Haarige Sachen und Fieberthermometer

Bei türkischen Frisören gibt es als Serviceleistung oft noch das Ausbrennen der Ohrhaare, also der Haare, die im Ohr vor sich hinwachsen und irgendwann nach außen wuchern. Live erlebt habe ich das noch nicht (weshalb man sich auch nicht sicher sein sollte, ob das mein Echthaar ist oder ob ich nur die Ohrhaare über den Kopf kämme), aber bei den Videobeiträgen, die ich zu dem Thema gesehen habe, war das so, dass da ein glühender Holzstab am Ohreingang herumgewirbelt und ins Ohr gepustet wurde. Die Ohrhaargeplagten wirkten nicht so, als wäre das mit einem heftigen Schmerz verbunden. Vielleicht war das aber auch ein SM-Ohrhaarentfernungsstudio, es tut höllisch weh und die Leute auf dem Stuhl lächelten deshalb so selig. Bitte, mein Herr, brenne mir die Ohrhaare ab und mach es so, dass es richtig weh tut…. Man weiß es nicht und ich noch weniger.

Ich habe tatsächlich zwei Nasenhaarschneider, wovon ich einen zum Ohrhaarschneiden zweckentfremdet habe. Einen für beides war mir zu wenig; wobei ich beide natürlich nach jedem Gebrauch gründlich reinige – es wäre also ok, drei Tage nach der Ohrwildwuchsentfernung das Gerät zum Durchforsten des Nasenhaardschungels zu benutzen, denn: das Gerät wäre in einem astreinen, gepflegten Zustand, aber zu wissen, dass es vorher in diversen (in meinem Fall zwei) Ohren gewütet hat… das ist so ähnlich wie bei Fieberthermometern – also den traditionellen auf Quecksilberbasis, nicht den neuen High-Tech-Dinger, die man nur in die Nähe legen muss und sie messen Temperatur, Fruchtbarkeit und Blutzuckerspiegel aller Personen im Umkreis von drei Metern. Die Old-School-Thermometer hat man erstmal geschüttelt, damit das Quecksilber sich am Boden sammelte. Dann wurde der Thermometer platziert. Entweder unter die Zunge oder unter den Arm, was bei Erwachsenen wohl ganz gut funktionierte. Bei kleinen Kindern wars dann an komplett anderer Stelle.
Nun hatte man als Erwachsener mit Kleinkindern im häuslichen Umfeld nur ein Thermometer im Badezimmerschrank. Für alle. Dann ist die Überlegung schon, ob man sich das unter die Zunge legt… die Alternative wäre, die Kleinkind-Variante zu nehmen. Schwere Entscheidung. Ich hab das Ding dann immer dick in Toilettenpapier gewickelt und unter den Arm geklemmt. Bis zur Entwicklung der Ohrmessthermometer hatte ich nie Fieber – zumindest kein messbares.

Ich komme darauf, weil ich letztens beim Einkaufen einen Mann vor mir hatte, der von Ohrhaartrimmen offensichtlich noch nie gehört hat (wie auch: durch diese Haarpracht drang kein Ton) und am gleichen Abend kam ein Film, in dem ein Feuerwerfer zum Einsatz kam… und irgendwie fielen mir da die türkischen Frisöre und ihre Serviceleistungen ein. Manchmal denkt man eben verschwurbelt und absurd. Also andere. Ich ja nie.

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