Aber jetzt muss erstmal was wachsen

Die ganze Prepper-Sache ging an mir vorbei. Ich hatte nie Unmengen an Nahrung in Dosen, Hefe oder Toilettenpapier in einem selbstgegrabenem Raum unter dem Garten deponiert und weil in Deutschland Schusswaffen auch nicht bei LIDL zu haben sind, habe ich im Gegensatz zu den richtig durchgeknallten Preppern in den USA auch keine nennenswerte Menge an Waffen hier im Haus. Bei der Hefe bin ich momentan ein bisschen neidisch, weil ich habe keine und werde somit in den nächsten Wochen kein Brot backen, was die nächsten Wochen nicht wirklich von den 80 Wochen davor unterscheidet. Gefühlt ist es aber tatsächlich ein Unterschied; der Drang ein Brot zu backen wächst mit jedem trockenhefelosen Einkauf.

Genauso wenig wie Prepper war ich je Planter. Keine Ahnung, ob es dieses Wort gibt, aber es geht darum, dass ich zwar Garten habe, aber solange der in relativ natürlichen Farben vor sich hinvegetiert, war bisher alles okay für mich. Ab und an hatte ich Hilfe und weiß nun grob, was man wachsen lassen kann und wo es Sinn macht, auch mal die Machete einzusetzen, aber grundsätzlich wäre ein Foto dieses Gartens ein chancenreicher Kandidat für das Foto an oberster Stelle beim Wikipedia-Eintrag zu „Wuchern“.

Irgendwann kam mir der Gedanke, dass man da ja auch mal etwas Struktur reinbringen könnte, also das Prinzip „wuchern“ beibehalten, aber vielleicht mal mit sinnvollen Pflanzen. Oder Kräutern. Gemüse! Wieso nicht auch Gemüse. So kam es zum Einzug der Hochbeete, die es zwar hier schön haben, aber es noch zu früh ist, sie mit Pflanzgut zu bestücken, denn die Bezeichnung „Du Pflänzchen!“ kommt nicht von ungefähr und bezieht sich auf die namensgebenden Kleinform besagter Pflanze und die Pflänzchenhaftigkeit derselben, was zu einem grammatikalischen Teufelskreis führt, der – wahrscheinlich – schuld an all dem Drama gerade ist. Der HNO-Arzt aus Sinsheim bereitet bestimmt gerade ein Video dazu vor (Corona 43 wird’s wohl werden –  er ist ja so arg beschäftigt, der gute Mann, Retter der Welt und Gründungsmitglied einer neuen Partei. Derweil sterben rund um Sinsheim die Leute reihenweise an Heuschnupfen, weil der Facharzt für Schwindelanfälle für solche Kleinigkeiten keine Zeit mehr hat. Aber wie sagte schon Wendler: Egal).

Zu Anfang hatte ich noch ein ein „Frühbeet“ draußen, bzw. das habe ich immer noch, aber irgendwie klappt das nur so halb. Ich dachte, das geht um einiges schneller. Derweil warten die restlichen Pflanzensamen im Haus auf ihren Einsatz, der nicht kommt, weil die Hochbeetluschen nicht in die Hochbeetpuschen kommen. Also habe ich zusätzlich eine Indoor-Pflanzsession gestartet. Es sieht aus, wie in einer Kiffer-WG, wo jeder für den Eigenbedarf was anpflanzen möchte, nur ohne WG und dass es bei nicht Zucchini, Koriander, Basilikum und noch etwas ist, von dem der Zettel zu den Töpfchen verloren ging.

Stand jetzt haben wir also ein Wettrennen, wobei die Freizucht einen gewissen Vorsprung, aber halt auch kalte Nächte hat. Und richtig spannend wird es, wenn das Zeug mit dem verlorenen Zettel gewinnt. Hoffentlich erkennt man ansatzweise, was es ist. Zucchini und Paprika könnte ich ja noch unterscheiden, aber bei den Kräutern? Die gehen ja schon farblich eher in Richtung Einheitston.

Aber jetzt muss erstmal was wachsen. Alter Spruch aus Teenie-Zeiten und da war auch nicht immer der Bart gemeint.

Partiell-temporäre Blasenschwäche in Zeiten von Corona

Es gibt vieles, was in Zeiten von Corona nicht schön ist. Heuschnupfen zum Beispiel. Oder Keuchhusten. Speziell letzteres kann anstrengend sein: man muss schon sehr schnell sein, um zwischen zwei Hustenanfällen zu erklären, dass man nicht an Covid-19 leidet und der tiefsitzende Husten von einer anderen, hochansteckenden Infektionskrankheit rührt, die allerdings von Bakterien, nämlich den niedlichen „Bordetella pertussis“ verursacht wird. Sobald man diese Erklärung über die wunden Lippen gebracht hat, sind die Leute meistens beruhigt. Puh, zum Glück kein Corona.

