Geht auf mich, Höhöhöhöhö.

Früher habe ich mich dem „All inclusive“-Phänomen beim Urlaub verweigert. Ich fand es erniedrigend, sich mittels eines grellfarbenen Bändchens identifizieren zu müssen, um von mitleidig lächelnden Angestellten ein 0,33l-Wasserfläschchen oder ein Bier im 0,2l-Plastikbecher über die Theke gereicht zu bekommen – zusammen mit einem Schnapsglas (natürlich aus Plastik) voller ranzig schmeckender Erdnüsse aus der Zeit, in der der Urlaubsort noch von der vorvorherigen Generation an Deutschen besetzt war. Das ist wahrscheinlich die Rache.

Es gibt allerdings die Momente, an denen man nichts tun. Tage, die man völlig unbeschwert erleben und sinnlos verplempern will, ohne dass man hinterfragt, ob das ok ist. Zeiten, in denen man über nichts nachdenken will und das dann auch tatsächlich durchzieht. Beamte kennen das als „Arbeitsalltag“ und genau das wollte ich auch mal erleben. Und wenn es bei mir schon nicht während der Arbeitszeit geht, dann halt im Urlaub. Also: All inclusive.
Ich muss gestehen: das hat was. Während um einen rum genervte Menschen mit nervigen nach Eis plärrenden Blagen das Kleingeld zählen – verzweifelt hoffend, dass es noch für das billigste Eis auf der schon vergilbten Langnese-Werbetafel reicht, halte ich, jovial lächelnd, mein am Handgelenk schlackerndes gelbes Bändchen in die Höhe und bekomme ruckzuck und ohne monetaren Einsatz ein 0,33l-Wasserfläschchen oder ein Bier im 0,2l-Plastikbecher. Einfach so. Das ist doch großartig! Ich bin begeistert. Man verkauft nur ein bisschen seiner Würde, kriegt ein Bändchen und schwupp ist man im Schlaraffenland, wo Getränke und Nüsschen in Plastikbechern in Hülle und Fülle zum Verzehr bereitstehen. Hammer. Den älteren deutschen Gästen muss man zu Anfang noch erklären, dass sie das Bändchen zwar zeigen müssen, aber bitte in dezenter Form und nicht so wie früher, wo noch alles besser war. Die meisten nehmen den Ratschlag auch gerne an und bedanken sich mit einem Bierchen. Im 0,2l-Plastikbecher. Natürlich mit dem bei All inclusive-Einrichtungen allgegenwärtigen: „Geht auf mich, Höhöhöhöhö.“

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