Auf der Suche nach dem „Sendung mit der Maus“-Beitrag zum Thema „Arbeitsunfälle in der Besamungsstation“

Früher gabs halt Fleisch. Wenn man Glück hatte, war es gut zu kauen, schmeckte einigermaßen und für die ganz zähen Stücke, wurde das Fleisch  für sehr lange Zeit geschmort oder gekocht. Fleisch war eben Fleisch in verschiedenen Ausprägungen. Fertig. Ich kann mich nicht erinnern, meine Oma jemals über die Maserung eines Bratens oder gar der Maserung in Zusammenspiel mit dem Wuchs des Knochens bei einem Kotelett philosophieren gehört zu haben. Es gab keine wissenschaftlichen Abhandlungen über Haltung, Gattung und Rasse oder bevorzugte Fütterung des Tieres, das nun in verarbeiteter Form vor einem auf dem Teller lag. Das Einzige, was zum Thema Fleisch in die Runde geworfen wurde, war „Es wird gegessen, was auf den Teller kommt!“

Sehr viel später wurde Fleisch, inklusive Herkunft und allem drum und dran ein Thema. Plötzlich gab es zum Steak ein via QR-Code herunterzuladendes Video, das von der Zeugung (schon beeindruckend, wenn so ein Stier ganz ballermann-esque eine künstliche Kuh besteigt, weil er es entweder nicht mehr blickt, dass das Teil da vor ihm gar keine echte Kuh ist oder es ihm aufgrund der Überdosis Sexualhormone gerade total egal ist… und Glückwunsch an die Person, die in der künstlichen Kuh sitzen und die Arbeit tun, die sie tun. Ob das so ein typischer Arbeitsunfall ist: vom Penis eines Bullen ins Auge gestochen worden? Oder allergische Reaktion aufgrund von Spritzern, die ins Auge gerieten? Gleich nachher mal schauen, ob es da einen „Sendung mit der Maus“-Beitrag zu dem Thema gibt) über das Leben bis zur Schlachtung des Tieres geht, was man da gerade isst. Konnte man sich dann während dem Essen nebenher anschauen. 

Und plötzlich war auch der Normalbürger Fachmann in Sachen Fleisch. Man bestellte nicht mehr einfach nur „Grillsteaks, dreimal Paprika, zweimal Knoblauch“ beim Metzger, nein: nun ging es ans Eingemachte (und ja: teilweise auch im wörtlichen Sinn). Die Farbe spielte eine Rolle, die Maserung, der Fettanteil, mit oder ohne Knochen, welches Stück von welcher Rasse usw. Und plötzlich gab es auch ganz exotische Besonderheiten und Spezialitäten: Kobe- oder Wagyu-Rind zum Beispiel. Davon hatte man doch vorher allerhöchstens hinter den schon rein finanziell verschlossenen Türen der höchsten Sterneküche gehört. Plötzlich war das jedem ein Begriff und 8 von 10 Menschen würden anhand diese Leckerbissen aufgrund ihrer Maserung von „normalem“ Rind unterscheiden können.

Und das führt mich – natürlich, weil das drängt sich ja logischerweise total auf – zu Vampiren. Ob das denen ähnlich ergeht? Sitzen in einigen Jahren ein paar Gourmet-Vampire zusammen und erinnern sich, wie das war – damals 2020 – als die ersten „Whitenecks“ auftauchten? „Im Herbst war das irgendwann, oder?“, fragt der eine und Vladminir, der Grandseigneur der illustren Runde nickt lächelnd. Ja, da war das. Eine völlig unerwartete, aber dafür umso gewaltigere Wendung der Geschichte, brachte immer mehr Menschen dazu, nur noch mit Schals nach draußen zu gehen, die sie sich beim Zusammentreffen mit anderen über Mund und Nase schoben. Dieses dauerhafte Tragen eines Schals führte zum namensgebenden weißen Hals, dem „white neck“ (die Vampire in den spanisch-sprechenden Gebieten nennen sie „Coroniestas“), was neben der spannenden Maserung rund um Oberkörper und Kopf bei den Opfern auch einen interessanten Effekt beim Geschmack des Blutes bewirkte: durch die unterschiedliche Sonneneinstrahlung und des damit einhergehenden lokal-differenten Einwirken von Vitamin D, kommt es zu bis dahin völlig unbekannten Geschmacksnuancen, die zu großer Verzückung in der Gourmet-Szene  der Vampire führte.

