Kinder-Strohwitwer

Ab morgen bin ich für ganze zwei Wochen Strohwitwer. Kinder-Strohwitwer. Sagt man da auch Strohwitwer, wenn die Blagen aus dem Haus sind? Ach, ist doch egal, wie man das nennt. Die Hauptsache ist doch die kinderlose Zeit. Ich habe schon die übriggebliebenen Silvesterraketen gerichtet und eine Flasche Sekt kaltgestellt. Der Junior geht zwar schon am frühen Vormittag, was eigentlich ein bisschen früh für eine Party ist, aber Feste wollen gefeiert werden, wie sie fallen.

Ein bisschen sauer war er schon, als er die zweihundertachtzig Ballons gesehen hat, die ich morgen aufsteigen lassen werde und dass ich die Bläsersektion des hiesigen Musikvereins angeheuert habe, um „Gonna fly now“ zu spielen, fand er ebenfalls leicht übertrieben. Auch dass ich sein Zimmer für die zwei Wochen untervermietet habe, stört ihn ein bisschen, glaube ich (Vielleicht hätte ich die Besichtigung auf die Zeit legen sollen, wenn er im Fußballtraining ist. Tja, hinterher ist man immer schlauer. Beim nächsten Mal dann.).  Immerhin konnte ich ihn davon überzeugen, dass die Lichterketten rund ums Haus für die anstehende Weihnachtssaison sind und die bereitstehenden Kisten mit Partyhüten, Wunderkerzen, Tröten und so weiter für Fasching nächstes Jahr. Ich bin mir nicht sicher, ob er mir wirklich geglaubt hat. Wahrscheinlich verrät mich mein glückseliges Grinsen, das die letzten Tage mein Gesicht dauerhaft ziert. Und bestimmt sind es diese kleinen, über die Wange kullernden Freudentränchen, die ihn an meinem seufzenden „Am liebsten würde ich Dich gar nicht gehen lassen…“ zweifeln lassen. Die und meine etwas strengere Ansage: „Aber egal! Gebucht ist gebucht und Du gehst! Komme, was wolle!“

Den Caterer habe ich extra auf den späten Nachmittag bestellt. Das kriegt er also gar nicht mit. Um die Zeit dürfte auch die Band kommen und mit Aufbau und Soundcheck beginnen. Wird alles ein bisschen knapp: Tische und Bänke für zweihundert Leute sind nicht mal eben so auf die Schnelle aufgestellt. Immerhin muss man sich um das Team von der mobilen Bar nicht kümmern, die bauen das alles alleine auf …auch die zehn Kühlschränke und die vier Zapfanlagen. Die Nachbarn sind alle vorgewarnt: es könnte lauter und auch spät werden. Die Nachbarskinder werden mit Unmengen an Eis bestochen, damit sie dem Junior nicht erzählen, was hier während seiner Abwesenheit los war. Zur Sicherheit wird noch ein kräftiger Schuss Wodka ins Eis gemischt, damit die Kids schön früh müde werden und zeitig schlafen gehen. Und weil die Kids am nächsten Morgen bestimmt ein bisschen länger schlafen, können die Nachbareltern auch noch eine Runde mitfeiern. Bestimmt sind die alle total neidisch auf mich. Kann ich ihnen nicht verübeln – ginge mir umgekehrt genauso.

Ich hatte noch überlegt, ob ich einen dieser gewaltigen Strahler besorge, nachts diese Lichtkegel in den Wolkenhimmel zaubern, aber das wäre dann vielleicht doch ein kleines bisschen zu viel des Guten gewesen. Außerdem habe ich ein bisschen Angst, dass der viele Schaum bei der Mitternachtsschaumparty den Strahler beschädigt (bin mir auch nicht sicher, ob man die überhaupt an eine 220 Volt-Steckdose anschließen kann). Zumal: man muss es ja auch nicht übertreiben.

Never forget: alte Dinge sind toll!

Im Garten steht ein Apfelbaum (im Gegensatz zu dem Birnbaum bei Herrn von Ribbeck), der seine besten Tage schon hinter sich hat. Er produziert zwar eifrig Äpfel, aber die sind klein und knochenhart. Der Teilzeithund schleppte heute einen an, weil er den Apfel für einen Ball zum spielen hielt. Das wird der Herbst seines Lebens: soviele Bälle auf einmal! Hurra! Das muss ein ähnliches Gefühl sein wie für pubertierende Jungs, wenn bei Taff ein Beitrag über Oben-Ohne-Modells läuft. Soviele Bälle auf einmal! Hurra!