Auch nicht schön ist momentan eine partiell-temporäre Blasenschwäche, also einer Blasenschwäche, die eigentlich gar nicht vorhanden ist, sondern sich nur abrupt und spontan zeigt, wenn man es gar nicht brauchen kann. Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich bin betroffen. Zumindest war ich das vorhin im Wald: unterwegs mit dem Rad, wollte die Natur zeigen, was sie so drauf hat: überall grünt und blüht es, dass es dem Floral-Fetischisten mehr als nur das Herz aufgeht. Ich finde es ja auch nett, aber mein Problem war ein mathematisches – Volumenberechnung im konkreten, nämlich: Menge an Wasser und Kaffee (zusammengefasst als X) in Beziehung zur Füllmenge des menschlichen Verdauungsapparates (Y) eines Radfahrers (R) unter besonderer Berücksichtigung der Blase (Z). Um es kurz zu fassen: Z war die schwächste Komponente bei der Gesamtrechnung. Eigentlich kein Problem, gibt es in der Formel ja noch Wald (W) und Baum (B). In Zeiten von Corona gibt es aber in W nicht nur viele B, sondern auch ungeahnt viele Leute (L) und die machen es R nicht leicht, einen B zu finden, wo keine L in der Nähe sind. Zumal L ihren Ursprung in der Chaostheorie haben und man deshalb nie weiß, wann L um die Ecke kommen, während R an einem B die Menge an X in Z wieder unter den kritischen Punkt zu bringen gedenkt (Flatten the curve quasi).

Am Ende habe ich die Zeit, die ich zum Suchen nach dem perfekten B im W benötigt hätte, für einen Endspurt Richtung Heimat genutzt, um dort zu tun, was zu tun war.

Übrigens – und das ist jetzt völlig off topic: „Bordetella pertussis“ klingt schon wie der lateinische Fachbegriff für sehr stark, wenn nicht sogar übermäßig stark geschminkte Damen, die in gewissen Etablissementen arbeiten, oder?

Mit einem Husten fing es an…

Beim Vorbeilaufen gab er der Frau in der Küche einen Klaps auf den sehr knackigen Hintern. Ach, diese jungen Dinger, dachte sich der alte Mann, man muss sie einfach gern haben. Mit einem kurzen, kehligen Lachen fläzte er sich auf das Sofa, nahm einen Schluck Whiskey aus dem Glas, das seine Hand nie zu verlassen schien und zündete sich eine Kippe an, während er weiter nur mit Slip und T-Shirt bekleidete 19-Jährige beobachtete, die die Küchenschränke durchstöberte.

„Suchst Du was, Jenny-Baby?“

„War hier nicht mal Hustensaft?“, fragte sie und hustete, als wolle sie damit die Dringlichkeit ihrer Suche unterstreichen. Diesen Husten hatte sie schon ein paar Tage und für eine Nichtraucherin ist der ganz schön heftig, dachte sich der alte Mann. Sie schien sich tatsächlich eine herbe Erkältung eingefangen zu haben und ihm war bei beiden gestrigen Abend-, dem Mitternachts- und den dreimal Sex am Morgen aufgefallen, dass sich das heiß bei ihrem Körper nun auch auf die Körpertemperatur zu beziehen schien.

„Das Zeug steht im Bad, Baby. Was ist los, gehts Dir nicht gut?“
„Ach, nur dieser hartnäckige Husten, das geht schon wieder weg.“

Na hoffentlich. Bei Cindy hatte es auch mit einem fiesen Husten angefangen und nun war sie schon seit drei, vier Wochen nicht mehr hier gewesen. Genau wie Julia, Meghan, Sarah und Susan, die Zwillinge, Maggie, Anabel, Christine, Paula, Juliette, Clara und ihre Mutter, Brittany und Angela. Bei allen dieser seltsame Husten, dann etwas Fieber und plötzlich ließen sie sich nicht mehr blicken. Bei Christine hatte ihn das nicht so sehr gestört, sie war schließlich schon fast 27 (Claras Mutter war älter, aber da war die Konstellation der Kick), aber den Rest vermisste er schon ein bisschen. Zum Glück war Jenny unersättlich und ersetzte an guten Tagen locker drei der anderen. In manchen Nächten sogar noch mehr, aber trotzdem…

Der alte Mann nahm noch einen Schluck Whiskey, während er sich mit der Restglut seiner Kippe eine neue anzündete. Ach, da wird schon nichts sein, dachte er so bei sich. Und wenn, wäre es auch nicht schlimm. Anscheinend gab es hier in der Gegend ein neues Krankenhaus oder sowas. Zumindest sah er immer mehr Leute mit Mundschutz auf der Straße, wenn er unterwegs war, um sich Kippen und vielleicht noch ein Fläschchen von edlen gold-braunen Tropfen zu besorgen. Für die kleine Jenny wäre also gesorgt und vielleicht hatte die eine oder andere nur gerade Klausuren und deshalb nicht soviel Zeit. Wer weiß das schon.

Ein paar der längsten und schönsten Beine, die er je – oder zumindest in der letzten Zeit – gesehen hatte, schoben sich in sein Blickfeld und ließen seine Gedanken im Bruchteil einer Sekunde in eine gänzlich andere Richtung abschweifen.

