Chips und Bounty-Eis

Vorhin noch mal schnell aufs Fahrrad geschwungen und zum Supermarkt geradelt. Kennt man ja, dass man eigentlich schon einkaufen war, aber die wichtigen Sachen vergessen hat. Bzw… das stimmt so nicht. Ich war der festen Überzeugung, dass ich alles Notwendige schon bei der ersten Tour eingekauft hätte, aber nach Durchsicht der Experten wurde  knapp zwei Stunden später entschieden, dass elementare Dinge fehlen: Chips und Bounty-Eis zum Beispiel und weil ich da nicht schon beim ersten Einkauf drangedacht hatte und das Haus somit Chips- und Bounty-Eis-los war, obläge es mir, diesen unhaltbaren Zustand zu ändern. Was ich tat, indem ich mich aufs Fahrrad und ins pralle abendliche Einkaufsgetümmel schwang.

Tatsächlich ist im Supermarkt um diese Uhrzeit erstaunlich und erfreulich wenig los. Die Teeniehorden, die sich mit Alko-Pops und billigen Fusel für das Wochenende eindecken, waren anscheinend schon durch und auch ansonsten gab es nicht die üblichen Verdächtigen. Eigentlich waren nur Leute wie ich unterwegs. Leute, die schon mal einkaufen waren, aber irgendwas vergessen hatten: eine Frau, mit ein paar Zwiebeln in der Hand, ein junges Pärchen, das fürs gemeinsame Kochen am Abend die Sahne vergessen hatte… und ein etwas nervöser und leicht verzweifelt wirkender Kerl vor dem Regal mit Tampons. Das sind so die Momente, wo man lächelt und sich freut, dass man nur Chips mitbringen soll: da ist die Auswahl zwar auch groß, aber selbst, wenn die Angaben eher ungenau waren („CHIPS! Wo sind Chips? Warum sind da keine Chips?“), kann man eigentlich nichts falsch machen. Chips sind Chips, egal ob „Paprika“-, „Peperoni“-, „Currywurst“- oder „Bombay“-Style – Chips schmecken immer. Selbst in der nur Salz-Variante. Und wenn es kein Bounty-Eis gibt… egal: Hauptsache es ist kalt, beinhaltet Fett und Zucker und hat mindestens eine Schokoladen-Vanille-Komponente. Der Rest ist schmückendes Beiwerk. Bounty simuliert eben Kokosnussgeschmack, aber nun denn: Karamell geht auch. Oder Marshmallow. Oder Nuss. Oder oder oder. Ist es kalt? Schokolade ansatzweise erkennbar? Vanillearomen? Hossa! Rein damit.
Man kann also so gut wie gar nichts falsch machen, wenn es um Chips und Bounty-Eis geht. Ganz anders sieht es bei Tampons aus. Deswegen hatte ich auch ein kleines bisschen Mitleid mit dem armen Kerl, der planlos vor dem Regal stand. Wenn er clever war, hat er sich irgendwas gegriffen und zur Sicherheit noch Chips und Eis mitgenommen. Um die Wogen zu glätten. Wobei… ob das geholfen hätte in diesen schweren Zeiten. Aber geht ja auch wieder rum und im Zweifelsfall hat man Chips und Eis, wenn man auf der Couch schlafen muss.

Muss trotzdem mal mit dem Marktleiter des Supermarkts reden. Kein Bounty-Eis… das hätte gefährlich werden können!

Winterreifendraufmachtermin ausgemacht und das ist gut so

Ich bin sowas von stolz, denn ich habe einen Termin für Winterreifendraufmachen ausgemacht und das schon für nächste Woche! Unglaublich! Normalerweise fällt mir das erst ein, wenn die ersten Schneeflocken auf die Windschutzscheibe treffen. Natürlich sind 90 Prozent der anderen Sommerreifenfahrer genauso doof wie ich und somit gibt es einen gewaltigen Ansturm auf die Werkstatt meines Vertrauens, weshalb der nächste Termin erst so kurz vor Weihnachten frei ist. Alternativ Ende Februar.

Diesmal habe ich frühzeitig daran gedacht – tatsächlich sogar schon letzte Woche, aber ich hatte bisher immer vergessen anzurufen, doch das ist nun auch erledigt. Hach, was für ein schönes Gefühl. Und weil ich gerade so einen Lauf habe, kümmere ich mich vielleicht diese Woche auch noch um die Weihnachtsgeschenke und die Deko fürs nächste Ostern, Sonnenschutz für die Sommermonate und neue Schuhe für das Oktoberfestoutfit. Und ich kaufe nächste Woche einen Kürbis für Halloween 2016 – sollte dann ja günstig zu haben sein. Antizyklisches Einkaufen ist das Zauberwort.

