Daumen hoch! Auf gehts!

Eigentlich haben es die Dinosaurier genau richtig gemacht. Die haben sich in die eine und die andere Richtung hin und her entwickelt, manche waren noch im Wasser, andere rannten durch die Gegend und wieder andere konnten sogar fliegen, aber alles in allem hatten sie nur das Manko des fehlenden Daumens. Das gleiche Problem, das Katzen heutzutage haben: ohne Daumen keine Weltherrschaft, so will es das ungeschriebene Gesetz.
Selbst mit Daumen ist es nicht einfach. Ich arbeite seit Jahren daran, muss aber den Termin zu meinem eigenen Bedauern immer wieder verschieben. Es hakt da noch an ein paar Kleinigkeiten und dauert leider noch ein bisschen bis zur Weltherrschaft (schon erworbene Karten für die „Yeah! Weltherrschaft!“-Feierlichkeiten behalten ihre Gültigkeit, können aber auch an den bekannten Vorverkaufstellen zurückgegeben werden). Man sieht: mit Daumen alleine ist es nicht getan.

Trotzdem ist ein Daumen was Schönes und Elementares und man braucht ihn neben der Herrschaft über die Welt auch zum Dosen-, Autotüren und BHs-öffnen. Alles wichtige Dinge! Wieviele Dinosaurier standen schon frustriert mit der neuen Flamme vorm Auto und dachte: „Shit! Keinen Daumen. Ich kriege die Tür nicht auf. Das fängt ja gut an… Hm. Ich könnte sie aber stattdessen zu mir hoch einladen. Zu einer Dose Ravioli. Und später wird gefummelt und schwupp ist der BH weg!“ … dem kundigen Paläontologen ist bei diesem Satz schon klar, weshalb es um die weitere Existenz der Dinosaurier schlecht bestimmt war. Auto, Haustür, Ravioli, BH – vom Rest der Dino-Wäsche ganz zu schweigen… da blieb so einiges ungeöffnet. Man will sich die Laune unter den Dinosauriern gar nicht vorstellen. Da war doch sicher Frust allerorten. Die einen kochen Ravioli, die dann keiner isst, die anderen bauen Autos, die nicht fahren. Dem einen oder anderen Dino dürfte auch der Mangel an Interaktion mit dem anderen Geschlecht gefehlt haben. Sowas soll ja auch zu negativen Schwingungen führen, wenn die Schwingungen fehlen. Somit war also die Erde damals bevölkert von sehr frustrierten Dinosauriern vor verschlossenen Wagen- und Wohnungstüren, Raviolidosen und BHs.

Ehrlich: sonderlich schön war die Zeit für Dinosaurier damals nicht. Trotzdem sollte man natürlich nie denn Kopf in der Lava hängen lassen. Vielleicht gab es ja sogar einen Dino, der sich aufraffte und den Leuten zurief: „Hey, alles wird gut! Irgendwann gibt es einen BH mit Klettverschluss und Autos mit Smart Key! Ravioli aus der Dose schmecke  eh nicht, lasst das bleiben. Esst gesund! Das tut Euch gut“. Gerüchten zufolgen gab es so einen Motivator, aber seine Karriere war zu Ende, als er nachsetzte: „Also los! Wir schaffen das! Wer sich mir anschließen will, soll das zeigen! Wer mit will: Daumen hoch! Auf gehts!“

Tja.

Nicht die Katze

Noch schaut der Teilzeithund ein bisschen komisch, wenn man ihn mit „Nicht die Katze“ anspricht, aber da wird er sich dran gewöhnen müssen. Ist ja schließlich auch nicht die Katze.

Noch sind hier gar keine Katzen – außer ab und an die Nachbarskatze, aber nur wenn sie ganz sicher sein kann, dass „Nicht die Katze“ nicht anwesend ist. Früher ist sie schon mal mutig durch die offene Terrassentür geschlichen und hat die Wohnung erkundet, aber das ist ihr mittlerweile zu heikel. In den Garten traut sie sich aber manchmal noch. Wahrscheinlich, um nach dem Igel zu schauen, der wohl immer noch in irgendeiner Hecke in der hintersten Ecke haust.
Früher spazierte oft noch eine andere Katze im Garten rum, aber die habe ich schon länger nicht gesehen. Wahrscheinlich gabs Krach mit der Nachbarskatze und sie hat sich eine neue Hood gesucht. Oder das böse Michelinmännchen kam und hat sie überrollt. Aber das denke ich eher nicht: hier in der Gegend fahren nicht viele Autos und die, die fahren sind sehr langsam unterwegs. Da sterben Katzen schon eher an Langeweile beim fahrende Autos beobachten, denn durch einen Unfall mit denselben. Eigentlich könnte man hier perfekt ein Sanatorium für depressive Katzen bauen. Das Gebäude dürfte nur maximal einen Stock haben, damit den Tieren nichts passiert, wenn sie sich in einer depressiven Phase vom Dach oder aus dem Fenster stürzen und dank der wenigen und auch noch sehr langsam fahrenden Autos wäre ein Selbstmord auf der Straße auch ein Ding der Unmöglichkeit. Man könnte die Katzen also in aller Ruhe therapieren und müsste sich keine Sorgen machen, dass sie sich etwas Schlimmes antun. Ok, gelegentlich gäbe es denen ein oder anderen Todesfall wegen Langeweile aufgrund Beobachtens der langsam fahrenden Autos, aber das dürfte selten passieren. Der Großteil der Depri-Cats wäre irgendwann geheilt und man müsste sich morgens einen Weg durch all die toten Mäuse bahnen, die die geheilten Katzen aus Dankbarkeit vor die Tür gelegt haben.

