„Absolute Tofu“-Häppchen

Letztens einkaufen gewesen mit dem festen Willen etwas „Gesundes“ mitzunehmen. Nachdem die Hälfte der Menschheit sich vegan oder wenigstens vegetarisch ernährt, habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich mit Fleisch- und Wurstvorräten den Laden verlasse, mit denen man eine komplette Bundeswehrkompanie durchfüttern könnte (es müsste aber eine aktuelle Kompanie sein: mittlerweile sind ja auch Frauen dabei, es sind grundsätzlich nicht mehr so viele Soldaten und auch bei der Bundeswehr ist man vor Lifestylehypes nicht mehr sicher. Da ist sicher neben Diskussionen über die Farbe der Tarnuniformen auch veganes Essen im Biwak ein Thema) und prompt donnert heute die Information durch die Nachrichten, dass Wurstwaren und ähnliches krebserregend seien. Na super. Jetzt fühlt sich das Gewissen natürlich bestätigt und jammert rum, dass das ja wohl klar gewesen wäre, dass es das schon immer gewusst hätte, ich aber nie auf es hören würde, blah, blah, blah… ich höre da tatsächlich nie so genau hin. Und außerdem muss man erstmal abwarten, ob sich dieser Verdacht noch bestätigt. Der Schutzverband der Schwarzwälder Schinkenhersteller e.V. hat sich schon über die aus ihrer Sicht einseitige Berichterstattung beschwert und wenn der  Schutzverband der Schwarzwälder Schinkenhersteller e.V. sich zu so einer gewagten Aussage hinreissen lässt, muss man abwarten, ob die Vorwürfe von irgendwelchen Gesundheitsaposteln tatsächlich auch nur annähernd so etwas wie einen Hauch von Substanz haben. Ansonsten hätte sich der Schutzverband der Schwarzwälder Schinkenhersteller e.V.  ja wohl eher in eine stille Ecke verkrochen, den salzigen Daumen mit Raucharoma in den Mund gesteckt und gar nichts gesagt. Stattdessen die vollmundige Aussage, dass von Schinken überhaupt keine Gefahr ausginge. Aus geschmacklicher Sicht tendiere ich dazu, den Damen und Herren vom Schutzverband der Schwarzwälder Schinkenhersteller e.V. recht zu geben, denn Tofu ist zwar ok, aber kein Ersatz für beispielsweise Schinken – auch wenn das der Schutzverband der Taiwanesischen Tofuhersteller e.V. eventuell anders sieht. Salat ist an für sich ok, aber der beste Salat ist nunmal der Wurstsalat und den darf man ja nun nicht mehr. Die armen Kinder, die beim Einkaufen dabei sind: früher gabs eine Stückchen Fleischwurst oder eine Scheibe Lyoner und jetzt? Ein Salatblatt? Na da freuen sich die Knirpse bestimmt ganz doll. Das gibt bestimmt noch mehr quengelnde und nervende Blagen in den Supermärkten als ohnehin schon. Der clevere Ladenbesitzer tränkt den Tofu in Wodka – das beruhigt die kleinen Monster und sorgt für ein ungestörtes Einkaufserlebnis für alle anderen. Die Fleischeinkäufer, die sich trotz widriger Nachrichten nicht von Kasseler, Speck und Rinderbraten abbringen lassen, können ihr schlechtes Gewissen auch wunderbar mit diesen „Absolute Tofu“-Häppchen beruhigen. Und wenn der Ladenbesitzer so richtig clever ist, verkauft er die Teile auch noch. Damit wäre meinem Willen nach etwas „Gesundem“ auch entsprochen, wenn ich noch etwas Schinken zum Einrollen des Tofus mitnehme, wäre der Schutzverband der Schwarzwälder Schinkenhersteller e.V. auch zufrieden und jedem wäre geholfen. Auch die Apotheken hätten allen Grund zur Freude, denn irgendwie hätten plötzlich ganz viele Leute Kopfschmerzen, leichten Schwindel und allgemeines Unwohlsein, wenn sie am Abend zuviel Tofu-Häppchen hatten und bräuchten deshalb pharmazeutische Hilfe in Form von Aspirin oder ähnlichem.
Was macht man nicht alles, damit das Leben „gesund“ vonstatten geht.

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