Ich werde sowas von auf alles vorbereitet sein, das ist schon fast beängstigend. Wahrscheinlich werde ich das Gefühl der aufkeimenden Panik vermissen, dass sich einstellt, wenn man merkt, dass ein Termin immer näher rückt und man noch so viel dafür zu tun hat – eigentlich viel zu viel, so viel, dass es niemals nie und auf gar keinen Fall zu schaffen sein wird, oh Gott, oh Gott, es wäre ein Wunder, wenn das noch klappen würde, usw. usf…
Aber nicht bei mir: es ist alles da, was da sein muss und zwar seit langem. Kein Panik mehr (höchstens Panik vor dem Vermissen des panischen Gefühls, weil man viel zu spät dran ist), völlig entspannte Feiertage mit passender Deko und super Geschenken, kein Sonnenbrand im Sommer, die passenden Schuhe fürs Oktoberfest, Winterreifen im Winter und Sommerreifen in den restlichen Monaten. Apropos: muss gleich nochmal in der Werkstatt anrufen und einen Termin fürs Sommerreifendraufmachen ausmachen. Für Ende März oder so.

„Absolute Tofu“-Häppchen

Letztens einkaufen gewesen mit dem festen Willen etwas „Gesundes“ mitzunehmen. Nachdem die Hälfte der Menschheit sich vegan oder wenigstens vegetarisch ernährt, habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich mit Fleisch- und Wurstvorräten den Laden verlasse, mit denen man eine komplette Bundeswehrkompanie durchfüttern könnte (es müsste aber eine aktuelle Kompanie sein: mittlerweile sind ja auch Frauen dabei, es sind grundsätzlich nicht mehr so viele Soldaten und auch bei der Bundeswehr ist man vor Lifestylehypes nicht mehr sicher. Da ist sicher neben Diskussionen über die Farbe der Tarnuniformen auch veganes Essen im Biwak ein Thema) und prompt donnert heute die Information durch die Nachrichten, dass Wurstwaren und ähnliches krebserregend seien. Na super. Jetzt fühlt sich das Gewissen natürlich bestätigt und jammert rum, dass das ja wohl klar gewesen wäre, dass es das schon immer gewusst hätte, ich aber nie auf es hören würde, blah, blah, blah… ich höre da tatsächlich nie so genau hin. Und außerdem muss man erstmal abwarten, ob sich dieser Verdacht noch bestätigt. Der Schutzverband der Schwarzwälder Schinkenhersteller e.V. hat sich schon über die aus ihrer Sicht einseitige Berichterstattung beschwert und wenn der  Schutzverband der Schwarzwälder Schinkenhersteller e.V. sich zu so einer gewagten Aussage hinreissen lässt, muss man abwarten, ob die Vorwürfe von irgendwelchen Gesundheitsaposteln tatsächlich auch nur annähernd so etwas wie einen Hauch von Substanz haben. Ansonsten hätte sich der Schutzverband der Schwarzwälder Schinkenhersteller e.V.  ja wohl eher in eine stille Ecke verkrochen, den salzigen Daumen mit Raucharoma in den Mund gesteckt und gar nichts gesagt. Stattdessen die vollmundige Aussage, dass von Schinken überhaupt keine Gefahr ausginge. Aus geschmacklicher Sicht tendiere ich dazu, den Damen und Herren vom Schutzverband der Schwarzwälder Schinkenhersteller e.V. recht zu geben, denn Tofu ist zwar ok, aber kein Ersatz für beispielsweise Schinken – auch wenn das der Schutzverband der Taiwanesischen Tofuhersteller e.V. eventuell anders sieht. Salat ist an für sich ok, aber der beste Salat ist nunmal der Wurstsalat und den darf man ja nun nicht mehr. Die armen Kinder, die beim Einkaufen dabei sind: früher gabs eine Stückchen Fleischwurst oder eine Scheibe Lyoner und jetzt? Ein Salatblatt? Na da freuen sich die Knirpse bestimmt ganz doll. Das gibt bestimmt noch mehr quengelnde und nervende Blagen in den Supermärkten als ohnehin schon. Der clevere Ladenbesitzer tränkt den Tofu in Wodka – das beruhigt die kleinen Monster und sorgt für ein ungestörtes Einkaufserlebnis für alle anderen. Die Fleischeinkäufer, die sich trotz widriger Nachrichten nicht von Kasseler, Speck und Rinderbraten abbringen lassen, können ihr schlechtes Gewissen auch wunderbar mit diesen „Absolute Tofu“-Häppchen beruhigen. Und wenn der Ladenbesitzer so richtig clever ist, verkauft er die Teile auch noch. Damit wäre meinem Willen nach etwas „Gesundem“ auch entsprochen, wenn ich noch etwas Schinken zum Einrollen des Tofus mitnehme, wäre der Schutzverband der Schwarzwälder Schinkenhersteller e.V. auch zufrieden und jedem wäre geholfen. Auch die Apotheken hätten allen Grund zur Freude, denn irgendwie hätten plötzlich ganz viele Leute Kopfschmerzen, leichten Schwindel und allgemeines Unwohlsein, wenn sie am Abend zuviel Tofu-Häppchen hatten und bräuchten deshalb pharmazeutische Hilfe in Form von Aspirin oder ähnlichem.
Was macht man nicht alles, damit das Leben „gesund“ vonstatten geht.