Vorerst ist das Depressive-Katzen-Sanatorium aber noch nicht gebaut, geschweige denn in Planung und somit leben hier nur ab und an mal schlecht gelaunte, aber noch nicht manisch-depressive Katzen und leben ein komfortables, eher gediegenes Katzenleben. Man könnte fast ein bisschen neidisch werden (ok, wenn diese Kastrationssache nicht wäre, aber schwamm drüber. Das ist ein heikles Thema: auch unter Katzen…) und vielleicht ist das auch der Grund, warum „Nicht die Katze“ immer so hysterisch bellt, wenn er die Nachbarskatze sieht. Kann ich ja auch irgendwie nachvollziehen. Wenn ich so darüber nachdenke, ist mir auch nach bellen. Kann ich aber nicht bringen, da würden sich die zwei jungen Damen, die hier bald einziehen, sicher erschrecken. Also keine Bellerei meinerseits, aber vielleicht schnurre ich mit den Mädels um die Wette. Man wird sehen.

Was der Schwede an Midsommar halt so denkt…

Sowohl in Deutschland, wie auch in Österreich gibt es Radiowerbung für IKEA. In beiden Fällen geht es um ähnliche Promotions: Frühling, Sommer, Herbst, Winter, Midsommar, Midwindar, Midfrüja usw. Es werden meist keine konkreten Termine genannt, sondern nur die allgemeinen Themen. Wir haben jetzt Sommer: kauft Gartenkram. Wir haben jetzt Winter: kauft warme Decken. Wir haben Midsommar: denkt an Safer Sex wenn Ihr Elche trefft! Was dem gemeinen Schwede halt so im Kopf rumgeht…

Nun unterscheidet sich schwedisch ja schon ziemlich von der deutschen Sprache – sowohl vom Extrem-Hochdeutsch der Niedersachen (unser Ex-Bundespräsident hat zum Beispiel immer in bestem Hochdeutsch gelogen), wie auch vom schon sehr speziellen Sächsisch und allen anderen Dialekten der Republik – und auch Österreichisch – weshalb die Radiowerbung von IKEA für den deutschsprachigen Raum auch nicht in schwedisch, sondern in deutsch produziert wird. Allerdings mit schwedischem Akzent. Folklore tut dem Absatz immer gut – erst recht wenn man mit der Markenherkunft so kokettiert wie IKEA. Vielleicht will man deshalb auch nicht wissen, was in den Hot Dogs an der Värpvlägungsstasion alles drin ist. Man munkelt ja von Millionenabfindungen an Leute, die auf Stücke von Elchgeweih gebissen haben… Mein ja nur…

So trällert einem also sowohl in Deutschland, wie auch in Österreich Radiowerbung von IKEA entgegen, die einem mit schwedischem Akzent suggeriert, dass man asap die nächste Filiale ansteuern sollte, um je nach Jahreszeit Gartenkram, warme Decken oder Elchkondome zu erwerben. Und natürlich einen Hot Dog fragwürdigen Inhalts.

Was witzig ist: der deutsche IKEA-Sprecher hat einen viel stärkeren schwedischen Akzent als der Sprecher in Österreich. Ist das Zufall oder ist der Österreicher an sich nicht so schwedenaffin wie der Deutsche? Gibt es in Österreich gar einen gewissen Schwedenhass und man muss sich der Thematik „Pressspanholzmöbel“, „Hot Dogs“ und „Elch“ erst vorsichtig annähern? Stehen die Österreicher wie unsere Deppen und „besorgten Bürger“ in Heidenau auch lautstark „Volksverräter“ brüllend da, wenn der Bundespräsident als Obercheffe irgendwelcheSchweden empfängt? Fragen über Fragen, die ich leider nicht beantworten kann. Bin ja weder Österreicher, noch Schwede, geschweige denn Elch oder gar Pressspanholzmöbel. Wenn man Pressspanschränke diesbezüglich befragt, bekommt man übrigens keine Antwort. Wahrscheinlich befürchten die Repressalien (Repressalien! RePRESSalien! Kennste, kennste #mariobarth) oder haben Angst als fragwürdiger Inhalt in den Hot Dogs zu landen. Ich bohre (bohren! Bei Pressspanholz. Bohren! Verstehste, verstehste #mariobarth) da lieber nicht nach…