So richtig sinnvoll ist der Apfelbaum also nicht mehr, aber was solls. Er sieht schön aus, hat wie viele alte Dinge Charakter (ich bin auch nicht mehr der Jüngste, ich muss mal anfangen alles „Alte“ zu promoten. Also: alte Dinge haben Charakter! Echt jetzt. Ist so. Behaltet die! Findet die gut!) und ist trotz Mini-aber-knallhart-Äpfeln trotzdem ein vollwertiges Mitglied dieses biologischen Sammelsuriums namens „Garten“. Dass man die Äpfel aus lebensmitteltechnischer Sicht nicht mehr nutzen kann, ist halb so schlimm. Der Teilzeithund hat Spaß damit, die Vögel knabbern auch gerne dran rum und der Rest kommt in den Biomüll. Man müsste mal schauen, ob man nicht Schnaps daraus brennen kann, aber dafür ist sind es wohl zu wenig Äpfel. Der Baum ist nicht sonderlich groß und entsprechend gering wäre die Ausbeute. Außerdem dürfte auch der Zuckergehalt nicht fürs Brennen reichen (und nachzuckern darf man nicht. Sonst gibt es Ärger). Somit wird es auch nichts mit hausgemachtem Calvados. Verdammt.

Der Baum bleibt also und er darf weiterhin knallharte Mini-Äpfel produzieren. Der Teilzeithund freut sich und der Baum auch, weil er auch auf seine alten Tage noch gebraucht wird und sei es nur als Spielballlieferant. Das macht er ja auch hervorragend. Danke, lieber alter Apfelbaum (dran denken: alte Dinge sind toll! Behaltet die! Die haben Charakter, die sind echt super!).

Grillrost statt Aluschale!

Gestern kam in einer dieser Informationssendungen (lief nicht auf RTL II, sondern im Dritten. Es ging also nicht um Sexclubs, Messies und deren Wohnungen und/oder Schönheits-OPs) ein Bericht über richtiges Grillen. Zusammengefasst kann man sagen: Aufpassen bei mariniertem Grillgut, kein Bier übers Fleisch kippen und das Grillmaterial nicht die ganze Zeit direkt über der Glut lagern. Also quasi genau das Gegenteil dessen, was mein Vater und seine Grillkumpels früher immer gemacht haben.

Mariniertes Fleisch gab es in meiner Kindheit auch schon, was wahrscheinlich daran liegt, dass Metzger damals bereits einen Weg hatten, um das nicht mehr wirklich so richtig frische Fleisch unter die Leute zu bringen. War früher nicht weiter schlimm: da hat man eh alles durchgegrillt, bis die Kerntemperatur des Grillguts ähnlich der im Inneren eines aktiven Vulkans war. Natürlich ist immer wieder mal etwas von der Marinade in die Glut getropft. Das zischte kurz und der Marinadetropfen kokelte lustig vor sich hin. Ob das krebserregend sein könnte, interessierte die Griller in den Siebzigern, die sich mit Kippe zwischen den amalgamgefüllten Zähnen am vom Asbest in der Mietwohnung juckenden Rücken kratzten, herzlich wenig.

Heutzutage könnte man eine Aluschale benutzen, damit auch ja keine Marinade in die böse Glut tropft, aber mal ehrlich: wer nimmt denn bitte schön Aluschalen? Wozu gibt es denn einen Grillrost? Doch wohl nur aus dem Grund, weil man die Asche so schwer von Fleisch und Würstchen runterbekäme, würde man sie direkt in die Flammen legen: deshalb der Rost. Früher waren die Streben der Grillroste (Grillröste? Grillröster? Hm) auch viel weiter voneinander entfernt, damit mehr Hitze durchkam… aber dann haben sich die Frauen beim Grillen eingemischt und man legte so seltsame Dinge wie Gemüsestreife, Ziegenkäsetaler und ähnlichen Firlefanz auf den Grill und damit das Zeug nicht runterfällt, mussten die Streben im Rost näher zusammen. Aber ich will nicht meckern: Das Grillmuster auf Steaks und Würstchen hat dadurch durchaus gewonnen (Röstaromen galore!). Letztendlich sind Gemüsestreifen und Ziegenkäsetaler aber eben nun mal kein Fleisch, weshalb irgendjemand auf die Idee kam, Aluschalen zu verwenden, damit diesen Gourmetköstlichkeiten die schlimme Hitze des Grills so wenig wie nur möglich anhaben kann. Und wenn man die eh schon im Einsatz hat, kann man doch auch Fleisch und Würstchen… NEIN! Kann man nicht! Bzw. kann man, macht man aber nicht! Merke: die guten Sachen direkt auf den Rost, alles vegane, vegetarische und was in den letzten fünf Ausgaben der Brigitte „Rezept der Woche“ war in die Aluschale.