Zu Anfang noch den Sterne-Vampiren und deren Gästen vorbehalten, sind Whitenecks mittlerweile auch im Alltag vieler weniger gutsituierten Vampiren angekommen und dort eine gern genommene Alternative zu den weiterhin verfügbaren Normalos. Und natürlich gibt es auch hier Kritiker, die über den für ungeübte Vampir-Zähne etwas härteren Biss zur Hauptvene meckern, aber wer kennt nicht den Satz, den schon so ziemlich jede Vampir-Oma losgelassen hat: „Es wird das getrunken, was auf den Tisch kommt!“

Abends, wenn es brummt…

Die letzten zwei Abende fiel es mir auf: der angenehmen Temperaturen sei Dank noch draußen gesessen und plötzlich ging es los. Ein sonores Brummen, das ein bisschen klang, wie Papier, das sich in einem Ventilator verfängt (das ist die jugendfreie Variante… wer Lust hat, schnappt sich jetzt ein Stück Papier, hält es an die Blätter eines laufenden Ventilators und erfreut sich an dem verdutzen Blick der Freundin/Frau, die insgeheim Duracell für die  Durchhaltekraft ihrer Batterien verflucht, wobei Durchhaltekraft gerade bei diesem Themenkomplex vielleicht auch der springende Punkt ist und man Duracell da gar keinen Vorwurf machen, sondern ganz im Gegenteil mal zufrieden lächelnd den Kupferkopf tätscheln, aber wir schweifen ab…), aber hier draußen steht gar kein Ventilator. Zumindest zur Zeit noch nicht. Für den Sommer wäre das natürlich eine Idee: das sommerliche Gegenstück zum Heizpilz. Aber soweit sind wir noch nicht, das Brummen kam als weder von einem Ventilator im Zusammenspiel mit Papier, noch von etwas Duracellbetriebenem, sondern von Maikäfern, die plötzlich aus dem Nichts erschienen, die Bäume, Büsche und überhaupt alles umbrummten wie eine Horde Kegelclub-Herren die neu eingetroffenen Handball-Damen von SV Groß-Gerau („Sport-Vereinigung? Da sind wir doch dabei, höhöhö. Noch eine Runde und dann Stößchen, die Damen. Höhöhö“). Aber im Gegensatz zu den Herren vom Kegelclub, waren die Maikäfer eine halbe Stunde später einfach wieder weg. Faszinierend. Was machen die den ganzen Tag? Wo treiben die sich rum? Und arbeiten die im Schichtbetrieb? Also von 20.00 bis 20.30 Uhr bei mir, dann sagt Rudi, der Chef-Maikäfer: „So, Jungs, genug gebrummt, wir müssen weiter“ … und dann ziehen sie los zur nächsten Straße?

Eben gerade waren sie wieder da. Gleiche Zeit, gleiches Gebrumme. Ein paar letzte Nachzügler sind noch da, aber auch die machen sich bereit für den Abflug. Habe Runtastic am Handy aktiviert und wollte es dem einen Käfer auf den Bauch kleben, um den Flugweg zu verfolgen, aber es ist wie bei vielen Menschen: große Klappe, lautes Gebrumme, aber am Ende nichts dahinter: Handy zu schwer, Käfer will so nicht fliegen. Lusche. Überhaupt alles Luschen. haben die schon mal auf den Kalender geschaut? Wir haben noch gar nicht Mai! Alle viel zu früh gekommen … und am Ende muss wieder Duracell ran.

Rettet die Zoos – bzw. die Tiere dort!

Da Zoos nicht systemrelevant sind, bleiben sie aktuell geschlossen und somit kommt kein Geld in die Kasse, dass dann natürlich fehlt, um Futter für die Tiere zu besorgen. Nun haben erste Zoos schon angefangen, Notschlachtpläne zu erstellen, sprich: die Reihenfolge festzulegen, wann welches Tier getötet und an die anderen verfüttert wird. Also quasi so wie bei der Rugbymannschaft, die Anfang der Siebziger mit dem Flugzeug in den Anden verunglückte und sich – als die kleinen Erdnusstütchen langsam zur Neige gingen – an die strammen Sportlerwaden der am schwersten Verletzten machten. Nur mit Tieren, ohne Anden und Flugzeug und Rugby spielt auch keine Rolle bei dem Prozedere.

Schon schlimm, sollte es wirklich so weit kommen, wobei sich doch bestimmt eine Lösung finden ließe. Spendenaufrufe zum Beispiel. Oder man kann Pate eines Tieres werden. Das fände ich super. Ich wäre dann gerne Pate für einen Tiger, zahle dem sein Essen oder bringe ab und an was Selbstüberfahrenes vorbei und zu Weihnachten machen wir dann Fotos – wir zwei gemeinsam am Zaun (aber auf verschiedenen Seiten!) wie wir uns eine Gans teilen. Vielleicht jeder mit lustiger Nikolausmütze. Das wäre doch toll; da spendet man doch gerne. Natürlich blöd, wenn man selbst früher oder später knapp bei Kasse ist und kein Geld mehr hat, um neben dem Porsche Cayenne, dem Pool und den ganzen zwar sehr jungen, aber doch sich im legalen Alter befindlichen „Bekannten“ auch noch einen verfressenen Tiger durchzufüttern. Das müsste man vertraglich regeln, dass sowas halt passieren kann, dass das nicht schön, aber eben Pech für den Tiger ist und man – im Falle des hungerbedingten Todes des Tieres ein Anrecht auf das Fell hat (das Fleisch kriegen ja die anderen Tiere, die so hässlich sind, dass sich kein Pate gefunden hat). Das wäre doch ein Anreiz Tierpate zu werden: man zahlt, so lange es eben geht und falls es nicht mehr geht, hat man sozusagen ein Andenken. Ich könnte mit dem Fell zum Beispiel „Dinner for one“ mit den zwar sehr jungen, aber sich im legalen Alter befindlichen „Bekannten“ und einem echten Tigerfell nachspielen. Das wäre ein Spaß. Die „Bekannten“ säßen dann auf zu Hockern umfunktionierten abgesägten Elefantenfüßen, denn von zweien war ich auch Pate und wer schon mal Elefant gegessen hat, wird mir recht geben: die Füße sind echt zäh. Das will man keinem Tier zumuten und bevor man das wegwirft…