“Was ist denn da los, Mr. Richards? Sie werden doch wohl nicht müde sein? Ich habe noch etwas vor mit Ihnen!“
„Keine Sorge, Jenny-Baby. Ich bin fit wie immer. Und Du darfst ruhig Keith zu mir sagen.“

Ihr kurzes Husten wurde von seinem kehligen Lachen übertönt, während seine Hände ihren Hintern packten, um sie auf seinen Schoß zu ziehen.

Auf der Suche nach dem „Sendung mit der Maus“-Beitrag zum Thema „Arbeitsunfälle in der Besamungsstation“

Früher gabs halt Fleisch. Wenn man Glück hatte, war es gut zu kauen, schmeckte einigermaßen und für die ganz zähen Stücke, wurde das Fleisch  für sehr lange Zeit geschmort oder gekocht. Fleisch war eben Fleisch in verschiedenen Ausprägungen. Fertig. Ich kann mich nicht erinnern, meine Oma jemals über die Maserung eines Bratens oder gar der Maserung in Zusammenspiel mit dem Wuchs des Knochens bei einem Kotelett philosophieren gehört zu haben. Es gab keine wissenschaftlichen Abhandlungen über Haltung, Gattung und Rasse oder bevorzugte Fütterung des Tieres, das nun in verarbeiteter Form vor einem auf dem Teller lag. Das Einzige, was zum Thema Fleisch in die Runde geworfen wurde, war „Es wird gegessen, was auf den Teller kommt!“

Sehr viel später wurde Fleisch, inklusive Herkunft und allem drum und dran ein Thema. Plötzlich gab es zum Steak ein via QR-Code herunterzuladendes Video, das von der Zeugung (schon beeindruckend, wenn so ein Stier ganz ballermann-esque eine künstliche Kuh besteigt, weil er es entweder nicht mehr blickt, dass das Teil da vor ihm gar keine echte Kuh ist oder es ihm aufgrund der Überdosis Sexualhormone gerade total egal ist… und Glückwunsch an die Person, die in der künstlichen Kuh sitzen und die Arbeit tun, die sie tun. Ob das so ein typischer Arbeitsunfall ist: vom Penis eines Bullen ins Auge gestochen worden? Oder allergische Reaktion aufgrund von Spritzern, die ins Auge gerieten? Gleich nachher mal schauen, ob es da einen „Sendung mit der Maus“-Beitrag zu dem Thema gibt) über das Leben bis zur Schlachtung des Tieres geht, was man da gerade isst. Konnte man sich dann während dem Essen nebenher anschauen. 

Und plötzlich war auch der Normalbürger Fachmann in Sachen Fleisch. Man bestellte nicht mehr einfach nur „Grillsteaks, dreimal Paprika, zweimal Knoblauch“ beim Metzger, nein: nun ging es ans Eingemachte (und ja: teilweise auch im wörtlichen Sinn). Die Farbe spielte eine Rolle, die Maserung, der Fettanteil, mit oder ohne Knochen, welches Stück von welcher Rasse usw. Und plötzlich gab es auch ganz exotische Besonderheiten und Spezialitäten: Kobe- oder Wagyu-Rind zum Beispiel. Davon hatte man doch vorher allerhöchstens hinter den schon rein finanziell verschlossenen Türen der höchsten Sterneküche gehört. Plötzlich war das jedem ein Begriff und 8 von 10 Menschen würden anhand diese Leckerbissen aufgrund ihrer Maserung von „normalem“ Rind unterscheiden können.

Und das führt mich – natürlich, weil das drängt sich ja logischerweise total auf – zu Vampiren. Ob das denen ähnlich ergeht? Sitzen in einigen Jahren ein paar Gourmet-Vampire zusammen und erinnern sich, wie das war – damals 2020 – als die ersten „Whitenecks“ auftauchten? „Im Herbst war das irgendwann, oder?“, fragt der eine und Vladminir, der Grandseigneur der illustren Runde nickt lächelnd. Ja, da war das. Eine völlig unerwartete, aber dafür umso gewaltigere Wendung der Geschichte, brachte immer mehr Menschen dazu, nur noch mit Schals nach draußen zu gehen, die sie sich beim Zusammentreffen mit anderen über Mund und Nase schoben. Dieses dauerhafte Tragen eines Schals führte zum namensgebenden weißen Hals, dem „white neck“ (die Vampire in den spanisch-sprechenden Gebieten nennen sie „Coroniestas“), was neben der spannenden Maserung rund um Oberkörper und Kopf bei den Opfern auch einen interessanten Effekt beim Geschmack des Blutes bewirkte: durch die unterschiedliche Sonneneinstrahlung und des damit einhergehenden lokal-differenten Einwirken von Vitamin D, kommt es zu bis dahin völlig unbekannten Geschmacksnuancen, die zu großer Verzückung in der Gourmet-Szene  der Vampire führte.