Zum Thema „Bier übers Fleisch“ hatte der Fachmann in der Sendung ein paar weise Worte: „Das ist schade ums Bier“. Hat er recht. Tatsächlich bringt es wohl rein gar nichts, außer ein zischendes Geräusch und aufwirbelnde Asche*. Zischen tuts aber auch, wenn es kalt genug durch die Kehle rinnt und wenn man das oft genug macht, wird da bestimmt auch einiges aufgewirbelt. Also kein Bier in den Grill, sondern nur in den Grillmeister schütten. Und bitte nicht alternativ Grillanzünder statt Bier in Grill und aufs Grillgut. Das nennt man dann flambieren und wenn es blöd läuft, gilt dieses Flambieren nicht nur für Fleisch, Wurst und die Aluschalen mit dem komischen Kram, sondern auch für den Herrn am Grill. Also nicht machen.

Wenn ich grille, ist das mehr nach Gefühl. Ist ja auch ziemlich einfach. „Fühlt sich an, als ob meine Augenbrauen angesengt wurden“ heißt soviel wie: Grill ist heiß. Was kann man da großartig falsch machen. „Ich hab’ kein Gefühl mehr in der Hand“ -> Grill war zu heiß. Auch logisch.
Und ich grille nach klaren Regeln: Fleisch ist durch, wenn es durch ist. Englisch gibts nicht, wir sind nicht in England und Medium ist ja schon dem Wort nach Mittelmaß. Also „Adios Salmonelle“, aber dafür halt „Willkommen Schuhsohle“. Aber dafür ist das Zeug ja auch mariniert bis zum geht nicht mehr: nach irgendwas schmecken tut es immer. Und wenn es viel zu trocken ist, kann man sich so einen Ziegenkäsetaler von der Mädchen-Aluschale klauen. Die sind meistens schön saftig. Liegt vielleicht an der Aluschale…

* wer das jetzt testet und Bier über Fleisch, Würstchen, Ziegenkäsetaler und so weiter schüttet und KEINE Asche dabei aufgewirbelt wird: nicht aufregen! Das kann schon sein. Schauen Sie doch mal nach, ob Sie einen Gas- oder Elektrogrill haben. Falls ja ist alles gut… es sei denn, Sie haben tatsächlich einen Gas- oder Elektrogrill und es wirbelt Asche herum… dann sollten Sie sich unbedingt Gedanken machen, und vor allem nachschauen, wo die herkommt.

Stürmische Nächte oder “The real shitstorm”

Die letzten Tage hat es ganz schön gestürmt. Das war toll, denn der Sturm hat die böse Hitze vertrieben. Dafür sieht es nun auf der Terrasse aus wie nach einer botanischen Apokalypse: überall Blätter, Äste und Stroh (Warum das da liegt? Das ist von einem mittlerweilen leeren Nest, welches von einem Vogelpärchen direkt unterm Dach errichtet wurde. Nachdem der Nachwuchs (Papa und Mama Vogel haben also das gemacht, wonach sie benannt sind) flügge und das Nest somit verlassen war, habe ich es fachmännisch entsorgt. Ok, das mit dem fachmännisch stimmt nicht, denn dann wäre wahrscheinlich weitaus weniger Schmutz auf der Terrasse gelandet.