Frühstückseier zum Abendbrot?

Montags muss man einkaufen. Schließlich war tags zuvor Sonntag und da waren alle Geschäfte zu. Die Vorräte sind also so gut wie weg, der Kühlschrank ist leer und überhaupt muss man einfach nur dankbar sein, dass man unter so widrigen Umständen (ein Tag mit geschlossenen Geschäften!) überhaupt überlebt hat! Tatsächlich ist natürlich noch genug von allem da und eigentlich müsste man gar nicht einkaufen, aber irgendwie ist da trotzdem den Drang es dennoch zu tun. Daran sind bestimmt die Rothschilds, Freimaurer und Tempelritter mit ihren Chemtrails schuld!

Als ich heute morgen ins Büro fuhr, war „Nebel“, man sah fast nichts. Natürlich wollen DIE nur, dass man meint, das wäre Nebel, aber ich habe DIE durchschaut und es ist beängstigend: mittlerweile haben DIE überhaupt keine Skrupel mehr und sprühen die Chemtrails gleich direkt auf uns anstatt den Umweg über die Verteilung via Flugzeuge zu gehen. Nebel, Pah! Mich könnt IHR nicht verarschen!
Ich hatte die Fenster zwar geschlossen, aber trotzdem haben DIE mich anscheinend erwischt: ich musste abends einkaufen. Immerhin ist mein Unterbewusstsein stark und ich habe DIE durch meine kruden Einkäufe wenigstens ein bisschen verwirrt: Ostereier (die man ja mittlerweile ganzjährig als „Frühstückseier“ bekommt – wobei ich die eher für Abends brauche. Ob es auch „Abendbroteier“ gibt und wenn ja: sollte ich dann extra dahin fahren, wo es diese gäbe, so es sie denn gibt, oder besteht keine Gefahr bezüglich des Raum-Zeit-Kontinuums, wenn ich Frühstückseier erst abends esse? Heute kam ihm Radio ein Beitrag zu „Teewurst“ und man erfuhr, dass in Teewurst gar kein Tee verarbeitet wird. Tatsächlich dachte ich früher, dass dem so wäre und habe die Wurst deshalb verschmäht. Bzw. ich habe mal probiert, fand die Wurst aber grauenhaft und hatte das auf den Tee darin geschoben. Nun weiß ich, dass der Tee gar nichts dafür kann: die Wurst schmeckt einfach per se scheiße. Eine Erklärung für den Namen ist übrigens, dass man die Wurst eines Tages zum Nachmittagstee reichte und sie für diesen Anlass als passend erachtete. Also ich weiß ja nicht… wer reicht denn Wurst zum Tee? „Lord Winslow, möchten Sie noch etwas Gebäck zu Ihrem Tee oder darf es ein Stück Wurst sein?“ …hm, eher nicht…), Kräutertee (ohne Wurst), Saint Albray (in der schon portionierten Variante), Schnittkäse, Lustiges Taschenbuch („Biss zum Morgen“), vitalisierendes Shampoo, TicTac (die Costa Rica-Edition) und Ricola Bonbons. Jetzt sitzen die Analysten der Rothschilds, Freimaurer und Tempelritter ratlos vor ihren Computern (die mit sämtlichen Registrierkassen der Welt verbunden sind) und wundern sich, was der Typ da für einen Mist zusammenkauft. Und damit DIE mich nicht kriegen, habe ich der Dame an der Kasse ein lautes „NEIN, keinesfalls! Hinfort damit!“ zugerufen, als sie mir ihre RFID-Sender in Form von „Bonuspunkte“-Aufklebern andrehen wollte. Hier erwischt es den Amateur oft doch noch auf der Zielgeraden: man ist den Schergen bisher entkommen und dann an der Kasse kriegen erwischen SIE einen doch noch. Aber nicht mit mir! Die Frühstückseier fürs Abendbrot habe ich dann auch im Mülleimer auf dem Parkplatz entsorgt: die Färbung hatte bei zwei Eiern so ein komisches Muster, ein auffälliges Muster, das man bestimmt auch via Satellit aus dem Weltall orten kann… was mir jetzt aber egal ist: sollen die doch orten und viel Spaß beim Zugriff auf den Mülleimer.

