tagen wie diesen Volkssport und im Supermarkt am Ort kommt man nicht nach, Fleisch aufzutauen, es in Marinaden zu ersäufen und ins Kühlregal zu stellen. Das stimmt: auf den Verpackungen steht “aufgetaut”. Sogar in einigermaßen großer Schrift. Viele werden es trotzdem nicht lesen und sich das aufgetaute Zeug auf die Webergrille hauen. Ob es gut oder schlecht ist aufgetautes Fleisch zu nehmen sei mal dahin gestellt, aber letztlich gehe ich in den Laden um mir einigermaßen frisches Fleisch zu besorgen. Auftauen und in ranzigen Yoghurt mit vertrockneten Gewürzen einlegen würde ich auch noch hinkriegen. Nur mit dem Schlachten haperts. Ansonsten hätte ich wahrscheinlich auch noch Kühe im Garten für die Frisch-Grillfleischversorgung. Aber da es auch ziemlich fies wäre, so eine Kuh für ein paar Steaks zu erschießen, lasse ich das lieber. In den Laden kommen aber viele Leute, die keine eigenen Kühe, dafür aber Lust auf Steaks haben. Somit lohnt es sich die Kuh zu meucheln. Da kann man dann um einiges mehr von ihr verwerten und sie ist nur für den schnellen Grillgenuss eines einzigen gestorben und verendet mehr oder weniger körperlich unversehrt – sieht man von den zwei herausgeschnittenen Steaks ab. Und der Schußwunde in der Stirn. Ok, die Ohren würde ich vielleicht auch abschneiden. Da kann man bestimmt ein lustiges Faschingskostüm draus basteln. Aber trotzdem: viel Tod für wenig Steak. Dann doch lieber in den Laden. Dort wartet man, bis sich genug Interessenten gefunden haben. Dann geht der Azubi nach hinten, erschießt die Kuh und kommt mit feinstem Fleisch zurück an die hygienisch astreine Fleischtheke. Wer mariniertes Fleisch will kriegt das von der Kuh von gestern, das über Nacht feinste Ziegenmilch und würzige Kräuteraromen in seine Poren aufgesogen hat. Sollte man zumindest meinen, aber nein: die tauen da irgendwas auf.

Ich habe mich dann für Bio-Hackfleisch entschieden, verpackt unter Schutzatmosphäre (was auch nicht gut ist, aber was will man machen). Das wird dann morgen grilliert äh gegrillt. Es ist übrigens gemischtes Hackfleisch. Somit musste also nicht nur eine Kuh, sondern auch noch ein Schwein meinetwegen dran glauben. Ich schätze das gibt Abzug bei den Karmapunkten.

Stau

Heute morgen, kurz nach Sieben auf der Autobahn. Auf der Gegenfahrbahn steht ein weißer BMW schräg auf der Fahrbahn, am Seitenstreifen, bzw. noch ein gutes Stück weiter in der Böschung steht ein Lastwagen mit Anhänger. Erster Gedanke: Autsch, hoffentlich sind alle Beteiligten unverletzt. Aber es ist kein Rettungswagen weit und breit zu sehen und die Polizei stiefelt ziemlich entspannt an der Unfallstelle herum. Deshalb zweiter Gedanke und schon einige Kilometer weiter beim Blick auf den Megastau: Das müsst ihr positiv sehen, liebe Stausteher: lieber ihr als ich.
Es entspannt ungemein, wenn man selbst einigermaßen zügig seinem Ziel entgegenbrettern kann, während linkerhand die Zeit stillzustehen scheint – und wenn es die Zeit schon nicht tut: die Autos taten es.

Tja, und dann kam die A81 und mit ihr 30 Kilometer Stau. Und ich mittendrin. Da meint man schon alle Flüche im deutschsprachigen Raum zu kennen, aber siehe da: plötzlich fallen einem noch ganz viele neue ein.
Die erste Ausfahrt vor dem Stau hatte ich verpasst, bei der zweiten bin ich raus; genau wie ganz viele andere vor, nach und gleichzeitig mit mir. Auf soviele Fahrzeuge auf einmal ist die schwäbische Prärie aber leider nicht eingestellt. Deshalb war zusätzlich zur Autobahn auch noch auf sämtlichen Nebenstraßen Stau. Super Sache. Dadurch steht man sehr lange in Käffern rum, die man ansonsten nie durchfahren hätte. Man weiß auch sehr schnell, warum man bisher nie auf den Gedanken kam, dieser Einöde einen Besuch abzustatten.

Irgendwann hat man auch das letzte Kaff erfolgreich hinter sich gelassen und in der Ferne zeichnet sich so etwas ähnliches wie Zivilisation ab. Es folgt innerliches Frohlocken und das gute Gefühl dem Ziel ein Stückchen näher gekommen zu sein. Dann liest man das Ortsschild: Bietigheim-Bissingen. Die Brutstätte des Teufels. Plötzlich kommt einem die immer höhere Plakatierungsdichte des Pur-Jubiläumskonzerts (am Viadukt) in den Sinn. Oh Gott. Mittendrin im Abenteuerland…glücklicherweise nur im Randbezirk und am Kern dieses unsäglichen Ortes vorbei.

Der Rest der Reise verbringt man hinter dem Lastwagen eines Tiefkühltortenherstellers und dem Opel Irgendwas einer frustrierten Mittfünfzigerin. Wenn man dann um kurz vor Zehn die heiligen Hallen der Fabrik betritt, verspürt man tatsächlich so etwas wie Erleichterung. Dieses Gefühl hält ungefähr 2,4 Sekunden an und die letzten Reste spült der Automatenkaffee ins Nirwana.