Mr. Vegan gibt Vollgas

Welcher katholische Pfarrer kennt das nicht: da ist man von Amts wegen zum Zölibat verpflichtet, aber trotzdem existiert da auf seltsame Art und Weise ein Playboy-Abo oder ein Wandkalender mit nackten Feuerwehrmännern hängt im kargen Schlafgemach (oder vielleicht auch beides). Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Myhrre-Brocken.

Auch in meiner Bibliothek finden sich Werke, die auf zweifelhaftem Weg, aber dann eben doch zu mir gelangten. Oft sind das Bücher mit fragwürdigen Versprechen, wo einem eigentlich eh klar ist, dass da etwas nicht stimmen kann: „Multimillionär in vier Wochen für Dummys“, „Der Parship-Guide – so klappt es auch in 10 Minuten“, „Erziehung 4.0 – das Jugendamt muss nicht alles wissen“ – oder auch diverse Ernährungsratgeber. Wer mich kennt, weiß speziell bei letzterem… das waren Fehlkäufe (Okay, Multimillionär, Parship, Erziehung sind auch nicht gerade meine Paradedisziplinen, aber es gibt halt noch kein „So schaust Du Netflix wie ein Profi“-Buch. Notiz an mich: Marktlücke!). Die Quintessenz, die ich aus all diesen Ratgebern gezogen habe – und für mich in eine einfache, prägnante und umsetzbare Formel gegossen habe – ist: Ernähre Dich. Daran halte ich mich übrigens konsequent. Vielleicht waren diese Ratgeber also doch nicht so unnütz.

Einer dieser Ratgeber fiel mir letztens in die Hände: eine Eat Smarter-Ausgabe vom Januar 2015. Dass sie vom Januar ist, hätte einem schon beim Cover auffallen können, denn es geht um Abnehmen. Die Vorweihnachtszeit mit Keksen, Glühwein und Weihnachtsmarkt-Bratwurst plus die Weihnachtsfeiertagsvöllereien sind gerade so überstanden, die Plautze spannt aber weiterhin und Fitness-Center wird zwar bezahlt, aber so cool ist es dort dann doch nicht, deshalb: ab jetzt gescheit ernähren und siehe da, es gibt eine passende Eat Smarter-Heft dazu, was für ein Zufall, Glück gehabt, kaufe ich doch gleich. Hab ich dann ja auch. Im Sommer gibt es die „Endlich Bikini-Figur“-Edition, so gegen November die „Weihnachtsplätzchen ohne Reue“-Ausgabe. Und im Januar eben ganz lapidar und allumfassend: Abnehmen!

Das Gute: man ist nicht alleine. Die Creme de la Creme der Koch-Elite hält einem das dicke Händchen und man schwingt gemeinsam die Kochlöffel.

Oha, was sehen meine müden Augen denn da? Diesen jungen Mann kennt man doch – es ist tatsächlich kein Geringerer als Attila Hildmann! Mr. Vegan himself und was tat Mr. Vegan 2015? Er gab Vollgas!

Tja, das tut er auch heute noch, allerdings haben sich seine Pläne massiv geändert. 2015 wohnte er noch in einer Penthouse-Wohnung in Berlin.

So im Nachhinein wird man schon ein bisschen nervös, wenn man ihn so sieht. Mit Messer. Und diesem Blick. Und dem Mikrochip-Entferner rechts im Bild (oder was ist das?).

…aber eins war damals schon wie heute: er hörte Stimmen. Damals war es der Ruf Hollywoods, heute Xavier Naidoo und der Geist von Hitler. Hollywood fand ich persönlich angenehmer – da nervte Hildmann zwar auch schon manchmal, aber es war einfacher zu ignorieren. Zwischen Tofu und totalem Krieg ist eben doch ein eklatanter Unterschied – da gibt es keine zwei Seitan (Nein, kein Vertipper).

Bei Hildmann ist es wie bei Naidoo: die haben wir verloren. Und hier irrte sich auch die Eat Smarter im Jahre 2015 nicht: die Überholspur gehört ihm auf jeden Fall; nur führt sie nicht nach Hollywood, sondern – was auch für ihn das Beste wäre – in eine psychiatrische Klinik …oder ins Tonstudio mit Xavier Naidoo, was auch keine schöne Vorstellung ist.

Und eine weitere Frage steht im Raum: wer von denen hier ist als nächstes dran mit Austicken?

Verkauft Schuhbeck schon Ingwershots gegen Corona? Wobei… das hätte weniger mit Glaube oder Verschwörung zu tun, sondern mit finanziellen Interessen. Nicht, dass ich ihm da etwas unterstellen würde (hüstel… Nudelwasser-Gewürzsalz… hüstel). Verteufelt Rach die Impfstoffe wegen dem muffigen Beigeschmack? Sah man Rosin schon Foodtrucks beraten bei den „Hygiene“-Demos? Hm.