Zu Anfang noch den Sterne-Vampiren und deren Gästen vorbehalten, sind Whitenecks mittlerweile auch im Alltag vieler weniger gutsituierten Vampiren angekommen und dort eine gern genommene Alternative zu den weiterhin verfügbaren Normalos. Und natürlich gibt es auch hier Kritiker, die über den für ungeübte Vampir-Zähne etwas härteren Biss zur Hauptvene meckern, aber wer kennt nicht den Satz, den schon so ziemlich jede Vampir-Oma losgelassen hat: „Es wird das getrunken, was auf den Tisch kommt!“

Abends, wenn es brummt…

Die letzten zwei Abende fiel es mir auf: der angenehmen Temperaturen sei Dank noch draußen gesessen und plötzlich ging es los. Ein sonores Brummen, das ein bisschen klang, wie Papier, das sich in einem Ventilator verfängt (das ist die jugendfreie Variante… wer Lust hat, schnappt sich jetzt ein Stück Papier, hält es an die Blätter eines laufenden Ventilators und erfreut sich an dem verdutzen Blick der Freundin/Frau, die insgeheim Duracell für die  Durchhaltekraft ihrer Batterien verflucht, wobei Durchhaltekraft gerade bei diesem Themenkomplex vielleicht auch der springende Punkt ist und man Duracell da gar keinen Vorwurf machen, sondern ganz im Gegenteil mal zufrieden lächelnd den Kupferkopf tätscheln, aber wir schweifen ab…), aber hier draußen steht gar kein Ventilator. Zumindest zur Zeit noch nicht. Für den Sommer wäre das natürlich eine Idee: das sommerliche Gegenstück zum Heizpilz. Aber soweit sind wir noch nicht, das Brummen kam als weder von einem Ventilator im Zusammenspiel mit Papier, noch von etwas Duracellbetriebenem, sondern von Maikäfern, die plötzlich aus dem Nichts erschienen, die Bäume, Büsche und überhaupt alles umbrummten wie eine Horde Kegelclub-Herren die neu eingetroffenen Handball-Damen von SV Groß-Gerau („Sport-Vereinigung? Da sind wir doch dabei, höhöhö. Noch eine Runde und dann Stößchen, die Damen. Höhöhö“). Aber im Gegensatz zu den Herren vom Kegelclub, waren die Maikäfer eine halbe Stunde später einfach wieder weg. Faszinierend. Was machen die den ganzen Tag? Wo treiben die sich rum? Und arbeiten die im Schichtbetrieb? Also von 20.00 bis 20.30 Uhr bei mir, dann sagt Rudi, der Chef-Maikäfer: „So, Jungs, genug gebrummt, wir müssen weiter“ … und dann ziehen sie los zur nächsten Straße?

Eben gerade waren sie wieder da. Gleiche Zeit, gleiches Gebrumme. Ein paar letzte Nachzügler sind noch da, aber auch die machen sich bereit für den Abflug. Habe Runtastic am Handy aktiviert und wollte es dem einen Käfer auf den Bauch kleben, um den Flugweg zu verfolgen, aber es ist wie bei vielen Menschen: große Klappe, lautes Gebrumme, aber am Ende nichts dahinter: Handy zu schwer, Käfer will so nicht fliegen. Lusche. Überhaupt alles Luschen. haben die schon mal auf den Kalender geschaut? Wir haben noch gar nicht Mai! Alle viel zu früh gekommen … und am Ende muss wieder Duracell ran.

Rettet die Zoos – bzw. die Tiere dort!

Da Zoos nicht systemrelevant sind, bleiben sie aktuell geschlossen und somit kommt kein Geld in die Kasse, dass dann natürlich fehlt, um Futter für die Tiere zu besorgen. Nun haben erste Zoos schon angefangen, Notschlachtpläne zu erstellen, sprich: die Reihenfolge festzulegen, wann welches Tier getötet und an die anderen verfüttert wird. Also quasi so wie bei der Rugbymannschaft, die Anfang der Siebziger mit dem Flugzeug in den Anden verunglückte und sich – als die kleinen Erdnusstütchen langsam zur Neige gingen – an die strammen Sportlerwaden der am schwersten Verletzten machten. Nur mit Tieren, ohne Anden und Flugzeug und Rugby spielt auch keine Rolle bei dem Prozedere.

Schon schlimm, sollte es wirklich so weit kommen, wobei sich doch bestimmt eine Lösung finden ließe. Spendenaufrufe zum Beispiel. Oder man kann Pate eines Tieres werden. Das fände ich super. Ich wäre dann gerne Pate für einen Tiger, zahle dem sein Essen oder bringe ab und an was Selbstüberfahrenes vorbei und zu Weihnachten machen wir dann Fotos – wir zwei gemeinsam am Zaun (aber auf verschiedenen Seiten!) wie wir uns eine Gans teilen. Vielleicht jeder mit lustiger Nikolausmütze. Das wäre doch toll; da spendet man doch gerne. Natürlich blöd, wenn man selbst früher oder später knapp bei Kasse ist und kein Geld mehr hat, um neben dem Porsche Cayenne, dem Pool und den ganzen zwar sehr jungen, aber doch sich im legalen Alter befindlichen „Bekannten“ auch noch einen verfressenen Tiger durchzufüttern. Das müsste man vertraglich regeln, dass sowas halt passieren kann, dass das nicht schön, aber eben Pech für den Tiger ist und man – im Falle des hungerbedingten Todes des Tieres ein Anrecht auf das Fell hat (das Fleisch kriegen ja die anderen Tiere, die so hässlich sind, dass sich kein Pate gefunden hat). Das wäre doch ein Anreiz Tierpate zu werden: man zahlt, so lange es eben geht und falls es nicht mehr geht, hat man sozusagen ein Andenken. Ich könnte mit dem Fell zum Beispiel „Dinner for one“ mit den zwar sehr jungen, aber sich im legalen Alter befindlichen „Bekannten“ und einem echten Tigerfell nachspielen. Das wäre ein Spaß. Die „Bekannten“ säßen dann auf zu Hockern umfunktionierten abgesägten Elefantenfüßen, denn von zweien war ich auch Pate und wer schon mal Elefant gegessen hat, wird mir recht geben: die Füße sind echt zäh. Das will man keinem Tier zumuten und bevor man das wegwirft…