Fremdparker

In dieser Einöde ist nicht wirklich was los, aber trotzdem wohnen hier viele Menschen und die meisten sind auch noch motorisiert. Leider gibt es nur wenige Parkplätze. Das ist nicht schön, aber mir vollkommen egal, denn ich habe einen eigenen Parkplatz direkt vor der Wohnung. Dafür kriegt der Vermieter Geld, über das er sich wahrscheinlich jeden Monat aufs Neue einen Ast freut. Er ist Schwabe, wenn er also auf Kohle nicht mehr abfahren würde, wäre etwas nicht in Ordnung und man sollte dringend mit ihm zum Arzt. Gynäkologe wäre ok, dann kann er seine Frau gleich mitnehmen und man kann die Medis auf ein Rezept schreiben. Das spart Papier, Toner und Zeit. Wahrscheinlich gesundet der gemeine Schwabe schon bei dem Gedanken an das dadurch eingesparte Geld. Mit etwas Glück kann er noch über die Theke hechten, bevor der Druckauftrag losgeschickt wurde. Wenn das klappt, ist die schwäbische Wunderheilung perfekt.
Jedenfalls habe ich also einen dieser heißbegehrten Parkplätze. Es steht auch ein Schild davor, dass dieses kleine Prunkstück meinereiner ist und niemals nie und unter keinen Umständen fremdokkupiert werden darf. Das funktioniert im Normalfall auch wunderbar – bis auf gestern. Gestern stand da nämlich ein silbernes Wagen als ich heimkam.

Kann ja mal passieren. Bestimmt jemand, der sich hier nicht auskennt und das Schild womöglich auch übersehen hat. Wobei… der Wagen hat ein Nummernschild aus der Gegend. Aber nun denn. Ich habe ja mit viel Glück einen Parkplatz direkt hinter der Bushaltestelle gefunden. Da wo die pubertären Kids morgens immer stehen und rumpubertieren und dabei oft auf dumme Ideen wie „Autos zerkratzen“ und „Wer den größten Kotzbrocken aufs Dachfenster kriegt“ kommen. Dinge, die meiner Generation niemals eingefallen wären… Man hat kein gutes Gefühl, wenn man seinen Wagen da parkt. Hätte ich ja auch nicht, wäre mein Parkplatz nicht belegt gewesen. So parkte ich aber gestern ca. 700 Meter weit weg von der Wohnung.

War ein bisschen blöd, mit all den Taschen durch den Regen zu stapfen, aber so etwas härtet ja auch ab. Genau wie das Bücken nach den heruntergefallenen Einkäufen – ich Schussel. Ok, ich ging davon aus, dass ich direkt vor der Wohnung parke und hatte deshalb keine Einkaufstasche dabei. Das konnte der Fremdparker natürlich nicht wissen. Genauso wenig, wie er wissen konnte, dass ich viele Schirme besitze. Bestimmt fünf oder sechs Stück. Zwei davon sind richtig groß, die anderen drei nicht ganz so groß im offenen Zustand, dafür aber sehr handlich, wenn sie eingeklappt sind. Es sind durch die Bank richtig gute Schirme und ich bin mir sicher, dass es denen auch richtig gut geht – zuhause in der Abstellkammer und neben der Kommode. Eventuell hätte es ihnen auch bei mir im Auto gefallen, aber das weiß ich nicht: es war ja keiner da, wie ich nach einer längeren Suchaktion festgestellt habe. Ich konnte also nicht fragen.

Naja, alles halb so tragisch. Ich habe es ja in die Wohnung geschafft und die meisten meiner Habseligkeiten auch (Viele Grüße an den Finder der mittlerweile wahrscheinlich ziemlich durchweichten Sammlung an Prospekten: war nichts Besonderes dabei, Sie haben nichts verpasst). Der/dem Fremdparker/in habe ich einen Zettel geschrieben, ihn in Plastikfolie verpackt und unter den Scheibenwischer geklemmt – einfach nur, um sie/ihn dezent darauf hinzuweisen, dass sie/er versehentlich und wahrscheinlich unwissentlich auf einem reservierten Parkplatz geparkt hat. Manchmal ist man ja froh, wenn man auf solche Kleinigkeiten hingewiesen wird. Ich schrieb:

„NOCH ALLES KLAR IN DER BIRNE???? DAS IST MEIN VERDAMMTER PARKPLATZ, ALSO WEG MIT DIESER ROSTIGEN MÜHLE UND ZWAR ZACKZACK!!! ICH GLAUBE, ES HACKT! STEHT DA „WOHNUNG NR. 2“ AUF DEM SCHILD ODER STEHT DA „SCHROTTPLATZ“??? GENAU! SCHROTTPLATZ STEHT DA NICHT, ALSO WEG MIT DER KARRE!

FÜR MORGEN IST WIEDER REGEN ANGESAGT. WENN DAS DING DANN IMMER NOCH STEHT, HOLE ICH EINE HORDE TESTOSTERONGESCHWÄNGERTER BODYBUILDER, DIE DAS GEFÄHRT ENTSORGEN – UND WENN SIE GLEICH MIT, WENN WIR SIE FINDEN!