Letztens kam das Gerücht auf, ich wäre paranoid, was natürlich totaler Quatsch ist. Das haben sieben der neun Stimmen in meinem Kopf auch bestätigt und die zwei Querulanten somit auch überstimmt.

Extreme Wandering

Gestern wandern gewesen. Naja, wandern. Wir waren etwas über eine Stunde unterwegs (und das auch nur, weil wir unterwegs noch ein Bierpäuschen gemacht haben, da der Abholer von Nicht die Katze (die dabei war, aber nicht mit in die Besenwirtschaft durfte, welche das Ziel der Wanderung war und deshalb auf halber Strecke abgeholt wurde) uns Bier von der Tanke mitbrachte) für nicht ganz vier Kilometer. Aber man kann ja auch auf der Kurzstrecke alles geben! Der Profi nennt das „Extreme Wandering“ und die Schuhe sehen danach so aus:

wandern2 Wandern2

Noch Fragen?

Rebell in schwarzer Angora-Unterwäsche

Dieses Wochenende werden also wieder die Uhren umgestellt. Furchtbar. So langsam gehen mir auch die Plätze aus, wo ich die Uhren noch hinstellen könnte. Die waren mittlerweile alle schon überall. Im Zweifelsfall stelle ich sie einfach irgendwohin, auch auf die Gefahr, dass die Uhr da schon mal war. Kontrolliert ja eh niemand, zumindest bisher nicht.
Das zweite große Ärgernis ist die Uhrzeit: Um 3 Uhr ist kollektives Herumgeschraube an der Uhr angesagt und zwar nach links, damit da auch schön 2 statt 3 Uhr steht. Früher war das gar kein Problem. Da ist man um halb Drei mal kurz von der Kneipe oder der Party nach Hause, hat die Uhren auf 2 Uhr zurückgedreht und dann ging es zurück in die Kneipe oder auf die Party. Und weil es plötzlich gar nicht mehr so spät war („Hey, ist ja erst kurz nach 2! Hammer!“), freute man sich und feierte man einfach weiter.
Heutzutage liege ich um 3 Uhr üblicherweise schon selig schlafend im Bett und träume, eingepackt in Angora-Unterwäsche, von der Wärme der Sonne an einem feinsandigen Strand und natürlich von Meeresrauschen – letzteres wahrscheinlich inspiriert vom Blubbern aus dem Glas mit dem Reinigungstab für die Dritten, das auf dem Nachttisch steht. Es ist ein schöner Traum, mit einem herrlichen Strand. Ein Strand, wie aus dem Bilderbuch. Der Sand ist genauso wie er sein soll: nicht so grob, dass er an den Fußsohlen drückt, aber auch nicht so dünn, dass man bis zum Knöchel einsinkt. Außerdem hat er genau die richtige Temperatur – nicht zu heiß, sondern angenehm warm. Palmblätter dämpfen das Licht der Sonne, dazu weht eine warme Brise. Man schmeckt den Hauch von Salz, den sie vom Meer mitgebracht hat. Zwei Fischerboote sind am Horizont zu sehen. sie kommen ihrer morgendlichen Tour zurück. In den Körben die Fische, die später auf dem Grill landen werden. Plötzlich taucht ein Kellner auf. In seiner Hand hat er ein großes, rundes Ding. Was ist das für ein Ding? Und warum ist es so laut???
Das ist der Moment, in dem ich aufwache, weil mein Wecker klingelt. Es ist kurz vor Drei. Zeit aufzustehen und die Finger zu lockern, damit das Umstellen der Uhren schnell vorbei ist. Wobei… mittlerweile ist es ja viel weniger Arbeit als früher: die Uhr auf 2 Uhr zurückdrehen muss man dank Funktechnologie nur noch bei den wenigsten Modellen. Bleibt das Umstellen an sich, aber vielleicht erspare ich mir das diesmal auch: kontrolliert ja wie gesagt eh niemand. Wobei: wahrscheinlich klingelt dann das erste Mal in meinem langen Uhrenumstellleben die Uhrenumstellpolizei und kontrolliert, ob bei mir auch alles ordnungsgemäß vonstatten ging.
„Haben Sie heute Nacht auch tatsächlich alle Uhren umgestellt?“ Nun könnte ich lügen, denn: die wissen ja nicht, wo die Uhren vorher standen, aber das klappt nicht. Wenn ein offizieller Uhrenumstellkontrolleur vor mir stünde, würde ich wahrscheinlich heulend vor ihm auf die Knie gehen und „Es tut mir leid, Herr Uhrenumstellpolizeibeamter… ich war aber doch so müde und wollte wieder ins Bett“ schluchzen. Aber das interessiert die natürlich nicht. Die werden in ihrer Ausbildung auf Nicht-Uhrenumsteller und deren Ausflüchte trainiert. Denen entkommt man nicht. Keine Ahnung was dann mit mir passieren würde. Wäre aber interessant zu wissen. Da wünscht man sich ja fast, dass die wirklich am Sonntag Morgen auf der Matte stehen. Zur Sicherheit lasse ich die Uhren tatsächlich alle an ihrem Platz stehen. Hah!