Wind und Sturm gibt es ja immer wieder mal, so auch vor vielen Jahren, als der Junior noch kleiner war. Toiletten und deren Handhabe waren ihm noch gänzlich unbekannt, aber dank Windel konnte er ja tun und lassen, was er wollte (zumindest in der Beziehung) und natürlich musste er sich auch nicht um die Entsorgung seines Big Business kümmern. In jener stürmischen Nacht war dies meine Aufgabe.
Der Kleine war also frisch gewickelt, gepudert und bester Dinge und ich hatte eine Tüte mit prekärem Inhalt zur Entsorgung. Ein luftdichtverschließbares Behältnis (es empfiehlt sich ein „Castor Mini“, denn man kann hier durchaus von Gefahrgut sprechen) war keines zur Hand, also musste das duftende Kleinod direkt in die Mülltonne …die allerdings ein Stückchen weg vom sicheren Hauseingang steht. Da war aber der Sturm, mit herumwehenden Ästen und sonstigen Kram (ich bin mir nicht sicher, aber ich meine, ein kleines Mädchen mit roten Schuhen und einem kleinen Hund hoch oben im Auge des Sturms gesehen zu haben). Gefährlich, gefährlich! Da geht man lieber auf Nummer Sicher und nicht raus. Meinen „Catch of the day“ wollte ich aber keinesfalls drinnen haben. Also knotete ich die Tüte am Treppengeländer fest, um sie gleich am nächsten Morgen sturmfrei und fachgerecht zu entsorgen.

Mein Vater war Gründungsmitglied beim örtlichen Ableger der DLRG, weshalb mein Mitgliedsantrag quasi noch mit dem Blut aus der Nabelschnur gleich nach der Geburt (noch vor dem Wiegen und dem ganzen Kram) unterzeichnet wurde. Wenn man sich der größten Suchmaschine weltweit bedient und dort nach den Worten „DLRG“ und „knoten“ zugleich sucht, wird man schnell feststellen, dass der Themenkomplex „Knoten“ eine nicht ganz unwesentliche Rolle bei deren Tätigkeiten einzunehmen scheint. Mir selbst fiel das nie so wirklich auf. Tatsächlich ging das Thema „Knoten“ nahezu völlig an mir vorbei. Sowohl bei DLRG-Aktionen, wie auch im sonstigen Leben. Ich knote, wenn es etwas zu knoten gibt, aber ansonsten mache ich mir über Knoten wenig Gedanken. Sollte mir ein gerade auf Landgang befindlicher Matrose sein Schweizer-Marine-Messer (das ist wie das Schweizer-Armee-Messer, nur in blau und mit teilweise anderem Werkzeug. ZB. mit Angelhakenlöser statt Hirschtötungsmesser usw.) mit den Worten „Los, zeig mir einen Palstek oder ich töte Dich mit dem Fischentschupper meines Schweizer-Marine-Messers!“ in den Rücken pressen… mein letztes Stündchen hätte wohl geschlagen.

Nun sind in unseren Breitengraden nicht sonderlich viele aggressive Matrosen mit Schweizer-Marine-Messern unterwegs (wobei… wenn sie hier wären, wären sie bestimmt sehr aggressiv, weil: wir haben weit und breit kein Meer. Andererseits ist es doch nicht mein Problem, wenn der Herr Matrose sich verläuft und plötzlich bei uns landet), und trotzdem zeigte sich in jener Nacht, dass Knoten doch ein wichtiges Element im filigranen Wunderwerk namens „Leben“ sein können. Dann nämlich, wenn man eine Windel des Nachts im Sturm an ein Treppengeländer knotet, dabei aber keinen Palstek oder anderen Profi-Knoten benutzt, und die Windel-Tüte sich  am nächsten Morgen nicht mehr an ihrem ursprünglichen Platz am Treppengeländer befindet, sondern irgendwo anders…
Wo genau sie gelandet war, habe ich nie erfahren und in der Nachbarschaft rumfragen, ob der Sturm bei jemanden Überraschendes gebracht habe, wollte ich auch nicht. Man muss ja nicht unnötig Verdachtsmomente erzeugen. Auf jeden Fall war das in dieses Nacht ein echter „Shitstorm“  für den ungewollten Empfänger des Pakets. Tut mir ja auch wirklich leid, aber andererseits… Shit happens.

Hallo Hindernis?