Von Krokodil und Schlange hört man ja immer, dass dieses Fleisch so ein bisschen nach Hühnchen schmecken würde. Alle exotischen Dinge haben nur zwei Geschmacksrichtungen: entweder nach Hühnchen oder „nussig“. Bei Schlange und Krokodil ist es ersteres. Es gibt ja viele coole Restaurants, die mittlerweile beispielsweise Krokodil auf der Karte haben, also liebe Zoos: warum diese Gourmet-Stückchen an ein paar undankbare Eisbären verfüttern, wenn ihr damit auch Hipster glücklich machen könnt, die sicher um einiges solventer sind als Eisbären und außerdem kann man ein Krokodil locker auf 50 Hipster verteilen (man kann ja noch etwas Erdmännchen-Tatar zum Strecken mit beigeben) anstatt drei Eisbären abzufüttern, die eh mehr Bock auf die Pinguine nebenan hätten. Nur so als Idee.

Aber hoffen wir einfach mal, dass es weder Tierpaten, noch Fleisch-Lieferdienstleistungen braucht und alles bald wieder gut wird. Ansonsten bleibt die Hoffnung auf einen strengen Winter: dann kann man auch die wildesten und gefährlichsten Tiere mal nach draußen stellen und als Streichelzoo für die Kleinen anbieten (nur in kleinen Gruppen und 2 Meter Abstand untereinander!). Macht sicher Spaß mal so einen echten Löwen zu knuddeln oder auf einer echten Giraffe zu sitzen. Okay, die bewegen sich nicht so wirklich viel und wenn trotz kalten Wintertagen die Sonne zu lange draufscheint, riechen die Viecher irgendwann auch seltsam und ein paar Maden krabbeln aus den Ohren, aber mit ein bisschen Febreze lässt sich das noch eine Zeitlang regeln. Und bei glücklichen Kindern werfen die Eltern bestimmt auch mal ein paar Euro in die Spendenkasse.

The Corona Files

Ich nenne die ganzen Posting der letzten Zeit ja für mich „The Corona Files“. Klingt theatralisch, aber macht warm ums Herz wegen Gedanken an Scully und so. Und es stimmt halt einfach auch: es gibt ja nur noch dieses eine Thema. Es ist allgegenwärtig, man entkommt ihm nicht, es sei denn man ist blind, taub, am Besten beides und hat keine übersensiblen Rezeptoren in Nase, Mund und/oder Rachen, denn sonst riecht oder schmeckt man es noch. Man wüsste dann vielleicht nicht, was das nun ist, denn man sieht oder hört ja keine Nachrichten mehr, aber dieser penetrante Geruch/Geschmack nach Fledermaus, die schon ein bisschen drüber ist, würde einem bestimmt auffallen.

Ein ähnliches Phänomen hatte ich mit Trump, der mich schon ewig so dermaßen nervte, dass ich versucht habe, ihn zu ignorieren. Ging sogar irgendwann erstaunlich gut, denn der aktuellste seiner täglichen Idioten-Momente war nur ein Teil des Nachrichtenpaketes und so ganz gut geistig zur Seite zu schieben (das Bild passt gut zu Trump… etwas geistig zur Seite schieben). Nun ist er aber auch mitten drin im Corona-Chaos, er ist also quasi die Nerv-Kirsche auf dem Nerv-Themenkomplex. Da hat es sich dann mit ignorieren.

Es gibt aber auch positive Momente in den Corona-Files: so entdecken zur Zeit viele Menschen ihre kreative Seite. Eine Kollegin lernt zum Beispiel gerade Klavierspielen. Das ist toll – vor allem, weil das Wetter so schön ist und sie bei offenem Fenster üben kann. Und sie 110 Kilometer entfernt wohnt und ich die ersten Klavierlernschritte nicht mitkriege; im Gegensatz zu den Nachbarn, die sich bestimmt aller sehr freuen. Einer begleitete sie heute beim Üben auch mit seiner Kreissäge. Wäre voll schön gewesen, meinte sie. Dann musste sie aber unseren Call beenden; es klingelte an ihrer Tür und irgendwie wäre es auch sehr laut da im Treppenhaus… sie müsse mal schauen. Eigentlich wollte sie sich am späten Nachmittag nochmal melden, aber da kam gar nichts mehr. Vielleicht das Internet überlastet, das gibt es ja ab und an in letzter Zeit. Man ist im Gespräch, diskutiert zu wichtigen Themen und plötzlich ist die Verbindung weg. Wie abgesägt.