Von Krokodil und Schlange hört man ja immer, dass dieses Fleisch so ein bisschen nach Hühnchen schmecken würde. Alle exotischen Dinge haben nur zwei Geschmacksrichtungen: entweder nach Hühnchen oder „nussig“. Bei Schlange und Krokodil ist es ersteres. Es gibt ja viele coole Restaurants, die mittlerweile beispielsweise Krokodil auf der Karte haben, also liebe Zoos: warum diese Gourmet-Stückchen an ein paar undankbare Eisbären verfüttern, wenn ihr damit auch Hipster glücklich machen könnt, die sicher um einiges solventer sind als Eisbären und außerdem kann man ein Krokodil locker auf 50 Hipster verteilen (man kann ja noch etwas Erdmännchen-Tatar zum Strecken mit beigeben) anstatt drei Eisbären abzufüttern, die eh mehr Bock auf die Pinguine nebenan hätten. Nur so als Idee.

Aber hoffen wir einfach mal, dass es weder Tierpaten, noch Fleisch-Lieferdienstleistungen braucht und alles bald wieder gut wird. Ansonsten bleibt die Hoffnung auf einen strengen Winter: dann kann man auch die wildesten und gefährlichsten Tiere mal nach draußen stellen und als Streichelzoo für die Kleinen anbieten (nur in kleinen Gruppen und 2 Meter Abstand untereinander!). Macht sicher Spaß mal so einen echten Löwen zu knuddeln oder auf einer echten Giraffe zu sitzen. Okay, die bewegen sich nicht so wirklich viel und wenn trotz kalten Wintertagen die Sonne zu lange draufscheint, riechen die Viecher irgendwann auch seltsam und ein paar Maden krabbeln aus den Ohren, aber mit ein bisschen Febreze lässt sich das noch eine Zeitlang regeln. Und bei glücklichen Kindern werfen die Eltern bestimmt auch mal ein paar Euro in die Spendenkasse.

The Corona Files

Ich nenne die ganzen Posting der letzten Zeit ja für mich „The Corona Files“. Klingt theatralisch, aber macht warm ums Herz wegen Gedanken an Scully und so. Und es stimmt halt einfach auch: es gibt ja nur noch dieses eine Thema. Es ist allgegenwärtig, man entkommt ihm nicht, es sei denn man ist blind, taub, am Besten beides und hat keine übersensiblen Rezeptoren in Nase, Mund und/oder Rachen, denn sonst riecht oder schmeckt man es noch. Man wüsste dann vielleicht nicht, was das nun ist, denn man sieht oder hört ja keine Nachrichten mehr, aber dieser penetrante Geruch/Geschmack nach Fledermaus, die schon ein bisschen drüber ist, würde einem bestimmt auffallen.

Ein ähnliches Phänomen hatte ich mit Trump, der mich schon ewig so dermaßen nervte, dass ich versucht habe, ihn zu ignorieren. Ging sogar irgendwann erstaunlich gut, denn der aktuellste seiner täglichen Idioten-Momente war nur ein Teil des Nachrichtenpaketes und so ganz gut geistig zur Seite zu schieben (das Bild passt gut zu Trump… etwas geistig zur Seite schieben). Nun ist er aber auch mitten drin im Corona-Chaos, er ist also quasi die Nerv-Kirsche auf dem Nerv-Themenkomplex. Da hat es sich dann mit ignorieren.

Es gibt aber auch positive Momente in den Corona-Files: so entdecken zur Zeit viele Menschen ihre kreative Seite. Eine Kollegin lernt zum Beispiel gerade Klavierspielen. Das ist toll – vor allem, weil das Wetter so schön ist und sie bei offenem Fenster üben kann. Und sie 110 Kilometer entfernt wohnt und ich die ersten Klavierlernschritte nicht mitkriege; im Gegensatz zu den Nachbarn, die sich bestimmt aller sehr freuen. Einer begleitete sie heute beim Üben auch mit seiner Kreissäge. Wäre voll schön gewesen, meinte sie. Dann musste sie aber unseren Call beenden; es klingelte an ihrer Tür und irgendwie wäre es auch sehr laut da im Treppenhaus… sie müsse mal schauen. Eigentlich wollte sie sich am späten Nachmittag nochmal melden, aber da kam gar nichts mehr. Vielleicht das Internet überlastet, das gibt es ja ab und an in letzter Zeit. Man ist im Gespräch, diskutiert zu wichtigen Themen und plötzlich ist die Verbindung weg. Wie abgesägt.