Wäre ich die Nachbarskatze, wäre jetzt der Moment, an dem ich laut „RUHE!!!!“ miauen würde. Katzen haben ja ein sensationelles Gehör und deshalb hört die Nachbarskatze garantiert auch die Unmengen an Fledermäusen, die hier gerade durch die Gärten ziehen. Ich selbst höre das nicht, denn die kleinen Batmans geben Töne im Ultraschallbereich von sich. Ein Bereich, zu dem ich keinen Zugang habe (obwohl meine Ohren recht groß sind).
Ich kenne so gut wie keine Fledermaus persönlich – wenn man es genau nimmt sogar gar keine; insofern bin ich auch etwas überfragt, wenn es darum geht, was Fledermäuse sich so per Ultraschall zurufen. Falls sie überhaupt darüber kommunizieren. Ganz dunkel wabern im Unterbewusstsein ein paar Brocken Fledermauswissen, denenzufolge dieses Ultraschallgepiepe der Orientierung dient. Die Fledermaus ruft also „Hallo Hindernis?“ in Ultraschall und solange kein Echo kommt ist alles gut. Wenn aber plötzlich ein „Hallo Fledermaus“* zurück kommt, ist schnelles Abdrehen und ein Ändern der Flugbahn dringend vonnöten. Und da es in urbaner Umgebung nun mal sehr viele Wände und sonstige Hindernisse gibt, ist die Fledermaus eigentlich nur am „Hallo Hindernis?“-Brüllen. Da bleibt nicht viel Zeit für Gespräche mit den Kumpels.

„Na Klaus, wie gehts? Hallo Hindernis?“
„Joch, ganz gut und selbst? Hallo Hindernis?“
„Kann nicht klagen. Oh, eine Wand, muss abdrehen“

Fledermaus dreht ab

„Hallo Hindernis?“
„Guten Tag. Ich möchte mir Ihnen über Gott reden. Hallo Hindernis?“
„Na super, ein Zeuge Jehova…. Hallo Hindernis?“
usw.

Man sieht: aufgrund der vielen Hindernisse käme keine nennenswerten Konversationen zustande, weshalb Fledermäuse eher einsilbig und wortkarg daher kommen und sich mit einem simplen „Hallo Hindernis?“ begnügen.

Wir Menschen bekommen davon wenig bis gar nichts mit. Wir sehen sie nur durch die Luft schwirren, hören aber bis auf ein Dong ab und an (es gibt auch Fledermäuse, die nicht so gut hören und deshalb an Hindernisse prallen) rein gar nichts von diesen Tieren. Wäre ich allerdings die Nachbarskatze und hätte ein sensationelle Katzengehör würde mich dieses „Hallo Hindernis?“-Gebrülle (gepaart mit einem gelegentlichen „Dong“) höchstwahrscheinlich in den Wahnsinn treiben. Und tatsächlich wirkt die Nachbarskatze auch ein kleines bisschen gestresst. Armes Tier.

 

 

*Natürlich kommt als Echo kein „Hallo Fledermaus“! War nur als Test gedacht, wer aufpasst…

Hessen

Morgen gehts nach Hessen. Viele fragen sich jetzt natürlich: Warum?
Klar, dass diese Frage kommt. Käme mir auch sofort in den Sinn, wenn ich hören würde, dass jemand nach Hessen fährt. Macht man ja nicht unbedingt freiwillig. Was will man denn bitte schön in Hessen …außer durchfahren, um woandershin zu kommen? Bei mir sind es familiäre Gründe: mein Neffe hatte Geburtstag und das will, muss und wird natürlich gefeiert werden! Auch und gerade in Hessen. Man hat dort ja nicht wirklich viel zu lachen (es sei denn, man kommt von außerhalb und weiß, dass man vor Schließung der Grenze auch wieder rauskommt) und deshalb ist so ein Fest mehr als willkommen. Und mein gehessischter Teil der Familie ist bestimmt auch froh, wenn mal wieder Leute aus der Zivilisation zu Besuch sind. Jod, ,Leuchtraketen und Wasseraufbereitungstabletten sind schon gepackt – man weiß ja nie (ich wollte noch Bohnenkaffee und Strumpfhosen einpacken, aber dann fiel mir ein, dass das ja gar nicht für Hessen relevant und auch schon ein paar Jährchen her war). Ich habe nach einer Übersetzungs-App fürs Handy gesucht, aber da gab es nichts (Klingonisch – Deutsch: kein Problem. Bei hessisch dagegen: nix. Da sieht man mal, mit wem man – anscheinend – öfter kommuniziert) – wir werden uns also so durchschlagen müssen, wenn es hart auf hart kommt. In dem Zusammenhang vielen Dank an Maaaaadin: ich weiß jetzt, wie man Aschäbäscha perfekt ausspricht, aber mal ehrlich: ausgesetzt in der hessischen Wildnis bringt einem ein Aschäbäscha nicht wirklich viel. Maaaadin selbst kann ja noch Regenwasser in den gewaltigen Lippen sammeln. Den Vorteil habe ich nicht. Ich werde jämmerlich verdursten, wenn mich nicht vorher ein blauer Bock mit umgehängtem Bembel findet und mir Äppelwoi einflößt.