ALSO ABGANG!!!“

Und sollte das keine Wirkung zeigen, könnte es passieren, dass ich Erziehung und gute Umgangsformen vergesse und eventuell ein kleines bisschen unhöflich werde. Aber jetzt versuchen wir es erstmal so.

Shopping-Demenz

Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber ich bin mir fast sicher, dass ich nicht alleine dieses Problem habe, welches wäre, dass ich einkaufen gehe, aber genau das vergesse, was ich unbedingt einkaufen wollte. Der Ablauf ist jedesmal ähnlich: ich fahre zum Einkaufszentrum/Supermarkt/Discounter und denke: „Küchentücher brauche ich unbedingt! Und Seife!“. Das denke ich die gesamte Fahrt über, die trotz recht zentraler Lage auch mal zehn bis fünfzehn Minuten dauern kann. Wenn ich mich nicht irre, denke ich das auch noch während ich einen Einkaufswagen hole, aber auf dem Weg von da zum Eingang setzt das Vergessen ein und im Laden selbst ist das „Küchentücher brauche ich unbedingt! Und Seife!“-Mantra komplett weg. Dafür kommen dann plötzliche Geistesblitze wie „Oh, Deo! Puh, das hätte ich jetzt glatt vergessen“ (womit ein viertes Deo seinen Weg in das Schränkchen unter dem Waschbecken findet) und „Hm, Käse fürs Frühstück ist auch keiner mehr da. Nehme ich doch mal besser was mit“ (und schwupp gibt es einen Neuzugang zu den die zwei Packungen im Kühlschrank). An der Kasse ist der Einkaufswagen dann erschreckend voll, aber natürlich sind das alles Dinge, die man unbedingt braucht. Oder meint zu brauchen. Oder meint irgendwann vielleicht doch mal eventuell brauchen zu können. Außerdem war ja alles im Angebot und somit ein Schnäppchen. Was ein Glück, das man das gesehen hat.

Was man allerdings nicht gesehen hat, sind Küchentücher und Seife. Oder noch wahrscheinlicher: man hat sie gesehen (die Seife war direkt neben dem tollen „Zwei Hornhautraspeln zum Preis von Einer!“-Angebot, die Küchentücher nur zwei Meter entfernt von der Frau, die diese neuen, total genialen Reinigungstabs für die Besteckkästen in Spülmaschinen anpries. Und auch direkt verkaufte. Zum Einführungspreis!), aber nicht wahrgenommen. Manchmal ist man ja auch abgelenkt – wovon auch immer.
Und dann kommt man heim, verräumt die Einkäufe („Deo? Hab ich doch noch haufenweise im Bad… und wo kommt der Käse her? Hornhautraspeln? Und wozu gibt es spezielle Reinigungstabs für den Besteckkasten in der Spülmaschine???“) und bemerkt, dass etwas fehlt. Küchentücher und Seife zum Beispiel. Wenn es ein richtig blöder Tag ist, fehlt auch noch das Kind, aber dann hat man wenigstens einen guten Grund nochmal zurückzufahren (je nach Gemütszustand des pubertären Kindes ist zurückfahren nicht wirklich ein guter Grund, aber die aktuelle Gesetzeslage verlangt, dass man das Kind trotzdem abholt). Auf dem Weg denkt man die ganze Zeit: „Wenn Du eh nochmal zurückfahren musst, denk wenigstens an die Küchentücher! Und Seife!“…



Wieder zuhause angekommen, verabschiedet sich der Nachwuchs mit einem nicht wirklich fröhlichen „F*ck Dich, Alter! Ich geh nie wieder mit einkaufen! Das ist komplett fürn Arsch und Du auch. Opfer!“ und man denkt: „Wieso habe ich den eigentlich doch wieder geholt? Der passte doch viel besser zu der ähnlich gelaunten Dame an der Kasse…“. Diese Frage ist berechtigt und beschäftigt einem die nächste Viertelstunde. Dann beruhigt sich sowohl der Nachwuchs wie auch man selbst. Der Puls ist aber nur kurz auf Normalniveau. Dann fällt einem ein, dass man Küchentücher und Seife schon wieder vergessen hat.

Es ist nicht einfach, das Leben mit einer Shopping-Demenz, aber was will man machen. Schwamm drüber …was aber auch nur geht, wenn man Schwämme im Haus hat – oder beim Einkauf an selbige gedacht.