Ein Instrument lernen steht zwar nicht auf meiner Bucket-List, aber wieso eigentlich nicht. Hab nur leider keins und Platz für ein Klavier fehlt mir auch. Gleiches gilt übrigens auch für eine Harfe; zumal ich mich nicht als Harfe-Spieler sehe. Harfe wird von engelsgleichen Damen mit langem Haar gespielt, die völlig der Welt entrückt, das Instrument zwischen den Beinen über die Saiten streicheln und ihnen zarte Harmonien entlocken. Bis auf „Instrument zwischen den Beinen“ und gelegentlich der Welt völlig entrückt, kann ich mit nichts dienen, also: Harfe eher nicht.

Ach, ich glaube, ich lass das komplett mit dem Instrument lernen. Können ja andere machen und ich bin eben das lauschende Publikum. Das einzige Instrument, dass dann noch für mich in Frage käme, wäre die Kreissäge – speziell für die Neu-Instrumentalisten hier in der Gegend, wo sich beim Üben keine hörbaren Verbesserungen einstellen. Da könnte man mit einem kurzen Stihl-Solo eventuell motivierend tätig werden.

Was wohl die Kollegin so macht? Internet geht anscheinend immer noch nicht; hab nichts mehr von ihr gehört und auch auf dem Handy hat sie wohl irgendwie keinen Empfang. Ich erreiche sie einfach nicht. Ach, wird schon alles okay sein…

Pillenboxen, Delfine, Apnoetaucher, Elefanten und unzerkaute Schafe

Es ist soweit. Ich habe jetzt eine Pillenbox mit einem Fach für jeden Tag. Damit man die Einnahme auch nicht vergisst. Wie so ein Pornodarsteller mit seinen Viagras bei einem engen Drehfenster plus/minus eine Woche (und bitte… keine Wortspiele jetzt in dem Zusammenhang. Jaaaa, Drehfenster ist ein lustiges Wort, aber trotzdem). Bei mir sind aber Nahrungsergänzungsmittel drin; sogenannte Supplements (wie der Engländer sagt, wobei Engländer im Zusammenhang mit Nahrung zu erwähnen auch wieder nicht wirklich zielführend ist). Es sind Vitamine, Mineralien und Fischölkapseln. Was man halt so macht, wenn man zwar kein enges Drehfenster, aber halt doch… auf seine Gesundheit achtet. Und es hilft! Kein Haarausfall mehr, zumindest nicht im Brust-, Scham-, Bein- und sonstigem Bereich, sondern nur noch auf dem Kopf. Die Nägel sind weiterhin da, wachsen auch vorbildlich und sehen sehr gesund aus. Der Stuhlgang ist so, wie es die aktuelle Toilettenpapierlage zulässt und überhaupt ist das allgemeine Befinden im nicht meckernswerten Bereich. Klar könnte es besser sein, speziell Drehtage im Allgemeinen wären mal wieder toll, aber hey: könnte schlimmer sein. Fragen Sie mal einen Apnoetaucher nach den letzen Momenten kurz vorm Auftauchen. Und das nicht im kristallklaren Meer, sondern in einer Intensivstation, anstatt umringt von lustig lächelnden Delfinen. Okay, wenn die Delfine vorher lustig lächelnd die Pillenbox am Tauchergürtel geklaut und sich die witzigen blauen Pillen einverleibt haben, wird auch Apnoetauchen auf einen neue Dimension und in Hemisphären für wirklich extrem seltsame Fetische gehievt (Delfine auf Viagra, die Taucher… ich traue mich gar nicht, bei Google nachzuschauen, ob es das nicht vielleicht sogar schon gibt…), aber normalerweise ist eine Intensivstation schon die unangenehmere Variante.

In meiner Pillenbox sind also nur Vitamine und Mineralstoffe. Plus etwas ausgepresster Fisch (Das könnte jetzt eventuell die Delfine sauer machen, aber hey: die haben doch ihre Apnoetaucher). Jetzt gibt es schon die ersten Corona-Verschwörungs-Trottel, die auf Vitamin C und Vitamin D verweisen: das eingenommen, mindert die Gefahr, zu coronaisieren. Toll, jetzt kaufen mir die Idioten nicht nur Mehl, Hefe und Toilettenpapier weg – als nächstes sind auch die Vitamine ausverkauft und ich muss wieder Obst, Gemüse und diesen ganzen Mist zu mir nehmen. Hat schon mal jemand versucht, das ganze Magnesium aus Tablette in Form von Bananen zu sich zu nehmen? Viel Spaß dabei! Das wäre, als würde ein Elefant eine sehr wolliges Schaf am Stück und unzerkaut schlucken. Es wäre in vielerlei Hinsicht nicht schön, angefangen damit, dass Elefanten sich üblicherweise nicht von Schafen ernähren. Sie würden also den Fleischgeschmack schon mal nicht mögen, ganz zu schweigen vom Würgereiz, den das Fell am Gaumen auslöst. Wer kennt das nicht: ein Schaf im Ganzen verschluckt, passiert ja oft versehentlich, und plötzlich wundert man sich über das Kitzeln im Rachenraum. Das ist das Fell des versehentlich verschluckten Schafes… oder der billige österreichische Rotwein, der bei Netto im Angebot war. Direkt neben den Fischölkapseln, vorne an dem wackeligen Gestell kurz vor der Kasse. Elefanten trinken aber keinen österreichischen Rotwein, weshalb es bei denen ganz sicher das versehentlich verschluckte Schaf ist. Sie schlucken das halt runter, was macht man da schon als Elefant – Finger und den Hals ist da eher nicht. Zu Anfang ist es dann nur das schlechte Gewissen: Vegetarier! Veganer womöglich und nun das… ein Schaf. Egal, muss ja keiner mitkriegen. Aber so ein Schaf – dann noch unzerkaut, ist für den ungewohnten Elefantenmagen auch nicht ohne – vom restlichen Verdauungstrakt gar nicht zu reden. Verstopfung galore!