Ach, vermutlich wird es gar nicht so schlimm. Das Pfefferspray ist noch nicht abgelaufen, ich habe gerade nochmal geschaut. Ist übrigens noch übrig von meiner Fahrt nach Sachsen. Viele fragen sich jetzt natürlich: Sachsen? Warum? Klar, dass diese Frage kommt…

Hunde vs. Intelligenz

Hunde sollen ja sehr intelligent sein. Naja, man kann wahrscheinlich nicht alle über einen Kamm scheren, aber per se gelten Hunde im Großen und Ganzen als nicht ganz blöd. Stimmt bestimmt auch. Wobei… gewisse Zweifel kommen dann doch auf, wenn ich sehe, wie der Teilzeithund nach Wespen schnappt. Der Hund der Kollegin hat letztens sogar eine erwischt! Guter Hund. Guter Hund mit geschwollener Lefze. Guter Hund mit Schmerzen in der geschwollenen Lefze. Tja. Soviel zum Thema.
Dass Hunde voller Inbrunst an den Hinterlassenschaften anderer Mitglieder ihrer Spezies schnüffeln mag ja auch als absonderlicher Fetisch durchgehen, aber wenn sie das dann auch noch fressen… ich weiß ja nicht. Ein Zeichen von übergroßer Intelligenz dürfte das zumindest nicht sein (oder vielleicht habe ich was verpasst und ich bin nicht sonderlich intelligent, weil ich nicht… ach… lassen wir das…)

Andererseits haben Hunde durchaus ihre hochintelligenten Momente. Wenn ich dem Teilzeithund eine Wurst hinlege und „Friss!“ sage, weiß dieses clevere Tiere sofort, was ich meine und die Wurst ist in einem Happ weg. Gleiches gilt für „Los, hoch auf die Couch/das Bett!“. Ruckzuck ist der Hund auf der Couch/dem Bett. Komischerweise funktioniert „Runter von der Couch/dem Bett!“ nicht bzw. nur unter Androhung von körperlicher Gewalt meinerseits. Keine Ahnung wieso. Wahrscheinlich betone ich das falsch und das Tier weiß nicht so recht, was ich meine. Da muss ich an mir arbeiten (findet der Teilzeithund auch gut: so faul auch Couch und Bett rumfläzen und meine Anweisungen ignorieren).

Aber das ganze Ausmaß an überschätzter Intelligenz von Hunden zeigt sich, wenn man so tut, als würde man einen Ball werfen, das dann aber gar nicht tut. Zu Anfang ist es ja noch lustig, wie der Hund einen Ball sucht, der nie geworfen wurde… aber nach zwei Stunden kriegt man dann doch ein bisschen Mitleid und legt den Ball an den Wegesrand, auf dass das arme Tier in findet. Und denkt sich so: schon ganz gut, dass wir die Krone der Schöpfung sind. Dann kommen einem aber wieder Typen wie Seehofer, der Depp im BMW auf der Autobahn und ähnliche Kaliber in den Sinn und der Blick wandert zu dem warm dampfenden Haufen im Acker. Hm.

Tinnitüsschen

Das war schon ganz schön heiß die letzten Tage. Man hat teilweise Eichhörnchen gesehen, die versucht haben, sich das warme Fell herunterzureißen. So heiß war es. Vor Schulen und anderen nicht-klimatisierten Gebäuden standen zwielichte Typen und boten Eiswürfel obskurer Herkunft zu horrenden Preisen an …und fanden willige Abnehmer (Anfixen nennt man das. Hat man sich mal an die Eiswürfel gewöhnt, braucht man mehr um runterzukühlen. Schwupp stehen die Typen wieder parat und bieten einem Calippo an. Später auch härtere Sachen wie Cornetto Nuss und Magnum). Bei uns im Büro lief die Klimaanlage auf Hochtouren und kam trotzdem nicht nach. Mittlerweile pfeift sie auf dem letzten Loch. Buchstäblich. Sie pfeift. Wir haben noch nicht herausgefunden wieso. Sie pfeift sowohl auf der kleinsten, der mittleren wie auch der höchsten Stufe. Sie pfeift morgens, mittags und abends. Wahrscheinlich pfeift sie auch jetzt im Moment, aber das kriegt keiner mit. Vielleicht macht sie aber auch Pause. Ist ja anstrengend, diese Pfeiferei. Aber morgen früh geht es sicher weiter. Piiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeppppp.

