Beim Discounterfrisör meines Vertrauens war heute die Hölle los. Naja, eigentlich nicht: da war eine Frau und zwei Herren, was nun wirklich nicht viel ist. Wenn die komplette Belegschaft des Ladens allerdings aus nur einer Person besteht, kann das schon ein Weilchen dauern. Die asiatische Frisörin schätzte eine Stunde, was mir definitiv zuviel war. In dem Laden kann man ja keine Termine machen, was meistens super, oft aber auch nervig ist. Nun denn, kann man nix machen, morgen dann der nächste Versuch… oder via Handy mal nach Alternativen im Umkreis geschaut. Siehe da, im anderen Einkaufszentrum gibt es gleich drei Frisöre und gleich beim ersten hatte ich Glück:
„Sind sie weit weg?“
„Äh, keine Ahnung, ein paar Kilometer…“
„Halb Sechs? Geht das?“
„Äh, wie? Halb Sechs?“
„Schaffen Sie es um halb Sechs hier zu sein?“
„Denke schon“
„Ok, mir hat gerade jemand abgesagt. Halb Sechs dann.“
Und schwupp hatte ich ein Date mit Vanessa. Um halb Sechs. So schnell geht das. Zum Glück ist direkt neben dem Frisörladen ein Blumengeschäft – was anderes zu besorgen wäre in der Kürze der Zeit nicht drin gewesen.
Ganz zu Anfang wurde ich gefragt, ob ich etwas trinken möchte. Weizenbier hatten sie aber nicht und bei Caipirinha mussten sie auch passen. Ich nahm dann ein Wasser, ließ es aber demonstrativ unangetastet. Mein stiller Protest gegen nicht erfüllte Getränkewünsche bei Frisören. Anschließend fragte Vanessa, ob wir Haare waschen sollen und ich sagte ja. Sie hatte so schöne lange schwarze Haare; wer will die nicht einseifen und dabei mit den Fingern durchwuscheln. Tatsächlich ging es aber nur um mich und meine wenigen Resthaare, die Vanessa dann gewaschen hat. So kam wenigstens einer von uns beiden in den Genuss des Haarewuschelns, was ein bisschen unfair ist, denn ich war derjenige, der am Ende die Rechnung bekam. Aber wer kann Vanessa schon böse sein…
Der Rest war unspektakulär. Ich war wahrscheinlich der langweiligste Kunde des ganzen Tages in diesem doch eher hippen Tempels des Coiffeurismus. Macht aber nichts, dafür sind meine Haare jetzt auf normalem Level (und von Vanessa gewaschen, geschnitten und gefönt), ich habe eine Kunden-Rabattkarte mit schon zwei Stempeln drin und bin um die Erfahrung reicher, dass – sollte es mich nach Weizenbier oder Caipirinha dürsten – der Besuch bei einem Frisör der falsche Weg ist, dieses Verlangen zu befriedigen. Wieder eine Information mehr im Buch der Wissens. Haare schön, Wissen erweitert. Viel mehr kann man von einem Mittwoch nicht erwarten, finde ich.
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