Ein Instrument lernen steht zwar nicht auf meiner Bucket-List, aber wieso eigentlich nicht. Hab nur leider keins und Platz für ein Klavier fehlt mir auch. Gleiches gilt übrigens auch für eine Harfe; zumal ich mich nicht als Harfe-Spieler sehe. Harfe wird von engelsgleichen Damen mit langem Haar gespielt, die völlig der Welt entrückt, das Instrument zwischen den Beinen über die Saiten streicheln und ihnen zarte Harmonien entlocken. Bis auf „Instrument zwischen den Beinen“ und gelegentlich der Welt völlig entrückt, kann ich mit nichts dienen, also: Harfe eher nicht.

Ach, ich glaube, ich lass das komplett mit dem Instrument lernen. Können ja andere machen und ich bin eben das lauschende Publikum. Das einzige Instrument, dass dann noch für mich in Frage käme, wäre die Kreissäge – speziell für die Neu-Instrumentalisten hier in der Gegend, wo sich beim Üben keine hörbaren Verbesserungen einstellen. Da könnte man mit einem kurzen Stihl-Solo eventuell motivierend tätig werden.

Was wohl die Kollegin so macht? Internet geht anscheinend immer noch nicht; hab nichts mehr von ihr gehört und auch auf dem Handy hat sie wohl irgendwie keinen Empfang. Ich erreiche sie einfach nicht. Ach, wird schon alles okay sein…

Pillenboxen, Delfine, Apnoetaucher, Elefanten und unzerkaute Schafe

Es ist soweit. Ich habe jetzt eine Pillenbox mit einem Fach für jeden Tag. Damit man die Einnahme auch nicht vergisst. Wie so ein Pornodarsteller mit seinen Viagras bei einem engen Drehfenster plus/minus eine Woche (und bitte… keine Wortspiele jetzt in dem Zusammenhang. Jaaaa, Drehfenster ist ein lustiges Wort, aber trotzdem). Bei mir sind aber Nahrungsergänzungsmittel drin; sogenannte Supplements (wie der Engländer sagt, wobei Engländer im Zusammenhang mit Nahrung zu erwähnen auch wieder nicht wirklich zielführend ist). Es sind Vitamine, Mineralien und Fischölkapseln. Was man halt so macht, wenn man zwar kein enges Drehfenster, aber halt doch… auf seine Gesundheit achtet. Und es hilft! Kein Haarausfall mehr, zumindest nicht im Brust-, Scham-, Bein- und sonstigem Bereich, sondern nur noch auf dem Kopf. Die Nägel sind weiterhin da, wachsen auch vorbildlich und sehen sehr gesund aus. Der Stuhlgang ist so, wie es die aktuelle Toilettenpapierlage zulässt und überhaupt ist das allgemeine Befinden im nicht meckernswerten Bereich. Klar könnte es besser sein, speziell Drehtage im Allgemeinen wären mal wieder toll, aber hey: könnte schlimmer sein. Fragen Sie mal einen Apnoetaucher nach den letzen Momenten kurz vorm Auftauchen. Und das nicht im kristallklaren Meer, sondern in einer Intensivstation, anstatt umringt von lustig lächelnden Delfinen. Okay, wenn die Delfine vorher lustig lächelnd die Pillenbox am Tauchergürtel geklaut und sich die witzigen blauen Pillen einverleibt haben, wird auch Apnoetauchen auf einen neue Dimension und in Hemisphären für wirklich extrem seltsame Fetische gehievt (Delfine auf Viagra, die Taucher… ich traue mich gar nicht, bei Google nachzuschauen, ob es das nicht vielleicht sogar schon gibt…), aber normalerweise ist eine Intensivstation schon die unangenehmere Variante.

In meiner Pillenbox sind also nur Vitamine und Mineralstoffe. Plus etwas ausgepresster Fisch (Das könnte jetzt eventuell die Delfine sauer machen, aber hey: die haben doch ihre Apnoetaucher). Jetzt gibt es schon die ersten Corona-Verschwörungs-Trottel, die auf Vitamin C und Vitamin D verweisen: das eingenommen, mindert die Gefahr, zu coronaisieren. Toll, jetzt kaufen mir die Idioten nicht nur Mehl, Hefe und Toilettenpapier weg – als nächstes sind auch die Vitamine ausverkauft und ich muss wieder Obst, Gemüse und diesen ganzen Mist zu mir nehmen. Hat schon mal jemand versucht, das ganze Magnesium aus Tablette in Form von Bananen zu sich zu nehmen? Viel Spaß dabei! Das wäre, als würde ein Elefant eine sehr wolliges Schaf am Stück und unzerkaut schlucken. Es wäre in vielerlei Hinsicht nicht schön, angefangen damit, dass Elefanten sich üblicherweise nicht von Schafen ernähren. Sie würden also den Fleischgeschmack schon mal nicht mögen, ganz zu schweigen vom Würgereiz, den das Fell am Gaumen auslöst. Wer kennt das nicht: ein Schaf im Ganzen verschluckt, passiert ja oft versehentlich, und plötzlich wundert man sich über das Kitzeln im Rachenraum. Das ist das Fell des versehentlich verschluckten Schafes… oder der billige österreichische Rotwein, der bei Netto im Angebot war. Direkt neben den Fischölkapseln, vorne an dem wackeligen Gestell kurz vor der Kasse. Elefanten trinken aber keinen österreichischen Rotwein, weshalb es bei denen ganz sicher das versehentlich verschluckte Schaf ist. Sie schlucken das halt runter, was macht man da schon als Elefant – Finger und den Hals ist da eher nicht. Zu Anfang ist es dann nur das schlechte Gewissen: Vegetarier! Veganer womöglich und nun das… ein Schaf. Egal, muss ja keiner mitkriegen. Aber so ein Schaf – dann noch unzerkaut, ist für den ungewohnten Elefantenmagen auch nicht ohne – vom restlichen Verdauungstrakt gar nicht zu reden. Verstopfung galore!