Wespen in alpinen Gefilden und depressive Schnaken

Dieses Jahr gab es im Sommer erfreulich wenig Schnaken. Dafür viel mehr Wespen als sonst. Wahrscheinlich haben die Wespen die Schnaken gefressen und hatten dementsprechend viel Energie um auch noch in die entlegensten Gebiete zu kommen, um zu nerven. Sogar hoch oben in den Alpen waren Wespen (dafür aber keine Schnaken). Kurzer Hinweis an dieser Stelle: sollten Sie mal Herrn Jauch gegenüber sitzen und er etwas von einer Million und Frage und so labern und es grob um die Tiere geht, die man ganz hoch oben in den Alpen so antrifft, Sie die 50:50-Option schon genutzt haben und es bleiben nur noch „A: Schnake“ und „D: Wespe“ als Antwort… ich würde D nehmen. Ich kann das jetzt nicht wissenschaftlich erläutern, aber um meinen Spinatknödel flog eine Wespe, während niemand der Anwesenden gestochen wurde. Mit solchen Aussagen kriegt man keinen Nobelpreis, aber für Wer wird Millionär sollte es reichen. Im Zweifelsfall würde ich das auch unter Eid bezeugen – nur für den Fall, dass Sie D genommen hätten und Herr Jauch wegen der Million zickt. Vielleicht war das aber auch der Rambo unter den Wespen – hart im Nehmen und näht sich schon mal selbst den im Kampf um den Spinatknödel verletzten Flügel – während die Schnaken in dieser speziellen Region die Temperaturschwankungen nicht so gut wegstecken und sich deshalb lieber an frisch vom Blitz getroffenen Kühen und deren warm serviertem Blut laben, anstatt sich durch das abwehrende Gewedel der seltsam riechenden Bergtouristen zu kämpfen, um an deren minderwertiges, weil von der Anstrengung völlig übersäuertem Blut zu kommen. Deshalb hört man oft solch Gesumme am Berg:

– Herr Ober, das Blut ist salzig!
– Küss die Hoand. Na schauns, dös is a Bergtourist. Der hoat si oogstrengd den Berg aufi.
– Das Blut ist völlig versalzen!
– Des duad ma läid. Loss ens liagn. Do hintn hätt i a Kuah. Mia han gestan a Gwitta ghoabt. Wolls moa probian?

Aber man kennt ja Schnaken. Wahrscheinlich gibt es dann Gemecker, weil das Blut nicht mehr richtig warm ist und auch noch verbrannt schmeckt. Nie zufrieden, diese Viecher. Und Herr Jauch würde sich mit den Besonderheiten dieser Region im Bezug auf Wespen und Schnaken in Höhengebieten wahrscheinlich auch nicht zufrieden geben. Ich befürchte, die Million wäre futsch. Also belassen Sie es bei den Fünfhunderttausend. Das ist ja auch Geld, damit kann man auch mal mit der näheren Verwandtschaft im heimischen Stehimbiss eine Runde Currywurst mit Pommes für alle schmeißen. Dann sind alle glücklich und zufrieden. Die nähere Verwandtschaft ob der Currywurst mit Pommes, Herr Jauch, weil er Fünfhunderttausend gespart hat, die Wespen und die Schnaken in der speziellen Region – erstere wegen der Spinatknödel ohne das nervige Schnakengesumme, letztere wegen dem salzarmen aber noch warmen Blut der vom Blitz getroffenen Kühe – und Sie, weil Sie Fünfhunderttausend mehr haben; abzüglich der Kosten für die Currywurst mit Pommes für die nähere Verwandtschaft, den kleinen Korn aus der Minibar und dem erotischen Film zur Nacht im Hotel (RTL zahlt nur die Übernachtung). Da bleibt trotzdem noch einiges übrig. Davon träumt so manche Schnake, die traurig am Blut einer vom Blitz erschlagenen Kuh nuckelt, das schon fast kalt ist. Vielleicht werden viele Schnaken depressiv ob dieser Ungerechtigkeit und wählen den Freitod… was wiederum dazu führt, dass es weniger Schnaken gibt. So wie diesen Sommer.

Massagematte vs. Katze

Katzen mag ich. Katzen sind selbstständig und liegen ab einem gewissen Alter nur noch rum. Man kann sie schnappen und mitnehmen und wenn sie das cool finden schnurren sie. Wenn sie es nicht so cool finden fauchen und kratzen sie. Je nach Alter aber auch nicht mal mehr das. Dann kann man sie schnappen und mitnehmen und es gibt kein Gezicke – eventuell sollte man dann aber mal nach Herztönen suchen…

Es gab hier auch mal eine Katze. Das war klasse. Ich fand es immer sehr entspannend, wenn man so ein bisschen aufgewühlt von den Mühen des Lebens rumlag und plötzlich war da eine flauschige Katze, lehnte sich an und schnurrte. Das sonore Gebrumme zusammen mit dem vor sich hinvibrierenden Katzenkörper…  hach. Wellness vom Feinsten.