Und Haarausfall hatte der arme Kerl auch noch

Vorhin die aktuelle Folge von „Fear the walking dead“ gesehen. Da wollten sie einen jungen Mann mit einem entzündeten Blinddarm notoperieren. Kleine Spoiler: klappte nicht so wirklich, was aber weniger am Blinddarm, denn am Zombie-Werden des Patienten lag. Ich hatte da mehr Glück. Mein Blinddarm kam zwar während einer Pandemie, aber ohne Zombie-Apokalypse raus. Somit war ich zwar isoliert, aber hatte weder vor, noch während oder gar nach der OP einen gesteigerten Heißhunger auf Menschenfleisch. Hätte es die ersten zwei Tage auch gar nicht gegeben, denn da ist man auf Schonkost. Da bringt einem der Privatpatienten-Status übrigens gar nichts: pürierte Nahrung schmeckt auch in der medizinischen First Class seltsam und Einzelzimmer war dank Corona-Verdacht (aka Fieber aufgrund der Entzündung) eh auf dem Programm. Ob die bei der OP vergoldete Skalpelle und speziell angereicherten Sauerstoff verwendet haben, weiß ich nicht. Ich habe da geschlafen. Das allerdings sehr gut. Wahrscheinlich kriegt man eine besondere Narkose. Vielleicht wird da etwas medizinisch reines Heroin beigemischt, das nicht abhängig aber zufrieden macht. Oder so. Keine Ahnung.

Vorsicht Spoiler: bei „Fear the walking dead“ wurde dem Patienten wegen des Zombie-Seins ein spitzes Stück Metall in den Schädel gerammt. Somit war er tot, auch als Zombie, das Gehirn war selbst für einen Zombie nicht mehr zu gebrauchen und der Blinddarm war weiterhin entzündet und im Körper, aber letztlich das kleinste Problem in der ohnehin nicht sehr zufriedenstellenden Gesamtsituation.

Und Haarausfall hatte der arme Kerl auch noch. Wenn es blöd läuft, dann aber richtig.

Wenn Milchglas nicht wirklich milchglasig ist

Die Nachbarn von Gegenüber haben zwei Badezimmer, beide Richtung Straße. Wenn das Licht im Bad brennt, erkennt man die Silhouetten der Personen, die gerade im Bad sind. Und man würde sehen, was diese Personen da gerade tun. Deshalb der Hinweis an meine lieben Nachbarn: man sieht Euch da! So milchglasig ist das Milchglas nicht; man erkennt da schon, wer wer ist und man kann auch mehr als erahnen, was ihr da macht!

Deshalb die Bitte: könnt ihr mir kurz eine WhatsApp oder eine SMS schicken, wenn es losgeht? Dieses ununterbrochene Streamen meiner Cam verbraucht viel zu viel ungenutzte Bandbreite und das Sichten des Videomaterials ist auch eher langweilig, wenn man die meiste Zeit einfach nur ein Badfenster sieht. Also einfach kurz Bescheid geben. Danke.

PS: Was war denn Freitag Nacht los? Habt ihr es nochmal kurz vor dem Lockdown krachen lassen? Uiuiui. Die Kommentare auf www.imbadmitdennachbarnonline.com waren auch eindeutig: viel besser als die müden Aktionen der letzten Wochen. Glückwunsch auch von mir an dieser Stelle. Und Respekt fürs trotzdem recht frühe Gassi-Gehen am Samstag. Echte FrühaufSTEHER, was? Zwinker, zwinker.

Mein Bad geht übrigens auch zur Straße raus, hat aber Dachfenster. Schallisoliert. Aus Gründen, aber wem sage ich das. Naja, den Nachbarn, weil: wenn das Milchglas nicht so recht milchglasig ist, haut das auch mit der Schalldämmung nicht wirklich hin und als verwöhnter Dolby-Surround-Full-HD-Erotikfilmeseher ist man einfach anderes gewohnt. Außerdem kann man da zurückspulen, wenn man was verpasst hat, aber da ist ein anderes Thema.

Worauf ich hinauswollte: wieso baut man Bäder nicht einfach nach hinten, also weg von der Straße? Gibt es da Absprachen zwischen Architekten und Sanitärfirmen? Wer definiert die Milchigkeit von Milchglas? Wie glaubwürdig ist es, dass Flüssigseife im Flüssigseifenbehälter herunterfällt und sich somit eine typische „Oh, Dir ist da Seife runtergefallen“-Szene entwickelt (ich frage für gewisse Nachbarn. Da gab es einige negative Kommentare!)?

Ach so: und eine Nachricht wäre toll, liebe Nachbarn.