Langer Rede, kurzer Sinn: ähnlich wie ein unzerkautes Schaf beim Elefanten, führt ein Übermaß an Bananen beim Menschen zu Problemen mit der Verdauung (was wiederum dem Elefanten nichts anzuhaben scheint. Vielleicht sollten wir Menschen einfach öfter mal ein Schaf, am Stück und unzerkaut, zu uns nehmen. Der Verdauung zuliebe), weshalb es mir eigentlich lieber wäre, ich könnte weiterhin Magnesium in Form von Tabletten zu mir nehmen, was aber schwierig wird, wenn die ganzen Aluhut-Trottel diese Supplemente für sich entdecken, aufkaufen und den Markt durcheinander bringen.

Ich habe also eine Pillenbox, der Vorrat ist vorerst noch gesichert und sollten die Fischölkapseln zur Neige gehen, habe ich hier eine Liste von Delfinarien, wo ich holen könnte, was notwendig wäre. Ich drücke den ganzen Pornodarstellern die Daumen, dass die Verschwörungsmediziner nicht die lustigen blauen Pillen als neue Heilsbringer ausrufen, sonst wird es eng. Und auch hier gilt wieder: bitte keine Wortspiele.

Kleiner Tipp: lassen Sie die Katzen am Leben – wegen den Fliegen

Auch wenn die hellsten Köpfe des Landes (ein Facharzt für Schwindelanfälle aus Sinsheim, eine durchgeknallte Anwältin aus Heidelberg und all die Koryphäen, die deren Thesen so fleissig teilen und kommentieren oder am Besten noch beides) der Meinung sind, dass es dunkle Mächte sind, die nicht wollen, dass wir die Straßen bevölkern: es gilt weiterhin, dass man doch besser zuhause bleiben sollte. #stayhome ist immer noch das Gebot der Stunde (es sei denn, man wird verfolgt und die Staatsmacht ist hinter einem her. Dann am Besten ab auf die Straße und irgendwelche Autos anhalten. So wie die Anwältin aus Heidelberg. Sie hat es zum Glück geschafft und trägt nun eine formschöne Jacke mit hübschen Schnallen, die sie vor den bösen Gedankenstrahlen der Echsenmenschen schützen. Und vor unbeabsichtigtem Berühren des Gesichts, denn die Arme sind mittels der hübschen Schnallen fixiert. Doppelter Schutz also. Mensch, hat die ein Glück!).

Natürlich geht einem dieses Daheimherumsitzen irgendwann auf den Keks und weil man sich auch ständig auf der Pelle hockt, ist dieses überdosierte Familiendingens für manche Überraschung gut. Manche tun das Naheliegendste und meucheln einfach die Mitbewohner (kleiner Tipp: lassen Sie die Katzen am Leben. Früher oder später werden Sie froh sein, über etwas Gesellschaft, die miaut und schnurrt, aber nicht redet. Und sie fangen und fressen viele der Fliegen, die sich irgendwann rund um die Leichen tummeln; egal wie sehr Sie sich um Hygiene bemühen. Ich spreche da aus…äh, ich habe einen Artikel zu dem Thema gelesen…). Andere haben plötzlich die innigste Beziehung und sind sich emotional und auch körperlich viel näher, als sie sich das jemals haben träumen lassen. Da freut sich der einsame Bauer auf dem entlegenen Hof, das Vieh weiß noch nicht so recht, was es davon halten soll, dass der Bauer nun auch im Stall wohnt und der Veterinär ahnt von all dem nichts, weil er aktuell keine Kontrollbesuche anstehen. Es sind seltsame Zeiten.