Boah, bin ich ein Rebell. Unglaublich. Vielleicht sollte ich mir mal schwarze Angora-Unterwäsche zulegen, um dieses Rebellische in mir auch visuell zu unterstreichen.

Ihr Frauen von Sölden…. Entschuldigung! Es tut mir leid!

Mir tun ja die armen Leute leid, die mitten in der Nacht mit schwerem Gerät über die Skipisten fahren müssen, damit am nächsten Morgen wieder alles aussieht wie aus dem Ei eines Schneehuhns gepellt. Speziell die Leute in Sölden tun mir leid und da konkret jene, die Ende November Dienst haben. Da fahren Männer, eingemummt in dicken Jacken mitten in der Nacht mit ihren lauten, stinkenden Pistenraupen an schneebedeckten Hängen entlang, während zuhause Frau und Kind sehnsüchtig auf die Rückkehr des Ernährers warten (bei verheirateten Pistenraupenfahrern), in dünnen Dessous auf der Couch frierende Damen vermissen die starken Hände (und mehr) ihres Herzallerliebsten (bei Pistenraupenfahrern mit neuer Freundin) und in den Bars sitzen frustrierte Frauen vor ihren selbstgezahlten Proseccos und können es nicht abwarten, bis die Single-Pistenraupenfahrer endlich die Pisten präpariert haben. Und das alles, damit am nächsten Morgen ich komme, der zwar gerne Ski fährt, aber keine Ahnung davon hat, weshalb man eigentlich eher von „Irgendwas mit Ski“ denn von „Ski fahren“ reden sollte. Aus diesem Grunde werde ich in dem Moment, in dem ich in Sölden aus dem Bus steige ein „Ihr Frauen von Sölden…. Entschuldigung! Es tut mir leid!“ in die kalte Nacht brüllen, auf dass die Damen zuhause mit Kind, in Dessous auf der Couch oder in den Bars wissen: es tut mir leid. Und die Pistenraupenfahrer geben Gas und präparieren etwas unsauberer, weil… lohnt sich ja eh nicht und so kommen sie schneller zu den Ladys. Nur die schon länger verheirateten Pistenraupenfahrer ziehen ihre Bahnen weiter in gemächlichem Tempo. Die haben es irgendwie nicht so eilig.

Aufgemacht, gerüttelt, gedreht, gehauen und fertig

Ich kann voll gut reparieren. Gestern zum Beispiel die Heizung. Also nicht das große Ding im Keller – bei dem fülle ich nur seit Wochen ständig Wasser nach, weil der Druck immer wieder nach unten geht. Man sagte mir, das sei nicht gut: die Unmengen an Wasser, die ich da jedesmal in ein eigentlich geschlossenes System kippe, müssten ja irgendwo sein. Das klingt plausibel, aber ich will da gar nicht weiter drüber nachdenken. Das wird schon wieder auftauchen, aber dann am Besten nicht alles auf einmal und im Idealfall irgendwo draußen. Vielleicht versorge ich ja auch gerade eine Welt in einer Paralleldimension mit Frischwasser. Man feiert mich dort als Gottheit (“Gott des Wassers”), baut Tempel um mir zu huldigen und opfert Jungfrauen und Ziegen für mich. Ja, das ist eine schöne Vorstellung (vielleicht nicht für die Jungfrauen und Ziegen dort, aber so grundsätzlich) – viel schöner als geplatzte Rohre und sich mit Wasser vollsaugende Wände.

