Paare sollten gemeinsame Interessen haben. Das ist essentiell und extrem wichtig, damit die Beziehung funktioniert. Welche Interessen das sind, ist zweitrangig. Einfach irgendwelche Dinge, die man gemeinsam tut, unternimmt, macht. Briefmarken sammeln zum Beispiel. Oder einen Nutzgarten anlegen. Sex! Es gibt Paare, die schwören auf Sex als gemeinsames Interesse. Habe ich gehört. Manche fahren auch gemeinsam Rad. Das ist auch toll. Man unternimmt was in der freien Natur, hat Bewegung und ist unter Leuten. Gut, je nach Vorlieben, ist es beim Sex ähnlich, aber gemeinsames Radfahren ist gesellschaftlich eher akzeptiert.
Grundsätzlich ist da ja auch nichts dagegen einzuwenden, nur: muss es soweit gehen, dass man als Paar dann auch wirklich die ganze Zeit nebeneinander fährt? Wenn man mit dem Rad auf einer Autobahn unterwegs ist, macht das nichts – da ist genug Platz – aber auf einem schmalen Radweg wird es schon ein bisschen eng. Vor allem, wenn der männliche Part des Radelduos an seinem Lenker zwei Außenspiegel befestigt hat, die jede Harley neidisch werden lassen und die Dame über ein Hinterteil verfügt, auf dem fünf Pokestopps und zwei Arenen Platz hätten. Zusammen ergibt das eine „Gesamtfahrzeugbreite“, die sich nur im Millimeterbereich unter der tatsächlichen Breite des Fahrradwegs bewegt.
Mathematik war nie mein Lieblingsfach. Diese dämlichen Züge, die an verschiedenen Bahnhöfen losfahren und sich irgendwann an einer bestimmten Stelle treffen werden (was man berechnen soll)… wenn interessiert denn sowas? Ok, den Sachverständigen, der den genauen Hergang des Zugunglücks rekonstruieren soll wahrscheinlich schon. Aber seien wir doch mal ehrlich: wieviele Zugunglückssachverständige gibt es in Deutschland? Allzu viele dürften es nicht sein und trotzdem werden schon seit Generationen Kinder genötigt, so einen Mist auszurechnen. Vielleicht hätte Mathematik einen besseren Ruf, wenn es auch mal um realitätsbezogene Rechenaufgaben ginge. Sowas wie:
Breite des Fahrradwegs – (Lenker + Harleyaußenspiegel) – Breite des Hinterns ≠ mein Fahrrad und ich
Meinetwegen kann dann noch ein Sachverständiger nachforschen, wo wann wer losgefahren ist – ausgehend von der Stelle des Zusammenstoßes, aber das ist einem selbst wahrscheinlich relativ egal, wenn einem ein Harley-Außenspiegel im Kopf steckt und man unter einem Hintern von der Größe des Saarlands nach Luft schnappt.
Bei manchen Pärchen wäre es besser, wenn sie gemeinsam Briefmarken sammeln würden. Oder einen Nutzgarten anlegen. Von mir aus können sie es auch mal mit Sex probieren – solange sie dabei kein Faible für Harley-Außenspiegel haben und das Ganze weit weg von Fahrradwegen stattfindet.