Nun hält so eine Katze ja schon bedeutend länger als eine handelsübliche Massagematte vom Discounter (kann man auch nicht vergleichen: so eine Matte braucht zwar Strom, dafür frisst sie kein ekelhaftes Zeug, fängt keine Mäuse, deren Innereien an den unpassendsten Stellen ausgekotzt werden und man wischt zwecks Hygiene mal schnell feucht drüber anstatt sie zu bürsten. Im Idealfall bockt sie dabei auch nicht und man bleibt weitestgehend unverletzt und ohne Kratzer. Bei einer Katze ist das eher die Regel, denn die Ausnahme. Eine Katze reagiert auch völlig anders, wenn man sie ans häusliche Stromnetz anschließt: während die Massagematte ab diesem Punkt zaghaft ihre verborgenen Fähigkeiten in der Wunderwelt der Massagefunktion preisgibt, geht es bei einer Katze ab wie bei Schmidts… naja Katze halt: Sie  das Fell dampft, glüht und sprüht sogar Funken, während das Tier in exktatischem Gezucke irgendwelche obskure Katzenrituale durchführt. Hindernisse werden dabei nicht mehr wahrgenommen, sondern in vollem Lauf gerammt. Auf die Brennbarkeit von Hindernissen wird von Seiten der Katze trotz brennendem Fell Rücksicht genommen. Dezent geht anders.

Es bleibt die Erkenntnis: der Vergleich Massagematte vs. Katze hinkt – ähnlich wie Katzen, die man mal ans Stromnetz angeschlossen hat. Und das Wissen darum, dass man niemals nie auslernt. Das ist doch wunderbar.

WLAN! Extra-Zimmer!

Mittlerweile ist die Suche nach einer bezahlbaren Bleibe in der Ferne dank Internet einfacher denn je. Das ist eine tolle Sache, aber nichtsdestotrotz bleibt es auch in diesen Zeiten spannend, was einen da so erwartet. Natürlich gibt es Bewertungen der Bleibe in den diversen Portalen, aber die sind meist entweder von Nörglern („Von wegen fließend Warmwasser: es dauert quälend lange 17,8 Sekunden bis das Wasser 37,6 Grad Celcius – und darunter kann von „Warm“wasser ja wohl keine Rede sein – erreicht!“) oder der Verwandtschaft („Das allerweltbeste was es überhaupt geben tut! 10 Extrapunkte für den romantischen Blick auf den Friedhof!“) – zumindest, wenn man bei Pensionen u.ä. schaut. Bei 4+Sterne-Herbergen dürften die Bewertungen eine Spur seriöser sein.

Wenn man mit pubertärem Teenie unterwegs ist, gibt es eigentlich nur noch zwei Killer-Kriterien: Extra-Zimmer und kostenloses WLAN. Alles andere ist völlig egal:

– Die Herberge wurde auf einer alten indianischen Begräbnisstätte gebaut und gelegentlich geschehen seltsame Dinge hier? Macht nichts, Hauptsache ein separates Schlafzimmer.

-Es gab kürzlich eine Reihe ritueller Morde in dem Apartment? Solange WLAN gratis ist: gebongt.

– Es riecht streng nach frischer Farbe? Kein Problem, das übertüncht den Teenie-Hormongeruch: her mit den Schlüsseln.

– Asbest bröckelt von der Decke? Ok, das Zimmer kriegt der Junior.

Man ist da bei vielem nicht mehr so pingelig, solange die wichtigsten Dinge (WLAN! Extra-Zimmer!) mit dabei sind. Dass das die Touristik-Branche noch nicht gecheckt hat… es gibt keine Anbieter für die „Zwischen“-Generation, also Reisende, deren Kinder über 12 – und somit über dem CenterParc-Alter – aber noch unter 17 (also unter dem „Scheiß drauf, Malle ist nur einmal im Jahr“-Alter) sind. Es braucht also viele Apartments mit Gratis WLAN und einem (Einzelkind) oder mehreren (WAS? Meine doofe Schwester geht auch mit? Niemals!“) extra Schlafzimmern. Sind mehrere der mitreisenden Kinder weiblich und im prekären Alter bieten sich auch extra Badezimmer an. Je nach Alter der mitreisenden Jungs auch.
Dass die Touristik-Branche noch nicht in diesem Feld aktiv ist, liegt wahrscheinlich daran, dass die Teenies auch mit am aktivsten im Web unterwegs sind und somit im Rausch der Hormone die Bewertungsportale stürmen würden. Man hat wohl Angst vor „Voll die Opfer da!“, „Grass am Arsch der Laden“ und „Aaaaalter, wasn Fuck!“-Kommentaren bei Facebook, Holidaycheck und und den LoL- und sonstigen Foren. Und das völlig zurecht. Als in der einen Pension der Internetzugang aus technischen Gründen einmal die Stunde für ein paar Sekunden gekappt wurde, hatte ich Angst um den Pensionswirt und hielt zur Sicherheit nachts vorm Zimmer des Juniors Wache: es war kein Vollmond – das wäre als Ausrede für einen Mord ausgeschieden und überhaupt ist das immer so ein bisschen unangenehm, wenn die eigenen Kinder ihre Wut nicht im Griff haben und andere darunter leiden. Er (der Junior, nicht der Wirt. Der vielleicht auch, aber bei ihm weiß ich es nicht) schlief tief und fest und am nächsten Tag waren wir eh woanders. Wieder ein Tag ohne Tote. Manchmal freut man sich auch über Kleinigkeiten.