Übrigens auch für meine Nachbarn, die ansonsten ganz macho-like mit ihren kalbgroßen Hunden sehr breitbeinig durch die Wälder marschieren, um diese hünenhaften Herdenhunde davon abzulenken, dass sie keine Herde, sondern nur einen kleinen Hof und einen noch kleinen Garten zu hüten haben, wo es weder an der einen, noch an der anderen Stellen nennenswerte Mengen an Herde gibt – bei genauerem Durchzählen sogar gar keine. Das kann einen Hirtenhund schon ziemlich frustrieren und wenn es derer zwei sind, wird es noch schlimmer, denn: sollte sich in dem sehr kleinen Garten plötzlich doch eine Herde befinden, wäre diese – der Größe des Gartens entsprechend – nicht groß. Ich kenne die Definition von Herde nicht auswendig, aber sollte sich die Begrifflichkeit von „Herde“ anhand der Größe des Gartens definieren, wird es eng. Sowohl für den Begriff, wie auch für die Herde (die dann ja vielleicht auch gar keine mehr ist). Jedenfalls: für einen dieser gewaltigen Hunde wäre die Herde viel zu klein. Man müsste darauf hoffen, dass sich auch im Hof noch ein paar Tiere tummeln, dann könnte man die Hunde geografisch aufteilen. Falls nicht, wäre der Streit vorprogrammiert. Bisher gab es aber weder an der einen, noch an der anderen Stelle Herden, dafür aber zwei Hirtenhunde und deshalb: breitbeiniges Ausführen derselben in den umliegenden Wäldern.

Nun haben wir aber Corona und ich weiß nicht, ob es da einen Zusammenhang gibt, aber die ehrlich: die ganze breitbeinige Macho-ich-führe-diese-Höllenhunde-aus-Nummer bricht wie ein Kartenhaus zusammen, wenn man abends mit den Kumpels im Garten Tischtennis spielt und dabei jauchzt wie ein Mops-Gassigänger, der sich mittels „Hassu tolles Kacka-Haufi gemacht?“ über die Körperfunktionen seines flachschnauzigen Dätsch-Gesicht-Vierbeiners freut. Tischtennis? Gehts noch uncooler? Was machen, sie, sobald sie reingehen? Eine Runde UNO oder ist das zu heftig (jetzt nicht politisch, aber man kann da ja schon sehr gemein sein. Beim Kartenspiel. Beim anderen aber natürlich auch)? Kniffel, aber alle Felder sind Chance?

Wenn die Nachbarn wieder mit den Viechern im Wald sehe, frage ich mal nach. Und ich werde fragen, was sie da in den Hosen haben… ob das Tischtennisbälle sind. Mit etwas Glück ist der Witz zu flach und kommt nicht an. Ansonsten muss ich mich sputen, aber laut Trainingsplan stehen eh ein paar Spurts an – da hilft es sicher, wenn zwei Hirtenhunden ohne Herde hinter einem her sind.

Fröhliches Musizieren

Kennt man ja: man ist in der Stadt beim Einkaufen, kriegt plötzlich Hunger und holt sich schnell was an einem der vielen Stände auf dem Markt. Eine Fledermaus to Go oder etwas Gürteltier-Sushi, nur eine Kleinigkeit, weil für den Abend werden ja Gäste erwartet und die Snake-and-Snail-Bowl köchelt schon zuhause. Ist wohl jedem schon mal so gegangen, nur diesmal war die Fledermaus nicht mehr ganz so frisch und schwupp: Corona.

Dumm gelaufen, aber in all dem Drama gibt es auch die schönen Momente: Menschen, die spontan ihre Instrumente auf den Balkonen der Stadt auspacken und gemeinsam mit anderen musizieren. YouTube-Videos von singenden Menschen, Online-Chöre und Konzerte in leeren Wohnungen aber mit tausenden von Zuschauern aus aller Welt an ihren Bildschirmen. Künstler, die allabendlich Sessions veranstalten und ihre Fans (und diejenigen, die noch Fans werden wollen) daran teilhaben lassen.

Ich habe mir überlegt, ob ich das nicht auch mache. Einfach mal die Gitarre rausgeholt, ein bisschen herumgeklampft und gesungen. Gerne auch was selbst Kompiniertes. Oder mich selbst mit dem Keyboard begleiten, während ich die schönsten Songs aus den Achtzigern, den Neunzigern und von Heute intoniere. Gerne auch mal Phil Collins „In the air tonight“, während ich Schlagzeug dazu spiele. Einfach nur, um den Menschen da draußen eine Freude zu machen. Wieso nicht?

Nun… einer, wenn nicht sogar der wichtigste Grund: ich spiele keins der genannten Instrumente. Um es noch mehr zu präzisieren: ich spiele gar kein Instrument. Ein weiterer Grund, warum die Idee zwar nett, aber auf gar keinen Fall gut ist: Singen kann man das auch nicht wirklich nennen, was ich tue, wenn ich es versuche. Ich denke, die für all den Mist verantwortliche Fledermaus machte ähnliche Geräusche, als der hungrige chinesische Marktbesucher in sie biss, weil er dachte, sein Snack wäre „well-done“ und nicht „English“.