Ich habe zuerst gar nicht gesagt, dass ich was höre, weil ich dachte, dass es nun soweit ist: Tinnitus. Die pfeifende Geisel der Moderne. War ja klar, dass das früher oder später kommt bei dem ganzen Stress. Morgens immer aufstehen und dann dieses arbeiten und diese Feierabende, wo man ganz angestrengt auf der Couch rumliegt und diese anstrengenden Wochenenden mit Feiern und all das Zeug. Ist doch klar, dass sich das irgendwann rächt. Eigentlich ein Wunder, dass es erst jetzt passierte.

Allerdings war es für einen Tinnitus ganz schön leise. Wenn schon einen Tinnitus, dann soll das Pfeifen bitte so laut sein, dass ich die Kollegen nicht mehr höre. Und die Kunden am Telefon auch nicht, weshalb fortan die anderen rangehen müssten, wenn es bei mir klingelt (was ich ja eh nicht hören würde wegen dem lauten Tinnitus). Tatsächlich hörte ich aber trotz Pfeifen weiterhin sowohl Kollegen wie auch Telefon und war ein bisschen enttäuscht. Tinnitus, Pah! Das war doch höchsten ein Tinnitüsschen. Und dann war es noch nicht mal das, sondern nur die pfeifende Klimaanlage.

Aber ich will mal nicht so sein. Vielleicht will mich das Schicksal nur an den tatsächlichen Tinnitus heranführen und gewöhnt mich ganz vorsichtig an fortwährende Pfeifgeräusche. Kann ja auch sein.

E-Zigarette statt Wald-/Zimmer-/Haarbrand

In der Klasse vom Junior hat man jetzt die ersten mit E-Zigarette erwischt. War ja zu erwarten. Das ist nicht mehr wie zu meinen Zeiten, wo man mit 18 das erste Mal an einer Zigarette zog und mit 21 mal an der Maibowle nippte. Frühestens! Nein, bei den Kids heutzutage geht das alles viel früher los. Gefühlt startet die Pubertät schon mit 8 (eine Sache, die ich ja gänzlich übersprungen habe. Also die Zickerei während dieser Zeit. Körperlich habe ich die Pubertät natürlich zur vollsten Zufriedenheitvon A bis Z und in Bestform durchzelebriert! Da ist alles wunderbar! Aber Hallo!) und irgendwie werden die alle schon ganz früh ganz groß. So kommt es mir zumindest vor.
Ich bin noch nicht in dem Alter, in dem man wieder schrumpft. Daran kann es nicht liegen. Vielleicht gehe ich manchmal ein bisschen krumm und eingesunken und so. Aber daran ist die Welt schuld. Die Welt im allgemeinen, die Kollegen im Besonderen. Und Frauen. Natürlich Frauen. Die unsäglichen Staus auf der Autobahn. Die Politik. Bundes- wie auch Weltpolitik. Pofalla, Söder, Schäuble… man weiß gar nicht, woran man zuerst verzweifeln soll. Manchmal ist auch eine Portion Bohnensalat mit Zwiebeln zu Mittag schuld, dass ich mich halb geduckt (und bauchreibend die Koliken wegmassierend) fortbewege. Aber auch an Tagen, an denen alles bestens und meine Körperhaltung vorbildlich ist, kommt es mir vor, als würden die Kids um mich rum im Wochentakt größer werden. Und jetzt sind die ersten mit E-Zigarette unterwegs. Nicht zu fassen.
Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Einerseits ist das natürlich viel zu früh! In dem Alter sollte man andere Dinge tun. Aber klar: die testen jetzt auch dies und jenes und die ersten im Zuge dessen auch E-Zigaretten. Ob die Dinger schädlich sind, weiß man noch gar nicht. Letztlich ist es mit Sicherheit besser auch davon die Finger zu lassen. Andererseits: vielleicht doch besser, wenn die Jugend von heute nicht mit Streichhölzern oder Feuerzeugen herumhantiert… wenn man sich die Pisa-Studien der letzten zehn Jahre mal so anschaut, mag man sich gar nicht vorstellen, was da passieren könnte. So komplizierte Dinge überfordern die bestimmt. Wenns also sein muss, dann halt doch lieber E-Zigaretten. Da qualmt es mit Batterie und auf Knopfdruck. Keine Waldbrände, keine abgefackelten Buden, keine brennenden Haare.*

*ich habe ja auch den Verdacht, dass Flatrate-Saufen nur deshalb aufkam, weil die Kids das mit dem Zusammenrechnen von Einzelbestellungen nicht mehr geregelt bekamen.