Nackt auf der Wiese mit Top-Models und Antiwespenklausel

Es gibt bei den Nachbarn in Österreich eine Radiosendung, bei welcher der Moderator mit einem mehr oder wenigen prominenten Gast wandert. Der Sinn hat sich mir nicht so ganz erschlossen, denn ob die jetzt wandern, in einem Studio rumsitzen oder nackt auf einer Wiese rumliegen, ist mir leidlich egal. Es ist Radio, ich höre die Leute da nur. Theoretisch könnten sie im Studio sitzen und Wandergeräusche einblenden (Vögel, Schuhaufwaldbodengeknirsche und so Zeug). Sollten sie das tun, wäre mir das auch Jacke wie Hose. Spannend wären allerdings die Geräusche beim nackt auf einer Wiese liegen. Was hört man da so? Dieses Jahr garantiert herumfliegende Wespen und – das wäre mal ein dramaturgisches Highlight – ein Stich der Wespe in das beste Stück des Moderators. Nicht, dass ich ihm das wünschen würde, aber mein akustisches Interesse überwiegt. Aber ansonsten bietet nackt auf einer Wiese rumliegen dem Ohr eher wenig.
Ich könnte wetten, dass eine Horde hochbezahlter Psychologen im Auftrag von noch höher bezahlten Beratern dem Radiosender gesagt haben: Schickt den Moderator wandern! Das ist es! Wir haben alles getestet… nackt auf einer Wiese liegen, Bungee jumpen, Kirschkernweitspucken… am Besten geht wandern. Also los: schickt den wandern! Ach so: er soll einen Promi mitnehmen!

Und somit geht der Moderator also wandern und hat irgendeinen Promi im Schlepptau. Das kann ja durchaus nett sein, aber mit etwas Pech hat man eine Hohlbirne an der Seite, die nur Mist labert. Ist es ein „Promi“ aus der Casting-Ecke ist das mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit der Fall. Das Dumme: diese Casting-Dödels sind meist einigermaßen fit. Da hilft es wenig, wenn man steilere Wege nimmt, damit der Promi mal außer Atem kommt – die packen das. Man hat ja nicht jedesmal Reiner Calmund dabei (der auch nicht aus der Casting-Ecke kommt).

Diese Wander-Radioshow ist entweder niegelnagelneu und ich hatte das Glück bei einem der Piloten Ohrenzeuge zu werden oder es ist ein Renner und die Leute hören sich den wandernden Moderator und seine Gäste in Scharen an. Sollte letzteres der Fall sein, könnte man das Konzept ja auch nach Deutschland importieren. Was heißt könnte: man müsste! Vielleicht mit kleinen Anpassungen; in Deutschland ist die Radiokultur nicht in allen Belangen mit der unserer alpinen Nachbarn zu vergleichen. Ich habe mal mit einem nicht ganz so hoch- (also genau genommen gar nicht) bezahlten Psychologen gesprochen und der meinte, bei uns würde die „Nackt auf der Wiese liegen“-Sache besser funktionieren. Im Idealfall mit mir als Moderator (diese Information machte aus dem nicht ganz so hoch einen nicht schlecht bezahlten Psychologen) und diversen Top-Models (hier stieg der nicht schlecht bezahlte Psychologe zum ziemlich gut bezahlten Psychologen auf) als Interviewpartnern. …Also ich wäre bereit. Die Antiwespenklausel ist mittlerweile auch im Vertrag.

Ich warte auf Angebote.

PS: Die Gäste bei meinem österreichischen Kollegen dürfen auch Musikwünsche äußern. Die Wanderbegleitung am Sonntag wünschte sich das hier – und es ist so großartig:

Der Anton und ich

Früher waren Forscher und Entdecker schon harte Hunde. Eine Tatsache, der man sich nur selten so wirklich bewusst ist. Kürzlich war ich zum Beispiel in der „Eisriesenwelt“, ein Höhlensystem mitten im Berg mit gewaltigen Eismassen, Stalakmiten und -titen (ist schon richtig geschrieben, keine Sorge), 25 Metern dicken Wänden aus Eis, die noch dazu höllisch steil sind. Dafür aber auch wunderschön.
Um zum Eingang der Höhle zu gelangen muss man schon einiges hinter sich bringen: eine gefühlte Alpenüberquerung bei 27 Grad zum Beispiel. Das ist aber nur der Weg vom Parkplatz (tja, noch ein bisschen früher aufstehen, hätte sich in diesem Fall gelohnt) zur Kasse der Seilbahn. Von der Kasse aus überquert man die Alpen erneut um schließlich zur Talstation eben jener Seilbahn zu kommen. Warum da nicht reihenweise Defibrillatoren ausliegen ist mir ein Rätsel: neben mir waren da noch mehr Anwärter für ein ein paar regenerierende Stromstöße. Ach so: ich vergaß: in der Eisriesenwelt ist die Temperatur ganzjährig um den Gefrierpunkt. Deshalb sagen sowohl die informative Website der Eisriesenwelt, alle anderen Websites zum Thema und so ziemlich jeder, der auch nur ansatzweise schon mal etwas von „Eisriesenwelt“ gehört hat (oder auch nur glaubt gehört zu haben): warm anziehen! Da drin ist es kalt!
Nun war Physik nie mein Lieblingsfach, aber der grundlegende Zusammenhang zwischen Eis und Temperatur ist selbst mir klar und da ich manchmal auch nicht beratungsrestistent bin, war ich in voller Ausrüstung unterwegs: also lange Hosen, schwere Schuhe, ein warmes Shirt und ein winterlicher Fleece-Pullover. Bei 27 Grad. Den ganzen Weg vom Parkplatz zur Kasse und von der Kasse zur Talstation der Seilbahn. Im Tal wunderte man sich über die erneute Schneeschmelze (und das ohne Schnee), aber das waren nur die Fluten meines Schweißes. Aber neben komplett verschwitzt war ich auch sehr sehr glücklich als ich bei der Seilbahn ankam, denn die Seilbahn verhieß das Ende dieser harten Bergtour… was leider nicht stimmte: nach der Ankunft oben geht es nämlich nochmal weitere beschwerliche 15 Minuten aufwärts bis zum Eingang.
Irgendwann war ich dann oben (und dem Himmel sehr nahe. Ich konnte mich entscheiden, ob ich direkt an Petrus Pforte klopfen – was mir in diesem Moment als nicht ganz unwillkommene Alternative erschien – oder halt doch mal durch die eisigen Hallen stapfen sollte. Ich entschied mich für letzteres). Die Eishöhle selbst war dann erfrischend kühl und die umstehenden Leute fanden es sehr lustig, wie ich in der kalten Luft vor mich hindampfte.
In der Höhle geht es dann knapp 75 Minuten lang über sehr viele Treppen – 700 nach oben, 700 wieder runter – und diverse Pfade aus Holzbrettern durch den vorderen Teil der Höhle. Auch das geht ganz schön in die Beine – wenn man nicht professioneller Treppengeher mit einem Mindesttagespensum von 700 Treppen hoch- und wieder runter hat – aber immerhin ist es angenehm kühl. Das Licht der Karbidlampen zaubert eine fast magische Atmosphäre und macht auch ein bisschen schläfrig – auch und gerade wegen dem beschwerlichen Aufstieg. Wären da nicht so viele Menschen, wäre die Versuchung groß, sich einfach mal kurz auf den nächstbesten Eisklumpen zu legen und eine Runde zu schlafen.

Um es nochmal zusammenzufassen: Man fährt also mit einem allradangetriebenem Auto einen Berg hoch, wird von netten Menschen auf einem Parkplatz eingewiesen, läuft ein paar Kilometer bis zu einer Seilbahn, die einem knapp 500 Höhenmeter an Aufstieg abnimmt. Dann läuft man erneut auf einem befestigten Weg zum Eingang einer Höhle, dessen letzten Meter aus Stufen bestehen, die in den Fels gehauen wurden. In der Höhle selbst ist man auf Treppenstufen aus bestem Holz oder Metall unterwegs. Die Wege sind stabil und gut befestigt. Man hat fast die ganze Zeit ein Geländer, an dem man sich festhalten kann. Es geht 700 Stufen nach oben, was nicht wenig ist, aber es gibt auch immer wieder Pausen, in denen der Führer Wissenswertes über die Höhle, deren Entdecker und Erforscher, sowie die eine oder andere Anekdote erzählt. Nach etwas über eine Stunde hat man so einiges erkundet und erfahren und verlässt die Höhle wieder auf dem gleichen Weg, wie man sie zuvor betreten hat: durch eine Tür.

Anton von Posselt-Czorich dürfte es im Jahre 1879 etwas beschwerlicher gehabt haben, als er das erste Mal die Höhle betrat. Vielleicht streikte sein Allrad-Auto, womöglich war die Seilbahn an diesem Tag nicht in Betrieb und eine Tür zur Höhle gab es damals sicher noch nicht (das weiß ich, weil ich dem Führer gut zugehört habe. 1879 war die Höhle komplett türlos). Die ganzen Treppen und Pfade waren noch nicht da, ergo musste Herr von Posselt-Czorich auf jungfräulichen Wegen in die Höhle. Er kam auch nicht sonderlich weit. Ca. 200 Meter vom Eingang entfernt sieht man noch heute die Markierung der Stelle, an der er umdrehte.
Die Zeiten waren damals also weitaus härter und ich habe den Hauch eines schlechten Gewissens, ob meines Jammerns. Andererseits gab es 1879 auch noch keine Thermo-Shirts, geschweige denn Fleece-Pullover und garantiert gab es noch keine Klugscheisser, die einen vor den Temperaturen in der Höhle warnten und auf die Wichtigkeit von warmen Klamotten – gerne auch ungefragt – hinwiesen. Insofern hatte Anton von Posselt-Czorich auch Vorteile im Vergleich zu mir. Nichtsdestotrotz: ganz übel war auch seine Leistung nicht.  Ich denke, wir nehmen uns da nichts, der Anton und ich.