Ich kann voll gut reparieren. Gestern zum Beispiel die Heizung. Also nicht das große Ding im Keller – bei dem fülle ich nur seit Wochen ständig Wasser nach, weil der Druck immer wieder nach unten geht. Man sagte mir, das sei nicht gut: die Unmengen an Wasser, die ich da jedesmal in ein eigentlich geschlossenes System kippe, müssten ja irgendwo sein. Das klingt plausibel, aber ich will da gar nicht weiter drüber nachdenken. Das wird schon wieder auftauchen, aber dann am Besten nicht alles auf einmal und im Idealfall irgendwo draußen. Vielleicht versorge ich ja auch gerade eine Welt in einer Paralleldimension mit Frischwasser. Man feiert mich dort als Gottheit (“Gott des Wassers”), baut Tempel um mir zu huldigen und opfert Jungfrauen und Ziegen für mich. Ja, das ist eine schöne Vorstellung (vielleicht nicht für die Jungfrauen und Ziegen dort, aber so grundsätzlich) – viel schöner als geplatzte Rohre und sich mit Wasser vollsaugende Wände.
Bis auf diese “Wo ist das verdammte Wasser???”-Problematik läuft es im Keller aber ansonsten reibungslos. Dafür gab es im Wohnzimmer Schwierigkeiten und zwar mit der Performance der Fußbodenheizung. Die Fußbodenheizung ist in verschiedene Bereiche unterteilt und während manche dieser Bereiche pflichtgemäß heizten, taten andere das nicht. Das ist natürlich ungerecht: der eine Bereich müht sich und schwitzt (Ha! Vielleicht rührt daher der Wasserverlust) unter der Last seiner Heizaufgabe, während der andere Bereich nichts macht und cool bleibt – im wahrsten Sinn des Wortes. Sowas geht natürlich gar nicht.
Ich habe es zuerst mit gut zureden versucht, aber Fußbodenheizungen sind stur – das kann man vergessen. Es hilft also nichts, man muss “reparieren”. Fachmann, der ich bin, seit ich dem wirklichen Fachmann kurz zugeschaut habe, weiß ich natürlich, dass diese Heizbereiche elektronisch geregelt werden. Der Drehregler dafür ist formschön an der Wand angebracht, die Technik dahinter in der Abstellkammer. Diese Technik ist quasi das Herz des fußbödischen Heizsystems.
Für die Reparatur des Herzens der Fußbodenheizung braucht es genau drei Dinge. Nein, eigentlich vier.
1. Ein 2-Cent-Stück: damit dreht man die Schraube an der Abdeckung und klappt diese dann nach unten. Dies eröffnet einem den Einblick in die wunderbare Welt der Fußbodenheizungselektronik. Ein Ort, den bisher nur wenige Menschen zu Gesicht bekamen – hauptsächlich deshalb, weil sich keiner dafür interessiert. Tatsächlich ist es auch nicht wirklich sooo spannend. Da sind ein paar Rohre, viele Drehschalter und Dinge, die man nur weiß, wenn man:
2. einem Fachmann zugeschaut hat, während er an diesen Dingen herumhantiert hat. Mit “Dingen” sind mehr oder weniger kleine Hauben gemeint, die auf Anschlüssen stecken, die wiederum aus einem Rohr kommen. Die kleinen Hauben haben im Inneren eine Art beweglichen Hebel, welcher einen aus besagtem Anschluss ragenden Stift betätigt und somit den Zufluss von Heizwasser innerhalb des jeweiligen Fußbodenheizungskreislaufs regelt. Der Fachmann nennt diese Hauben deshalb auch Fußbodenheizungsheizwassermengenregulierungsstiftkontrollhauben. Oder so ähnlich.
Gelegentlich hakt es im Zusammenspiel zwischen Hauben und Stiften. Aus diesem Grund braucht man:
3. eine Hand. Mit selbiger wackelt man den Hauben, schlägt dezent, aber doch mit gewissem Druck gegen sie und dreht an den Schrauben an dem anderen Rohr (mein Muster war: drei Drehungen nach links, fünf nach rechts, dann wieder zwei nach links. Kann man aber auch ganz anders machen. Wichtig ist nur, dass die Schrauben danach in etwa wieder so stehen wie zuvor). Am Ende haut man zur Sicherheit nochmal gegen die Hauben. Das mag jetzt ein bisschen dilettantisch und nach blindem Aktionismus klingen, aber tatsächlich erfüllt dieses Drehen und Hauen einen Zweck: es zeigt dem Heizsystem, wer der Herr im Haus ist, dass das nur der Anfang ist, eine finale Warnung sozusagen und dass man für nichts garantieren könne, wenn es weiterhin bei der verminderten Heizleistung bliebe. Um dem ganzen nochmal Nachdruck zu verleihen, kann man:
4. fluchen wie ein Rohrspatz. Ich weiß nicht, ob das wirklich notwendig ist, aber bei mir hat es geholfen. Die Heizung heizt, der Fußboden ist nun auch in den vorher störrischen Bereichen warm und die Gerechtigkeit in der Fußbodenheizungswelt ist wiederhergestellt.
Wenn also jemand etwas zum Reparieren hat: Immer her damit! Autos mit kaputten Bremsen? Der Motor vom Kleinflugzeug ist defekt? Die Rettungswesten der Hochseeyacht zicken? Ein störrischer Zünder an einer Bombe? Alles kein Problem. Ich helfe gerne. Ein 2-Cent-Stück habe ich immer dabei, genau wie eine Hand (meist sogar zwei!) – meinetwegen können wir also jederzeit loslegen. Ok, ich habe jetzt nicht bei allen Themen einem Fachmann zugeschaut – speziell beim Zünder an der Bombe findet man selbst bei Youtube erstaunlich wenig Informationen – aber ich sehe da kein Problem. Funktioniert ja eh alles gleich: aufgemacht, gerüttelt, gedreht, gehauen und fertig. Und natürlich fluchen, fluchen, fluchen.