Langer Rede, kurzer Sinn: ähnlich wie ein unzerkautes Schaf beim Elefanten, führt ein Übermaß an Bananen beim Menschen zu Problemen mit der Verdauung (was wiederum dem Elefanten nichts anzuhaben scheint. Vielleicht sollten wir Menschen einfach öfter mal ein Schaf, am Stück und unzerkaut, zu uns nehmen. Der Verdauung zuliebe), weshalb es mir eigentlich lieber wäre, ich könnte weiterhin Magnesium in Form von Tabletten zu mir nehmen, was aber schwierig wird, wenn die ganzen Aluhut-Trottel diese Supplemente für sich entdecken, aufkaufen und den Markt durcheinander bringen.

Ich habe also eine Pillenbox, der Vorrat ist vorerst noch gesichert und sollten die Fischölkapseln zur Neige gehen, habe ich hier eine Liste von Delfinarien, wo ich holen könnte, was notwendig wäre. Ich drücke den ganzen Pornodarstellern die Daumen, dass die Verschwörungsmediziner nicht die lustigen blauen Pillen als neue Heilsbringer ausrufen, sonst wird es eng. Und auch hier gilt wieder: bitte keine Wortspiele.

Kleiner Tipp: lassen Sie die Katzen am Leben – wegen den Fliegen

Auch wenn die hellsten Köpfe des Landes (ein Facharzt für Schwindelanfälle aus Sinsheim, eine durchgeknallte Anwältin aus Heidelberg und all die Koryphäen, die deren Thesen so fleissig teilen und kommentieren oder am Besten noch beides) der Meinung sind, dass es dunkle Mächte sind, die nicht wollen, dass wir die Straßen bevölkern: es gilt weiterhin, dass man doch besser zuhause bleiben sollte. #stayhome ist immer noch das Gebot der Stunde (es sei denn, man wird verfolgt und die Staatsmacht ist hinter einem her. Dann am Besten ab auf die Straße und irgendwelche Autos anhalten. So wie die Anwältin aus Heidelberg. Sie hat es zum Glück geschafft und trägt nun eine formschöne Jacke mit hübschen Schnallen, die sie vor den bösen Gedankenstrahlen der Echsenmenschen schützen. Und vor unbeabsichtigtem Berühren des Gesichts, denn die Arme sind mittels der hübschen Schnallen fixiert. Doppelter Schutz also. Mensch, hat die ein Glück!).

Natürlich geht einem dieses Daheimherumsitzen irgendwann auf den Keks und weil man sich auch ständig auf der Pelle hockt, ist dieses überdosierte Familiendingens für manche Überraschung gut. Manche tun das Naheliegendste und meucheln einfach die Mitbewohner (kleiner Tipp: lassen Sie die Katzen am Leben. Früher oder später werden Sie froh sein, über etwas Gesellschaft, die miaut und schnurrt, aber nicht redet. Und sie fangen und fressen viele der Fliegen, die sich irgendwann rund um die Leichen tummeln; egal wie sehr Sie sich um Hygiene bemühen. Ich spreche da aus…äh, ich habe einen Artikel zu dem Thema gelesen…). Andere haben plötzlich die innigste Beziehung und sind sich emotional und auch körperlich viel näher, als sie sich das jemals haben träumen lassen. Da freut sich der einsame Bauer auf dem entlegenen Hof, das Vieh weiß noch nicht so recht, was es davon halten soll, dass der Bauer nun auch im Stall wohnt und der Veterinär ahnt von all dem nichts, weil er aktuell keine Kontrollbesuche anstehen. Es sind seltsame Zeiten.