Bis auf diese “Wo ist das verdammte Wasser???”-Problematik läuft es im Keller aber ansonsten reibungslos. Dafür gab es im Wohnzimmer Schwierigkeiten und zwar mit der Performance der Fußbodenheizung. Die Fußbodenheizung ist in verschiedene Bereiche unterteilt und während manche dieser Bereiche pflichtgemäß heizten, taten andere das nicht. Das ist natürlich ungerecht: der eine Bereich müht sich und schwitzt (Ha! Vielleicht rührt daher der Wasserverlust) unter der Last seiner Heizaufgabe, während der andere Bereich nichts macht und cool bleibt – im wahrsten Sinn des Wortes. Sowas geht natürlich gar nicht.
Ich habe es zuerst mit gut zureden versucht, aber Fußbodenheizungen sind stur – das kann man vergessen. Es hilft also nichts, man muss “reparieren”. Fachmann, der ich bin, seit ich dem wirklichen Fachmann kurz zugeschaut habe, weiß ich natürlich, dass diese Heizbereiche elektronisch geregelt werden. Der Drehregler dafür ist formschön an der Wand angebracht, die Technik dahinter in der Abstellkammer. Diese Technik ist quasi das Herz des fußbödischen Heizsystems.

Für die Reparatur des Herzens der Fußbodenheizung braucht es genau drei Dinge. Nein, eigentlich vier.

1. Ein 2-Cent-Stück: damit dreht man die Schraube an der Abdeckung und klappt diese dann nach unten. Dies eröffnet einem den Einblick in die wunderbare Welt der Fußbodenheizungselektronik. Ein Ort, den bisher nur wenige Menschen zu Gesicht bekamen – hauptsächlich deshalb, weil sich keiner dafür interessiert. Tatsächlich ist es auch nicht wirklich sooo spannend. Da sind ein paar Rohre, viele Drehschalter und Dinge, die man nur weiß, wenn man:

2. einem Fachmann zugeschaut hat, während er an diesen Dingen herumhantiert hat. Mit “Dingen” sind mehr oder weniger kleine Hauben gemeint, die auf Anschlüssen stecken, die wiederum aus einem Rohr kommen. Die kleinen Hauben haben im Inneren eine Art beweglichen Hebel, welcher einen aus besagtem Anschluss ragenden Stift betätigt und somit den Zufluss von Heizwasser innerhalb des jeweiligen Fußbodenheizungskreislaufs regelt. Der Fachmann nennt diese Hauben deshalb auch Fußbodenheizungsheizwassermengenregulierungsstiftkontrollhauben. Oder so ähnlich.
Gelegentlich hakt es im Zusammenspiel zwischen Hauben und Stiften. Aus diesem Grund braucht man:

3. eine Hand. Mit selbiger wackelt man den Hauben, schlägt dezent, aber doch mit gewissem Druck gegen sie und dreht an den Schrauben an dem anderen Rohr (mein Muster war: drei Drehungen nach links, fünf nach rechts, dann wieder zwei nach links. Kann man aber auch ganz anders machen. Wichtig ist nur, dass die Schrauben danach in etwa wieder so stehen wie zuvor). Am Ende haut man zur Sicherheit nochmal gegen die Hauben. Das mag jetzt ein bisschen dilettantisch und nach blindem Aktionismus klingen, aber tatsächlich erfüllt dieses Drehen und Hauen einen Zweck: es zeigt dem Heizsystem, wer der Herr im Haus ist, dass das nur der Anfang ist, eine finale Warnung sozusagen und dass man für nichts garantieren könne, wenn es weiterhin bei der verminderten Heizleistung bliebe. Um dem ganzen nochmal Nachdruck zu verleihen, kann man:

4. fluchen wie ein Rohrspatz. Ich weiß nicht, ob das wirklich notwendig ist, aber bei mir hat es geholfen. Die Heizung heizt, der Fußboden ist nun auch in den vorher störrischen Bereichen warm und die Gerechtigkeit in der Fußbodenheizungswelt ist wiederhergestellt.