Der einzige Grund, warum es vielleicht doch eine gute Idee wäre, mich abends trällernd und mit einer E-Gitarre auf den Balkon zu stellen, ist die eventuell nachlassende Bereitschaft der Menschen zu #stayhome. Ich bin mir sehr sicher, dass sich – zumindest für die Zeit meiner Performance – niemand freiwillig in akkustischer Reichweite aufhalten würde. Außer taube Menschen und selbst denen würde eine gewisse unheilvolle Aura auffallen, die einen Drang zum Aufenthalt in den eigenen vier Wänden auslöst.

Partyhochburg ecuadorianische Botschaft

Julian Asange wurde Vater. Zweimal. Und das in der Zeit, in der er in der ecuadorianischen Botschaft in London im Exil war. Ganze sieben Jahre war er dort. Eine lange Zeit, aber allzu langweilig scheint es ja nicht gewesen zu sein; für Beschäftigung war gesorgt, wie man nun weiß.

Die Mutter der Kinder ist eine Anwältin, die Assange in der Botschaft besucht hat und dabei habe sich eine starke intellektuelle und emotionale Bindung entwickelt. Da es zwei gemeinsame Kinder gibt, dürfte aber auch noch mehr im Spiel gewesen sein.

Gibt ja Leute, die den gewissen Kick brauchen und wenn der darin besteht, dass eine halbe ecuadorianische Botschaft einem beim Sex zuhört, sollte man diese Möglichkeit auf jeden Fall nutzen, wenn sie sich einem bietet; die Chancen dafür sind nicht allzu groß, andererseits… das älteste Kind ist nun ca. drei Jahre alt. Rechnen wir da mal die üblichen zehn Monate dazu und runden großzügig auf, wären wir bei vier Jahren, in denen eine Anwältin zwar schon im Sinne Assanges agierte, aber eben nicht juristisch (ob Handschellen im Spiel waren, weiß ich nicht, aber das ist auch in dem Zusammenhang ohne Belang). Vier Jahre, in denen eine Anwältin sich um die Freilassung ihres Mandanten hätte bemühen und die Termine in der Botschaft für eben diese Mission hätte nutzen können. Stattdessen gabs Ringelpietz mit Anfassen, zwar auf intellektueller und emotionaler Ebene, aber ohne finale Freiheit für Assange.

Verglichen mit der Situation für viele in der aktuellen Lage, hatte es Julian Assange in seinem Exil also anscheinend gar nicht so schlecht. Andererseits bin ich schon ganz froh, dass hier nicht ständig eine Anwältin aufkreuzt. Außerdem hätte ich bestimmt nicht das Glück, gleich nach Corona im Knast zu landen wie Assange und somit hätte ich dann zwei Blagen am Hals. Plus eine Anwältin. Grausamer Gedanke. Und überhaupt wohne ich ja auch nicht in einer ecuadorianischen Botschaft und somit hätte es sich ja auch dem Kick. Andererseits… gibt ja Skype und Zoom und so weiter. Auch so eine Erkenntnis in diesen Tagen, aber auch da will man vieles nicht ganz so genau wissen…

Zum Glück gibt es noch genügend 65-Zoll-Flachbildfernseher

Einkaufen in Zeiten von Corona… eine Tragödie. Man ist es ja gewohnt, dass alles im Überfluss vorhanden ist, umso mehr verwundern die teilweise nur schwach gefüllten, teils völlig leeren Regale. Kennt meine Generation ja nur noch von der Klassenfahrt nach Berlin mit dem Tagesausflug in den Osten – inkl. 20 Mark Zwangsumtausch. Mehl, Hefe und Toilettenpapier gabs damals aber drüben zur Genüge – im Gegensatz zu heute – und heute ist es nicht nur im ehemaligen Osten Mangelware.

Man fragt sich, wie die ganzen Bäckereien all die Jahre überleben konnten, wo doch Gott und die Welt – so scheint es zumindest – seit Jahr und Tag nichts anderes macht, als sein täglich Brot selbst im heimischen Ofen zu backen und deshalb nun die Ingredienzien hortet. Und da es ganz viele Leute mit Glutenunverträglichkeit gibt, ist auch das Toilettenpapier allerorten ausverkauft. Auf so einen Unverträglichkeitsdünnpfiff will man schließlich vorbereitet sein.

Nun ist bei mir der Drang nach Selbstgebackenem bisher nicht oder zumindest nur rudimentär zu spüren, aber trotzdem: würde ich beim Einkaufen an einem Regal vorbeikommen und stünde da zufällig ein Päckchen Hefe… ich würde es mitnehmen. Eventuell ließe ich mich sogar zum Mehldiebstahl aus dem Einkaufswagen einer abgelenkten Seniorin hinreissen. Und vielleicht würde ich mir beim Anblick einer vereinzelten Packung Toilettenpapier sogar den Weg freihusten, um selbige zu ergattern. Man weiß es nicht. Vor ein paar Wochen hätte ich noch voller Überzeugung gesagt, dass ich müde lächelnd, den Kopf mitleidig schüttelnd an diesen armseligen Menschen vorbeigehen würde, die sich da Mehl und Hefe und Toilettenpapier und ähnliches in Großgastronomie-Gebinden in den Wagen packen, weil ich ja auf keinen Fall einer dieser Hamsterkäufer wäre und schon gar nicht von so klischeemäßigen Hamsterkaufartikeln wie Mehl und Hefe und überhaupt ist mein Verdauungssystem top, aber auch nicht von Ehrgeiz zerfressen, weshalb mein Vorrat an Toilettenpapier durchaus noch eine Weile reichen würde.