Übrigens auch für meine Nachbarn, die ansonsten ganz macho-like mit ihren kalbgroßen Hunden sehr breitbeinig durch die Wälder marschieren, um diese hünenhaften Herdenhunde davon abzulenken, dass sie keine Herde, sondern nur einen kleinen Hof und einen noch kleinen Garten zu hüten haben, wo es weder an der einen, noch an der anderen Stellen nennenswerte Mengen an Herde gibt – bei genauerem Durchzählen sogar gar keine. Das kann einen Hirtenhund schon ziemlich frustrieren und wenn es derer zwei sind, wird es noch schlimmer, denn: sollte sich in dem sehr kleinen Garten plötzlich doch eine Herde befinden, wäre diese – der Größe des Gartens entsprechend – nicht groß. Ich kenne die Definition von Herde nicht auswendig, aber sollte sich die Begrifflichkeit von „Herde“ anhand der Größe des Gartens definieren, wird es eng. Sowohl für den Begriff, wie auch für die Herde (die dann ja vielleicht auch gar keine mehr ist). Jedenfalls: für einen dieser gewaltigen Hunde wäre die Herde viel zu klein. Man müsste darauf hoffen, dass sich auch im Hof noch ein paar Tiere tummeln, dann könnte man die Hunde geografisch aufteilen. Falls nicht, wäre der Streit vorprogrammiert. Bisher gab es aber weder an der einen, noch an der anderen Stelle Herden, dafür aber zwei Hirtenhunde und deshalb: breitbeiniges Ausführen derselben in den umliegenden Wäldern.

Nun haben wir aber Corona und ich weiß nicht, ob es da einen Zusammenhang gibt, aber die ehrlich: die ganze breitbeinige Macho-ich-führe-diese-Höllenhunde-aus-Nummer bricht wie ein Kartenhaus zusammen, wenn man abends mit den Kumpels im Garten Tischtennis spielt und dabei jauchzt wie ein Mops-Gassigänger, der sich mittels „Hassu tolles Kacka-Haufi gemacht?“ über die Körperfunktionen seines flachschnauzigen Dätsch-Gesicht-Vierbeiners freut. Tischtennis? Gehts noch uncooler? Was machen, sie, sobald sie reingehen? Eine Runde UNO oder ist das zu heftig (jetzt nicht politisch, aber man kann da ja schon sehr gemein sein. Beim Kartenspiel. Beim anderen aber natürlich auch)? Kniffel, aber alle Felder sind Chance?

Wenn die Nachbarn wieder mit den Viechern im Wald sehe, frage ich mal nach. Und ich werde fragen, was sie da in den Hosen haben… ob das Tischtennisbälle sind. Mit etwas Glück ist der Witz zu flach und kommt nicht an. Ansonsten muss ich mich sputen, aber laut Trainingsplan stehen eh ein paar Spurts an – da hilft es sicher, wenn zwei Hirtenhunden ohne Herde hinter einem her sind.

Fröhliches Musizieren

Kennt man ja: man ist in der Stadt beim Einkaufen, kriegt plötzlich Hunger und holt sich schnell was an einem der vielen Stände auf dem Markt. Eine Fledermaus to Go oder etwas Gürteltier-Sushi, nur eine Kleinigkeit, weil für den Abend werden ja Gäste erwartet und die Snake-and-Snail-Bowl köchelt schon zuhause. Ist wohl jedem schon mal so gegangen, nur diesmal war die Fledermaus nicht mehr ganz so frisch und schwupp: Corona.

Dumm gelaufen, aber in all dem Drama gibt es auch die schönen Momente: Menschen, die spontan ihre Instrumente auf den Balkonen der Stadt auspacken und gemeinsam mit anderen musizieren. YouTube-Videos von singenden Menschen, Online-Chöre und Konzerte in leeren Wohnungen aber mit tausenden von Zuschauern aus aller Welt an ihren Bildschirmen. Künstler, die allabendlich Sessions veranstalten und ihre Fans (und diejenigen, die noch Fans werden wollen) daran teilhaben lassen.

Ich habe mir überlegt, ob ich das nicht auch mache. Einfach mal die Gitarre rausgeholt, ein bisschen herumgeklampft und gesungen. Gerne auch was selbst Kompiniertes. Oder mich selbst mit dem Keyboard begleiten, während ich die schönsten Songs aus den Achtzigern, den Neunzigern und von Heute intoniere. Gerne auch mal Phil Collins „In the air tonight“, während ich Schlagzeug dazu spiele. Einfach nur, um den Menschen da draußen eine Freude zu machen. Wieso nicht?

Nun… einer, wenn nicht sogar der wichtigste Grund: ich spiele keins der genannten Instrumente. Um es noch mehr zu präzisieren: ich spiele gar kein Instrument. Ein weiterer Grund, warum die Idee zwar nett, aber auf gar keinen Fall gut ist: Singen kann man das auch nicht wirklich nennen, was ich tue, wenn ich es versuche. Ich denke, die für all den Mist verantwortliche Fledermaus machte ähnliche Geräusche, als der hungrige chinesische Marktbesucher in sie biss, weil er dachte, sein Snack wäre „well-done“ und nicht „English“.

Der einzige Grund, warum es vielleicht doch eine gute Idee wäre, mich abends trällernd und mit einer E-Gitarre auf den Balkon zu stellen, ist die eventuell nachlassende Bereitschaft der Menschen zu #stayhome. Ich bin mir sehr sicher, dass sich – zumindest für die Zeit meiner Performance – niemand freiwillig in akkustischer Reichweite aufhalten würde. Außer taube Menschen und selbst denen würde eine gewisse unheilvolle Aura auffallen, die einen Drang zum Aufenthalt in den eigenen vier Wänden auslöst.