Wenn also jemand etwas zum Reparieren hat: Immer her damit! Autos mit kaputten Bremsen? Der Motor vom Kleinflugzeug ist defekt? Die Rettungswesten der Hochseeyacht zicken? Ein störrischer Zünder an einer Bombe? Alles kein Problem. Ich helfe gerne. Ein 2-Cent-Stück habe ich immer dabei, genau wie eine Hand (meist sogar zwei!) – meinetwegen können wir also jederzeit loslegen. Ok, ich habe jetzt nicht bei allen Themen einem Fachmann zugeschaut – speziell beim Zünder an der Bombe findet man selbst bei Youtube erstaunlich wenig Informationen – aber ich sehe da kein Problem. Funktioniert ja eh alles gleich: aufgemacht, gerüttelt, gedreht, gehauen und fertig. Und natürlich fluchen, fluchen, fluchen.

Hopfenblütenkaltschale und Lederallergie

Mittlerweile nimmt das mit den Oktoberfesten überhand. Früher gab es eins in München, gleich darauf den Wasen in Stuttgart, aber das war es auch schon. Klar: andere Feste gab es auch im Oktober, aber zu denen verkleidete man sich nicht als bayrischer Ureinwohner. Außer vielleicht, das Fest war in Bayern, aber hier in den zivilisierten Regionen der Republik eher nicht. Bei unseren Festen um diese Jahreszeit und man zog sich halt dem Wetter entsprechend an, wobei Badehose und Bikini meist im Schrank blieben – direkt neben Lederhose und Dirndl. Das ist natürlich Unfug: wir hatten früher weder Lederhosen noch Dirndl. Obwohl: ich hatte mal welche (also Lederhosen, Dirndl hatte ich nie. Da habe ich nicht die Beine für). Es gibt ein Foto von mir als Kind, bei dem es meine Eltern wohl sehr lustig fanden, ihren Erstgeborenen in eine Lederhose zu stecken und das auch noch zu fotografieren. Auf dem Foto heule ich wie ein Schlosshund, so richtig Spaß hatte ich anscheinend nicht.
Ich habe gegoogelt: das ist verjährt; ich kann meine Eltern diesbezüglich also nicht mehr belangen. Glück gehabt, Ihr Zwei! Aber aufgemerkt: die Leute vom Jugendamt können Euch vielleicht nichts mehr anhaben, aber das „Komfortpaket“ bei Eurer Heimplatzanmeldung ist gestrichen; das könnt Ihr vergessen (aus genetischer Sicht kann man das mit dem Vergessen wörtlich nehmen: in unserer Familie wird man im Alter tatsächlich „vergesslich“. Also nochmal Glück gehabt. Die wussten ganz genau, dass sie mit der Lederhosennummer durchkommen!).

Wir haben hier in unserem beschaulichen Ort auch zwei Oktoberfeste. Also reinrassige, explizit als Oktoberfest deklarierte Oktoberfeste – andere Feste gibt es wie erwähnt auch noch (eigentlich kein Wunder, dass ich so lange nicht kochen konnte: man kann sich hier auf dem Land ja quasi jedes Wochenende auf einem anderen Fest zu moderaten Preisen durchfuttern). Gestern war das zweite der beiden Oktoberfestivitäten und natürlich war ich vor Ort. In Lederhose. Ja, auch ich besitze nun so ein Kleidungsstück und im Gegensatz zu dem Foto aus meiner Kindheit heule ich mittlerweile nur noch am Anfang – sobald ich die Knöpfe endlich zuhabe bessert sich meine Laune zusehends. Das könnte natürlich auch an den bei diesen Oktoberfesten kredenzten Getränkespezialitäten liegen. So eine Hopfenblütenkaltschale bewirkt wahre Wunder und weil der Bayer denkt, dass viel viel hilft, kommt das Getränk in sehr großen Gefäßen, weshalb man sich ranhalten muss, damit aus der Hopfenblütenkaltschale keine Hopfenblütenlauwamplörre wird. Das wäre dann nämlich wiederum der Laune abträglich.
Zu den Getränken werden Speisen gereicht, bei denen der Vegetarier röchelt und der Veganer weint. Wahrscheinlich, weil sie neidisch sind auf Haxen, Bratwurst und Co. Zum Nachtisch können aber auch die Vegetarier und Veganer wieder reinkommen, denn es gibt etwas Obst, ganz convenience-like als Mini-Smoothie. Oktoberfestprofis nennen das: Obstler.