Das war ich vor ein paar Wochen. Mittlerweile würde ich Desinfektionsspray für 15 Euro/50ml kaufen.

Die menschliche Psyche ist schon komisch. Da ignoriert man jahrelang solche Dinge, bzw. kauft halt mal Mehl und Hefe, weil man zu langsam war um sich bei der Mitbringliste für die Party bei Bier einzutragen und deshalb „was selber machen“ muss, aus den Tiefen des Internets dieses einigermaßen einfache Kuchenrezept herausfischt und dafür eben Mehl und Hefe braucht und dann steht der Rest davon ewig im Schrank. So einen kleinen Rest an Mehl habe ich tatsächlich noch da. Allerdings keine Hefe, was nicht weiter schlimm ist, denn aktuell sind ja auch keine Partys. Zumindest ist mir in letzter Zeit keine Liste untergekommen, wo Bier draufstand und dahinter ein Kreuzchen.

Jedenfalls habe ich kein nennenswertes Faible für Mehl oder Hefe und auch mein Verhältnis zu Toilettenpapier ist eher oberflächlich – obwohl wir uns schon sehr nahe kommen (den Witz mit „am Arsch vorbeigehen“ lasse ich jetzt mal aus). Trotzdem verspüre ich aufgrund des offensichtlichen Mangels dieser Artikel in der hiesigen Shopping-Landschaft eine plötzliche Begierde. Völlig absurd; ich habe nicht vor in nächster Zeit Kuchen oder Brot zu backen und wenn meine Verdauung nicht plötzlich hohldreht ist auch bezüglich Toilettenpapier alles im Lot.

Aber eigentlich muss ich ja froh sein, dass es keinen Mangel an 65 Zoll-Flachbildfernseher, riesigen Kühlschrank-Tiefkühlkombis mit Eiswürfelfunktion oder Einbauschrankwänden gibt. Gar nicht auszudenken, was wie das ins Geld gehen würde, wenn man sich jedesmal einen Fernseher, einen Kühlschrank oder eine Schrankwand mitnähme, wenn diese überraschend mal im Laden stünde. Von den Platzproblemen, die sich dadurch ergeben würden, gar nicht zu sprechen. Mehl, Hefe und Toilettenpapier kriegt man da schon leichter unter – so man es denn mal bekäme.

Kaffee im Glas

Auch der heutige Tag begann mit Aufwachen vor dem Wecker, dem Aufsetzen von Teewasser, während die Kaffeemaschine röchelnd das Glas befüllte. Ja, ich trinke den Kaffee aus einem Glas. Einem großen IKEA-Glas, dessen originäre Bestimmung sicher nicht als Behältnis für ein Heißgetränk zu dienen war, aber immerhin verrichtet es diesen ihm womöglich unliebsamen Dienst ohne nennenswertes Murren. „Made in Turkey“ steht auf dem Glas. Vielleicht mag Erdogan Kaffee so sehr, dass es als Präsidentenbeleidigung gilt, wenn man wegen einem Heißgetränks meckert. Vielleicht tuschelt man hinter vorgehaltener Hand von Geschirr-Gefängnissen, wo rebellische Tassen und Gläser landen, die der Meinung waren, zu cool für was Heißes zu sein. Eventuell gab es sogar schon Aufstände von Geschirr, aber die wurden zerschlagen und am Ende lag die Bewegung in Scherben. Wenn das alles stimmt, hat mein Glas davon gehört und erträgt deshalb stoisch, wenn ich sie unter den Ausguss stelle. Manchmal meine ich, ein leichtes Zittern zu spüren, aber das könnte auch ich sein – Kaffeeentzug und so. Alles in allem also ein tapferes Glas, was umso erstaunlicher ist, weil am Boden des Glases „Made in Italy“ steht. Ich habe gerade nachgeschaut und muss feststellen… hab ich wohl ob des Herstellungslandes geirrt. Italien ist es, nicht die Türkei. Also können die Geschirr-Gefängnisse eher nichts für die Devotheit meines Glases. Italien… hm… dann hat wahrscheinlich die Mafia ihre Finger im Spiel. Oder das Glas ist charakterlich einfach grundsätzlich eher der unterwürfige Typ. Oder steht auf Schmerz durch Heißgetränke – für diese Theorie spräche auch dieses quietschige Geräusch, wenn man es mit dem Rauschwamm bearbeitet. Ich will das alles aber auch gar nicht so genau wissen, sonst brauche ich bald ein anderes Gefäß für meinen morgendlichen Kaffee. Das wird dann auf jeden Fall eins aus einem Land, wo das Unterdrücken der freien Meinung bei Geschirr eine gewisse Tradition hat.