Er machte eigentlich nicht viel anders, aber das Ergebnis war der Hammer!

Ich dachte früher ja immer, dass Kochen und Backen total schwer sei. Stimmt aber gar nicht, zumindest nicht so pauschal. Speziell Backen ist eigentlich ziemlich einfach.

Meine ersten Backversuche waren Muffins. Zuerst dachte ich, das wäre ein Druckfehler im Rezept. Was soll denn bitte Sonnenblumenöl in einem süßen Backwerk. Stimmte aber: da kommt Öl rein. Zwölf Esslöffel im Gesamten, was laut meinem Laptop mit Hochleistungs-Intel Core i7-Prozessor unter Zuhilfenahme des von OS X mitgelieferten Programms „Rechner“ bei 12 Muffins einem Esslöffel je Muffin entspricht. So in etwa zumindest. Das ist schon ziemlich viel.
Dann kam irgendwann Weihnachten und ich war im BlutBackrausch. Drei verschiedene Sorten an Weihnachtsgebäck. Die Rezepte waren teilweise aus Heften („Schöner Backen“ oder so ähnlich), teilweise aus dem Internet. Allen Rezepten gemein waren die Unmengen an Butter/Margarine und Zucker, die da verwendet wurden. Allein die Menge an Fett, die ich durch Kneten des Teigs über die Haut aufgenommen hatte, erhöhten meinen Cholesterinwert merklich und auch die Hosen kniffen danach bedenklich. Aber es machte Klick (zum einen am Knopf der Hose, aber auch im Getriebe im Kopf): backen ist einfach! Man braucht eigentlich nicht viel:

– ein Rezept
– Butter/Margarine oder sonstiges Fett in Reinform
– Zucker

Von diesen Dingen benötigt man:
Rezept: 1x
Butter/Margarine oder sonstiges Fett in Reinfom und Zucker: Viel!

Der Rest ist einfach. Das Rezept gibt eigentlich alles vor. Was man braucht, wieviel davon und was man damit macht. Das sollte bei den meisten Rezepten auch einigermaßen hinhauen. Ich habe es geschafft, also warum nicht auch andere. Ok, manche vielleicht doch nicht, aber nun denn: wenn man gar nichts kann, bleibt ja immer noch der Gang in die Politik. Oder warum nicht Bahnvorstand. Kann man ja auch kombinieren, aber das schaffen nur die Allerunfähigsten (siehe der neue Datenschutz-Heini dort. Weiß immer noch nicht, ob ich lachen oder weinen soll). Aber alle anderen sollten mit einem Rezept an der Hand zu einem respektablen Ergebnis kommen.

Respektabel ist gut, aber mal ehrlich: respektabel ist eben genau das: respektabel. Wir wollen mehr! Wir wollen „mehr Power!“ #timtaylor. Und wie kriegen wir mehr Power? Hier und heute wird das Geheimnis gelüftet, oder wie heftig.co schreiben würde: Er machte eigentlich nicht viel anders, aber das Ergebnis war der Hammer! Und tatsächlich ist es nicht viel. Man hat weiterhin das Rezept, die gleichen Zutaten und auch die Handhabe ist die gleiche, allerdings sollte man bei der Mengenangabe an Zucker großzügig nochmal 10 Prozent draufhauen. Wenn es ein Weight Watchers-Rezept ist oder die Brigitte gerade die „Ich halbiere mich“-Wochen beim Druck des Rezeptheftes hatte gerne auch mal 20-25 Prozent. Bei letzterem sollte man aber auch die Menge an Fett und/oder Flüssigkeit noch ein kleines bisschen erhöhen.
Rein optisch wird alles so aussehen wie beim Originalrezept (Wenn man es selbst gebacken hat, nicht das Bild im Magazin. Diese leuchtenden Kleinode der Backkunst kamen zwar aus dem Backofen, aber das finale Make-up erledigte Photoshop), aber es wird Komplimente ob des Geschmacks hageln. Es sei denn, Sie waren zuständig für das Catering bei einem Diabetikerkongress. Dann wird zwar zu Anfang auch Lob von den Testessern geben, aber später hagelt es Klagen von den Hinterbliebenen. Man kann es halt nun mal nicht jedem recht machen.