Ich muss sagen: so langsam gewöhne ich mich an die vielen Oktoberfeste. Das Einzige, was ein bisschen doof ist: ich habe anscheinend eine Lederallergie… jedes Mal, wenn ich in Lederhose auf einem der Oktoberfest war, wache ich am nächsten Morgen mit Kopfschmerzen auf. Oft ist mir auch ein kleines bisschen schlecht – ganz besonders, wenn ich auf der Couch aufwache und die Lederhose noch anhabe. Aber da muss ich wohl durch: Wer bin ich schon, dass ich mit Traditionen breche – auch wenn diese Traditionen erst ein paar Jahre alt sind.

Dinge tun, die man gerne tut und dabei gefilmt werden… auf den Spuren von Gerard Depardieu.

Auf Arte läuft gerade eine Sendung, die ich noch nicht kannte: Schlemmen mit Gerard Depardieu. Der Titel ist Programm: Gerard Depardieu isst und trinkt sich durch die Sendung. Man sieht ihm an, dass er sich gewissenhaft und über einen sehr langen Zeitraum auf diese Sendung vorbereitet hat. Wahrscheinlich ist das gar keine geplante Sendung, sondern einmal die Woche kommt halt ein Kamerateam vorbei und hält drauf, wenn Depardieu wo auch immer gerade schlemmt. Der Kameramann schaltet irgendwann die Kamera an, lässt sie 45 Minuten laufen und danach heißt es: „Ok, alles im Kasten. Wir sehen uns nächste Woche wieder“. Depardieu schaut verdutzt von seinem Teller auf, winkt kurz zum Abschied und nimmt einen kräftigen Schluck Rotwein. Dann gehts weiter mit schlemmen.

Das ist doch toll, wenn man so sein Geld verdienen kann (so Depardieu überhaupt etwas bekommt. Wer weiß: vielleicht bekommt er nicht mal Geld für die Sendung. Wobei… wenn ihm Arte die Verpflegung zahlt, ist das schon teuer genug). Ich bin da schon ein bisschen neidisch. Andererseits… so ganz recht wäre es mir nicht, wenn da plötzlich ein Kamerateam auftaucht und mich filmt, während ich Dinge tue, die ich gerne tue. Gerard Depardieu ist ja Schauspieler, den stört die Kamera nicht, aber ich bin da nicht so erprobt. Ich wäre wahrscheinlich ein bisschen nervös und ob ich die Dinge, die ich gerne tue in dem Moment dann noch gerne tun würde… ich weiß es nicht. Aber es wäre natürlich einen Versuch wert. Und es käme auch darauf an, was der Sender dafür zahlt. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich bei Arte anfragen soll. Ich glaube nicht, dass die Dinge, die ich gerne tue in gefilmter Form in deren Programmschema passen würde. Eher nicht, würde ich mal sagen. Es dürfte grundsätzlich schwierig werden, das irgendwo unterzubringen. Verdammte Jugendschutzgesetze. Bleibt noch Pay TV. Oder noch besser: ein Kanal im Internet. Vielleicht nicht gerade bei Youtube (Stichwort: Jugendschutz), aber da sollte sich doch was finden lassen. Bei näherer Betrachtung ist Internet als Kanal die optimalste Lösung. Wer schaut schon im Fernsehen eine Sendung an, die jedesmal nur zwei, drei Minuten geht? Niemand bis gar keiner!

Falls das mit der eigenen Webshow nicht klappt, könnte ich alternativ eine Sendung anbieten, bei der ich Katzen von Plätzen verscheuche, wo sie nichts zu suchen haben. Wir können das so machen wie bei Depardieu: ein Kamerateam kommt einfach einmal die Woche vorbei und filmt 45 Minuten. Ich lass mich nicht stören und verscheuche weiter die Katzen von den Plätzen, wo sie nichts zu suchen haben. Nach einer Dreiviertel Stunde macht sich das Kamerateam wieder vom Acker (vorher verscheuche ich noch die Katzen vom Koffer mit dem Filmequipment) und kommt die Woche drauf für den Dreh der nächsten Folge. Am Tag darauf schaue ich die Sendung dann auf Arte, bzw. ich würde gerne, aber so richtig klappt das nicht, denn vor dem Fernseher liegt immer eine der Katzen. Ich verscheuche sie zwar ständig, aber sie kommt immer wieder zurück.